Hohe Durchfallquote – Lehrer Schuld oder Schüler?

vom 10.03.2015, 19:27 Uhr

Ich hatte in der Oberstufe einen Biologielehrer, der auch Chemie unterrichtet hat und der hatte immer eine verdammt hohe Durchfallquote. Es war echt nicht selten, dass von 30 Leuten in einer seiner Klausuren nur 6 Personen eine vier geschrieben hatten und der Rest eben eine 5 oder eine 6. Dieses Phänomen soll gerade bei diesem Lehrer sehr normal gewesen sein, wie mir meine Mädels berichteten.

Meine Freundinnen sind ja die ganze Mittelstufe über schon auf dem Gymnasium gewesen, während ich erst zur Oberstufe auf diese Schule gewechselt bin. Schon in der 7. Klasse gab es wohl so hohe Durchfallquoten und derartig schlechte Klassenspiegel bei ihm und es war eher ein Wunder und eine ziemlich seltene Ausnahme, wenn jemand eine bessere Note hatte als die anderen Mitschüler aus der Klasse.

An meiner alten Universität habe ich auch derartige Phänomene mitbekommen. So hatte ich einen „Lieblingsdozenten“ in einer der drei Grundvorlesungen, bei dem die Durchfallquote jahrelang konstant bei 82% lag. Bei einem anderen Dozenten, dessen Fach nicht zu den Hauptfächern gehörte aber dennoch laut Modulhandbuch verpflichtend für uns war, lag die Durchfallquote bei 95%. Es gab sehr viele Studenten, die mit ihrem gesamten Studium fertig waren, inklusive Bachelor-Arbeit, aber ausgerechnet an diesem Modul dann gescheitert sind.

Es gab damals auch einige Beschwerden bei den Mentoren und es wurde dann sogar auf einer Konferenz darüber gesprochen und die Dozenten wurden eben kontaktiert und mit der Situation konfrontiert, eben um das Studium zu verbessern und damit die Durchfallquote gesenkt wird. Allerdings haben derartige Verbesserungsversuche nie gefruchtet und sie waren alle vergebens.

Ich finde es schon ziemlich heftig, wenn die Durchfallquoten so hoch sind. Gerade bei so vielen Studenten bzw. Schülern schließe ich persönlich kollektive Faulheit einfach aus. Es gibt ja immer bessere und schlechtere Schüler und auch Studenten. Daher hat eine derart hohe Durchfallquote für mich persönlich immer etwas mit dem Versagen einer Lehrperson zu tun, auch wenn das hart klingt.

Wie denkt ihr darüber? Sind bei derartig hohen Durchfallquoten in euren Augen eher die Lehrer oder die Schüler Schuld? Wo liegt die Ursache für derartig hohe Durchfallquoten und wie könnte man sie in euren Augen bekämpfen? Gab es solche Fälle auch zu euren Schul-/Studienzeiten? Wie habt ihr darauf reagiert?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In vielen Studiengängen gibt es einzelne Kurse, die als Killerfächer gelten. Sie werden im Prinzip zum Aussortieren der schlechteren Studenten genutzt. Dafür sind eben nicht alle Fächer geeignet. Deshalb sind oft ein Großteil der Fächer relativ einfach und es eben nur diese einzelnen Prüfungen gibt, die eine sehr hohe Durchfallquote haben.

Ich kenne es aber eher so, dass diese Fächer spätestens im dritten Semester statt finden und kaum jemand bis zur Abschlussarbeit kommt, wenn er dieses Fach nicht schafft.

Manchmal gibt es aber auch Professoren, die einfach schlecht lehren können oder kein Interesse an der Lehre haben. Die stellen dann oft einfach unnötig schwere Klausuren und prahlen dann noch mit der hohen Durchfallquote. Die Vorlesung ist dann aber auch richtig mies.

In beiden Fällen haben aber die Schüler beziehungsweise Studenten keine Schuld, außer dass sie vielleicht im ersten Fall einen Studiengang gewählt haben, der zu anspruchsvoll ist.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Bei uns an der Schule gab es damals auch einen Biologielehrer, der sich für seine scharfe Benotung nicht beliebt machte. Zu der Zeit hatte ich auch Biologie noch als Leistungskurs ins Auge gefasst und hatte mich sogar mit Klassenkameraden in der Wolle, weil diese meinten, ich müsse nach dem Fachbereich und nicht nach dem Lehrer entscheiden.

Zu meiner Zeit gab es aber die elfte Klasse noch zur Orientierung und ich hatte ihn dort auch schon. Ich hatte eine Klausur bei ihm mit einer Eins geschrieben, wobei er aber nichts besseres zu tun hatte, als mir mitzuteilen, er könne mir nicht nachweisen, dass ich gemogelt hätte. Das nahm ich übel, denn das hatte ich nicht. Für mich war aber das Thema Biologie bei diesem Vertreter abgehakt.

Nun hatte dieser Typ aber eben auch die Anforderung, dass man nicht nur das rein Fachliche gut verstand, sondern er bestand darauf, dass Texte einhundertprozentig gut geschrieben wurden und Aussagen eindeutig und unmissverständlich waren. Wer das nicht konnte, hatte später ein Problem, weil der Lehrer da selten zugunsten des Schülers las.

Wo sieht man da jetzt die Schuld? Schüler, die sich nicht ausdrücken können? Deutschlehrer, die es ihnen nicht vorher beigebracht haben? Oder ein völlig verbohrter Biologielehrer? Wahrscheinlich in der Mitte.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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