Horrorszenarien zum Brexit übertrieben?
Die Börsen haben nach dem Abstimmung zum Brexit eine kleine Talfahrt gemacht. Es gibt nun eine Reihe von Horrorszenarien, die uns wohl alle darauf einstimmen sollen, dass mal wieder die weniger Betuchten den Gürtel enger schnallen sollen. Da werden Berechnungen angestellt, dass auch die deutsche Wirtschaft einen riesigen Schaden erleidet.
Aber wie realistisch sind solche Berechnungen? Ich habe da eine schöne Einschätzung des DIW gesehen. Nun hat das DIW allerdings auch noch ältere Beiträge im Netz, wo noch drin steht, dass der Mindestlohn zu massiven Arbeitsplatzverlusten führt, Bei den meisten anderen Instituten ist es ebenso. Außerdem hat die Schweiz schon den Eintritt in die EU per Volksabstimmung abgelehnt und existiert immer noch, obwohl sie faktisch von der EU umgeben ist.
Habt ihr auch den Eindruck, dass hier nur Panikmache betrieben wird, um Nachahmer abzuschrecken und dass diese Berechnungen extrem übertrieben sind? Was könnte es noch für Gründe geben, um so zu übertreiben? Sollen uns etwas so wieder diverse Leistungskürzungen verkauft werden?
Nachdem es das erste Mal ist, dass ein Land sich für den Exit entschieden hat, vermute ich, dass noch niemand so genau weiß, was wirklich kommen wird. Klar kann man das alles vorher durchrechnen, aber das werden alles hypothetische Szenarien sein.
Klar kann man das alles durch hoch komplizierte Software ausrechnen lassen. Aber auch der beste Computer mit der ausgeklügelten Software weiß nicht, was in den nächsten Jahren politisch noch passieren wird. Die Zahlen sind zum Beispiel total hinfällig, wenn nächstes Jahr ein Krieg in der EU entstehen würde. Oder wenn sich andere Länder entschließen würden, dem Beispiel der letzten Abstimmung zu folgen.
Letztlich würde es mich aber durchaus nicht überraschen, dass mal wieder die Leute da Profit draus schlagen, die wirtschaftlichen Einfluss und reichlich Vermögen haben, während die Kosten das normale Volk trägt. Aber das hat nicht ausschließlich die Ursache darin, ob ein Land austritt oder nicht, sondern eher darin, dass die Spielregeln unseres Wirtschaftssystems so sind wie sie sind.
Und dass das Pfund jetzt so an Wert verloren hat, ist ja auch kein Naturgesetz. Wenn die Leute an der Börse das so entscheiden, passiert das so. Theoretisch hätte das Pfund ja auch an Wert gewinnen können, wenn das die Leute an der Börse gewollt hätten. Von daher finde ich in dem Zusammenhang auch interessant die Börse nicht als Ding zu betrachten, sondern sich gezielt zu fragen, was die Börsianer damit bezwecken, dass sie sich genau so entschieden haben. Denn grundlos passiert so etwas nicht!
Ich denke auch, dass das übertrieben ist. Da haben die Börsen eben kurz nachgegeben. Was sagt das schon. Die erholen sich doch bereits wieder. Und der handel mit England wird vermutlich genauso weitergehen wie vorher. Da wird gar nichts groß passieren. Das ist wirklich Panikmache.
Die "Talfahrt" an den Börsen war eigentlich nur eine kleine Korrektur der Kurssteigerungen kurz vor dem Referendum. Der DAX und Euro Stoxx stehen jetzt etwa auf dem Niveau von Mitte Juni. Zu dieser Zeit wurde die Wahrscheinlichkeit eines Brexit noch ziemlich gering angesehen. Das kann man so interpretieren, dass der Markt die Auswirkungen des Brexit nicht schlimmer ansieht als vor dem Referendum.
Allerdings war am Freitag noch nicht klar, dass die Briten nun auf Zeit spielen wollen und es gar nicht so eilig mit dem Brexit haben und vielleicht sogar die Möglichkeit besteht, dass er abgesagt wird. Das schafft zusätzliche Unsicherheit, die am Montag sicherlich an den Aktienmärkten zu spüren sein wird.
Natürlich wird der kleine Mann solche Unsicherheiten eher zu spüren bekommen. Der Verlust des Arbeitsplatzes, selbst wenn er nur vorübergehend ist, ist eben schlimmer als ein kurzzeitiger Wertverlust im Depot. Und Arbeitsplätze werden durch den Brexit sicherlich an der ein oder anderen Stelle verloren gehen.
