Hybridfleisch ein guter Ansatz für Fleischverzicht?
Bei gemischtem Hackfleisch zum Beispiel denkt man eigentlich wohl eher an eine Mischung aus Rind- und Schweinefleisch. Doch inzwischen ist eine neue Variante in Supermärkten und Discountern immer mehr auf dem Vormarsch. Hackfleisch und andere Fleisch- und Wurstprodukte, die ungefähr zur Hälfte aus Gemüse bestehen. Diese neuen Produkte bezeichnet man als Hybridfleisch.
Bei Hybridfleisch handelt es sich nicht um Fleischersatz, wie es ihn schon seit Jahren gibt, sondern um eine Art Kompromiss. Die Produkte bestehen nicht zu 100% aus Fleisch, sind aber eben auch nicht vegetarisch. Hierzu wird Fleisch gemeinsam mit Zutaten wie Paprika, Möhren, Soja oder Jackfrucht verarbeitet, gemischt und dann zu Fleischwurst, Wiener Würstchen, Salami oder Hackfleisch verarbeitet, eine Fleisch-Gemüse-Mischung sozusagen. Bei allen Produkten besteht der tatsächliche Fleischanteil wohl nur noch bei 50-60%.
Im Januar bieten sowohl Aldi als auch Lidl solches Hybridfleisch in der Werbung an. In den Angeboten befindet sich zum Beispiel ein Hackfleisch aus Rind und Jackfrucht. Aber diese beiden Discounter sind nicht die Ersten. Seit Mitte 2021 verkauft die Schweizer Supermarktkette Migros unter „The Mix“ schon diverser solcher Produkte und auch Rewe mit „Better half“ und Netto mit „Less Meat“ haben dieses Konzept schon in ihr Produktsortiment aufgenommen.
Was haltet ihr von Hybridfleisch? Könnt ihr euch vorstellen, dass dieses Konzept ein guter Ansatz ist um Fleischliebhaber zu weniger Fleischkonsum zu bewegen? Habt ihr solches Hybridfleisch schon gekauft bzw. gegessen?
Die Idee klingt ja an sich nicht schlecht, und ich könnte mir vorstellen, solche Produkte zu testen, sofern gutes Gemüse verwendet wird und dieses auch noch irgendwie als solches erkennbar ist. Ich denke, dass eine Hackfleisch-Gemüsemischung ganz gut schmeckt, und man kann das ja auch selbst mischen. Wobei ich kein großer Konsument von Hackfleisch bin (ich esse selten Burger oder Wurst), aber ich könnte mir vorstellen, selbst so eine Mischung zuzubereiten, wenn mal ein Hackfleischgericht gekocht werden soll. Ansonsten ist es ja ohnehin nicht unüblich, Gerichte mit viel Gemüse quasi zu strecken, beispielsweise bei Geschnetzeltem oder asiatischen Speisen.
Ich kenne solche Produkte bislang nur aus der Werbung. Im Laden sind sie mir noch nicht aufgefallen, aber ich habe auch nicht explizit danach Ausschau gehalten. Womöglich würde ich sie sonst doch schon im aktuellen Sortiment entdecken.
Prinzipiell finde ich die Idee nicht verkehrt, denn ich persönlich mische gerne Gemüse und Fleisch in meinen Gerichten. Warum sollte man also nicht auch gleich eine solche Basis nehmen, die beides vereint? Mir ginge es dabei tatsächlich aber weniger um die Reduktion meines Fleischkonsums, da dieser ohnehin relativ niedrig ist, sondern um den Geschmack. Dafür müsste ich nun natürlich erstmal testen, ob mir diese Hybrid-Varianten überhaupt zusagen oder nicht. Ansonsten würde ich dann doch lieber weiterhin dabei bleiben, mir meine Speisen selber aus den jeweiligen Anteilen zusammenzusetzen.
Ich habe dieses "Hybridfleisch" auch in der Werbung gesehen und einen Lachanfall bekommen. Zu meiner Kindheit nannte man das "Strecken" von Fleisch mit Gemüse, weil man eben nicht so viel Geld hatte, aber die ganze Familie satt bekommen musste. Bei uns war es gang und gäbe, etwa in den Hackbraten noch Möhren rein zu raspeln. Oder in die "Krümelsoße" (gebratenes Hackfleisch mit Tütensoße) kamen noch Gemüsewürfel, damit es mengenmäßig eben mehr wurde.
