Hundeimport nach Deutschland zu empfehlen?

In meiner Nachbarschaft möchte ein Ehepaar einen Hund aus der Türkei importieren. Zustande gekommen ist der Kontakt über das Internet. Es soll sich bei den Hundeverkäufern wohl um eine Art Tierschutzorganisation handeln, welche die Herrenlosen Hunde in guter Obhut wissen will.

Ihnen wurde auch ein Video des knapp zweijährigen Hundes überspielt und darin sah er zwar etwas abgemagert aus, aber das muss ja nichts bedeuten. Kosten soll der Hund 400€ und wird wohl auch zum Flughafen Köln gebracht, wo er dann in Empfang genommen werden kann.

Klingt ja soweit alles gut und schön, aber sind denn solche Hundeimporte zu empfehlen? Würdet ihr so etwas machen oder seht ihr da irgendwelche Risiken?

Ob das sinnvoll ist, einen Hund aus der Türkei zu adoptieren, das hängt extrem vom Einzelfall ab. Zuerst muss man wissen, dass das Einfangen und Vermitteln von Straßenhunden die Situation für die Hunde eher verschlechtert.

Weggefangene Hunde machen Platz für mehr Nachwuchs. Sinnvoll sind Aktionen, bei denen die Hunde kastriert und wieder an ihrem angestammten Platz freigelassen werden. Also ist es nur sinnvoll, wenn man so einen Hund von einer Organisation erwirbt, die nachhaltig den Zustand im Land verändert.

Wenn das Ziel der Arbeit darin liegt, dass Säuberungen von staatlicher Seite unterlassen werden und die kastrierten Tiere in Ruhe leben können, wenn die Bevölkerung zum Aufpassen oder Kastrieren angeregt wird und wenn etwas gegen die Zustände in dem kommunalen Tierheimen unternommen wird, dann kann man diese Arbeit durch die Adoptionsgebühr unterstützen.

Wenn die vermittelnde Organisation nicht so handelt und nur Hunde "rettet", dann sollte man die Finger davon lassen, weil man das Elend vor Ort verschlimmert. Aber das ist natürlich nicht der einzige Haken an einem Hund aus der Türkei.

Man weiß nichts über die Gesundheit des Tieres. Kranke Hüften oder Ellbogen und ähnliche Dinge werden ziemlich teuer. Dazu besteht ein hohes Risiko für verschiedene Mittelmeererkrankungen, die dauerhaft überwacht und regelmäßig oder täglich behandelt werden müssen.

Die meisten Organisationen machen nur den billigeren Schnelltest, der wenig Sicherheit bietet. Außerdem können sie die Hunde meist nach dem Test bis zum Flug vor einer Infektion schützen. Dazu fehlen die Mittel und die Räumlichkeiten.

Dazu kommt die Frage, wie des Wesen des Tieres ist. Auf dem Land frei aufgewachsene Tiere sind in Deutschland oft überfordert und haben ständig Panik. Dazu haben viele Hunde sehr schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht.

Das heißt nicht, dass man nicht einen tollen Hund bekommen kann. Aber man sollte bereit sein, viel Geduld, Geld und Zeit zu investieren und vielleicht die eine oder andere charakterliche Macke zu akzeptieren. Denn man bekommt eine Wundertüte, die vielleicht dauerhaft krank oder schwer zu führen ist.

Ich wundere mich immer wie blöd die Menschen sind. Es gibt folgende Möglichkeiten:

1. Deine Nachbarn zahlen die 400 Euro, kriegen weder einen Hund noch ihr Geld zurück. Möglicherweise wollen die Betrüger auch noch mehr Geld.

2. Deine Nachbarn zahlen 400 Euro für einen nicht geimpften und nicht gechipten Hund wo kein Mensch weiß, wo der eigentlich herkommt.

3. Den Hund gibt es wirklich. Er mag auch gechipt und geimpft sein, trotzdem weiß niemand wo das Geld bleibt (denn bei 400 Euro wird irgendwo Geld versickern, für eine Impfung und Chip zahlt man in der Türkei keine 100 Euro, der Flug ist meist kostenlos), wo der Hund herkommt und welchen Charakter das Tier hat weiß auch niemand.

Natürlich würde ich das nicht machen. Wir kaufen ja auch kein Auto über das Internet. Aber ein Lebewesen online bestellen? Also irgendwo hört es doch wohl auf.