Ein Vergleich mit der Schweiz ist völlig unsinnig, da die Wirtschaft dort völlig anders funktioniert und sie auch nie EU-Mitglied waren. Allein die Tatsache, dass der Franken steigt, während das Pfund gefallen ist, sollte eigentlich ganz klar zeigen, dass die Verhältnisse völlig anders sind. Mit dem hohen Franken hat die Schweizer Wirtschaft trotzdem sehr zu kämpfen, was für die Bürger dort auch spürbar ist.
Der Großteil der Vorhersagen dürfte so wie prophezeit nicht eintreten. Ich kann mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen das es riesige Einschnitte für die Engländer geben wird, selbst bei kleinen Nachteilen bin ich mir nicht sicher ob da überhaupt was kommt. Sicherlich werden die zuständigen Beamten dort für beide Seiten gute Verträge und Abkommen schließen bevor die Mitgliedskarte eingezogen wird.
Sorry, aber was haben die Folgen eines EU-Austritts Großbritanniens mit dem individuellen Demokratieverständnis zu tun? Man kann die Folgen absehen, wenn die Bedingungen verhandelt und der Austritt erfolgt ist. Vorher weiß man wenig, weil nicht einmal klar ist, ob der Austritt erfolgt.
Übrigens ist das mit dem Demokratieverständnis und der Mehrheit so eine Sache. Eine knappe der Wähler hat für den Brexit gestimmt. Eigentlich ist das Volk gespalten und es gibt keine echte Mehrheit. Dazu kommen die Nichtwähler. Schon ist die knappe Mehrheit nur eine große Gruppe, der eine ähnlich große Gruppe gegenübersteht. Die echte Mehrheit des Volkes ist es nicht.
Wie es mit der Schweiz ist, das ist eine Frage der Sichtweise. Als drittgrößter Handelspartner der EU nach den USA und China wäre es natürlich einfacher, nicht immer über alles und jedes langwierig und aufwendig verhandeln zu müssen. Nur dafür geben die Schweizer ihre Neutralität und Souveränität eben nicht auf.
Hier werden mal wieder Äpfel mit Birnen verglichen und das ganze wird dann irgendwie zu einem Obstsalat zusammen gerührt. Die Schweiz ist nie aus der EU ausgetreten und hat außerdem in vielen Bereichen Verträge mit der EU, also dient sie als Vergleich für den Effekt, den ein EU-Austritt haben könnte überhaupt nicht.
Die Kreditwürdigkeit von Großbritannien wurde zum Beispiel gerade herabgestuft Aufgrund des drohenden Austritts, was dazu führt, dass es direkt teurer wird für das Land sich Geld zu leihen, so etwas ist der Schweiz nie passiert.
Und was ich gar nicht verstehe ist die Verschwörungstheorie von der "Panikmache". Es ist doch nicht so, dass alle Wirtschaftsforscher von irgendeiner ominösen Macht beeinflusst werden oder irgendeine Agenda haben. Man kann doch ganz einfach schauen wer eine Aussage tätigt und für wen der arbeitet. Die New York Times hatte diese Woche zum Beispiel einen guten Artikel und denen kann man nun wirklich nicht unterstellen, dass sie dir die Kürzungen deiner staatlichen Leistungen verkaufen wollen.
Davon abgesehen haben Börsenkurse für mich recht wenig Aussagekraft., das ist doch inzwischen ein reiner Zockerclub. Man kann da ja auch mit Wetten auf fallende Kurse Gewinne machen und solche Sachen. Das hat mit der Realität doch überhaupt nichts mehr zu tun.
Ich verwende das Wort Panikmache auch deshalb so gerne, weil es im Zusammenhang mit den Flüchtlingskrise so gerne genannt wurde und weil allen Kritikern Panikmache unterstellt wurden, wenn sie zum Beispiel vor IS-Terroristen unter den Flüchtlingen gewarnt haben. Daher setzte ich dieses Wort auch ganz gezielt ein.
Es braucht hier überhaupt nicht zu einer solchen Krise zu kommen und es darf nun auch nicht darum gehen, die Briten für eine demokratische Entscheidung abzustrafen. Mit etwas gegenseitigem guten Willen geht schon einiges und mit einer Blockadehaltung gegenüber den Briten schaden wir uns nur selber.
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