Das hatte nichts mit dem Geschmack zu tun oder damit, dass Gemüse gesund war. Es hatte einfach damit zu tun, dass Fleisch zumindest damals das Teuerste am Essen war und meine Mutter es so gestreckt hat. So gab es für alle eine gute Portion und das Gemüse fiel geschmacklich nicht auf, was insbesondere für die Männer der Familie wichtig war.
Insofern hat meine Mutter die Familie über viele Jahre mit "Hybridfleisch" ernährt. Der Fleischkonsum ist aber nicht weniger geworden. Ganz im Gegenteil: Mein Vater und dann auch mein Bruder aßen bzw. essen hauptsächlich Fleisch und kaum etwas anderes. Sobald mir das bewusst wurde, dass im Essen auch Gemüse ist, hab ich dann erst mal auch eher mehr davon gegessen. Es schmeckte ja gut, es war gesundes Gemüse drin.
Und ich denke, das wird jetzt genauso passieren, wie es auch mit den Light-Produkten immer noch passiert: Man denkt, es ist gesünder, anteilsmäßig ist es ja nicht mehr so viel Fleisch und deshalb kann man beherzt zugreifen. Ich glaube nicht, dass man einen eingefleischten Fleischesser durch "Hybridfleisch" dazu bringen kann, in Zukunft eben eine Möhre zu essen mit dem Argument, zusammen mit Fleisch hat es die Möhre ja auch geschmeckt.
Ich sehe das ganze als reine Marketingstrategie. So können dann sogar recht preiswerte Möhren zum teuren Preis von Fleisch verkauft werden! Und der dumme Verbraucher fällt drauf rein, denkt sich, Gemüse ist ja gesund - und registriert mal wieder nicht, dass er einerseits viel zu viel für billiges Gemüse zahlen soll und dafür oben drauf auch noch jede Menge Zusatzstoffe bekommt! Sinnvoller wäre es da, wenn man bei der Zubereitung eben selbst eine frische Möhre in sein Essen reiben würde. Aber das ist dem Verbraucher ja zu viel Arbeit.
Ich finde das pervers! Erst züchten und schlachten Abermillionen Tiere, von denen wir nur wenige Edelteile nutzen und machen mit den Resten die Landwirtschaft in der Dritten Welt kaputt. Und das Bisschen, was wir von den Produktionsmassen strecken wir jetzt auch noch mit Gemüse, damit wir weniger Fleisch essen. Da darf das Gemüse ruhig exotisch sein, Jackfruit erinnert ja so schön an Fleisch. Und dass weniger Fleisch nicht weniger Tier heißt, ist auch ziemlich unerheblich. Hauptsache das Zeug sieht aus wie reines Hachfleisch und schmeckt auch so und man kann sich hübsch auf die Schulter klopfen, wie umweltfreundlich und gesund man doch isst.
Dabei würde man erheblich weniger Tier essen, wenn man den Fleischkonsum beibehält, aber statt nur Edelteilen und Gemüsehackfleisch alle Teile konsumiert. Da würden die 50 Millionen Schweine sofort auf 25 Millionen fallen. Das wäre super für die Umwelt und die Schweine hätten sofort doppelt so viel Platz, was eine artgerechte Stallausstattung möglich machen würde.
cooper75 hat geschrieben:
Dabei würde man erheblich weniger Tier essen, wenn man den Fleischkonsum beibehält, aber statt nur Edelteilen und Gemüsehackfleisch alle Teile konsumiert. Da würden die 50 Millionen Schweine sofort auf 25 Millionen fallen. Das wäre super für die Umwelt und die Schweine hätten sofort doppelt so viel Platz, was eine artgerechte Stallausstattung möglich machen würde.
Das stimmt, und das war noch zu meiner Kindheit üblich gewesen. Wir haben zwar nicht jeden Tag Fleisch gegessen, aber trotzdem nicht ständig Gemüsegerichte, sondern eben Zubereitungen aus Knochen, Innereien, Schwänze, Zungen und Ohren. Damals wurden noch viele Teile der Tiere verwendet und gegessen.
Mir scheint, dass heutzutage viele Leute die Nase rümpfen beim Thema Innereien. Wenn ich hin und wieder erzähle, dass mir Lüngerl eigentlich gut schmeckt, ernte ich oft angewidertes Kopfschütteln. Dabei könnte man damit eigentlich recht gut zu einer Reduktion der geschlachteten Tiere beitragen, wenn man wieder verstärkt Geschmack an Innereien finden würde
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