Höhere Abgabenlast für Gutverdiener gerechtfertigt?
Laut einer aktuellen Umfrage sind knapp zwei Drittel der Deutschen dafür, dass man die Sozialabgaben für Gutverdiener erhöhen könne. Mit diesen Mehreinnahmen sollen dann wohl die klammen Sozialkassen etwas aufgebessert werden. Angesichts dessen, dass wir doch so schon eine sehr hohe Steuerlast haben, finde ich es nicht ok, dass dann wie meistens immer die „Gutverdiener“ herangezogen werden. Was haltet ihr denn davon, dass die Gutverdiener eine höhere Abgabenlast aufgebürdet bekommen sollen? Wärt ihr auch dafür oder dagegen?
Was haben denn die Steuern mit den Sozialabgaben zu tun? Bei den Sozialabgaben sind Besserverdienende doch absolut privilegiert. Während Menschen mit weniger Verdienst auf das gesamte Einkommen Sozialabgaben abführen müssen, sind Einnahmen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze abgabenfrei. Dazu kann man sich der gesetzlichen Krankenversicherung komplett entziehen. Ist das fair?
Die Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung macht Sinn, weil sonst auch sehr hohe Renten gezahlt werden müssten. Ich weiß nicht, ob das insgesamt für die Rentenkasse gut ist. Die Sehrgutverdiener leben ja auch meistens länger. Außerdem geht man davon aus, dass Sehrgutverdiener selber für eine zusätzliche Rente sorgen können und daher später dem Sozialsystem nicht zur Last fallen.
Bei der Krankenversicherung bin ich auch dafür, dass jeder einzahlen sollte, also auch Beamte und Sehrgutverdiener. Da würde ich die Beitragsbemessungsgrenze höher ziehen. Ganz abschaffen geht wahrscheinlich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass es da grundgesetzliche Einschränkungen gibt. Genauso wird eine progressive Erhöhung abhängig vom Einkommen schwierig sein, fände ich auch nicht richtig.
Steuern sind was völlig anderes, das sind ja keine Sozialabgaben. Da besteht eh Reformbedarf.
Blümchen, das ist doch nicht in Stein gemeißelt. Das Rentensystem der Niederlande gilt beispielsweise als eines der besten der Welt. Da erwirbst du deinen Grundrentenanspruch allein durch das Leben im Land. Finanziert wird das durch die Beitragszahlung der arbeitenden Bevölkerung. Da müssen Besserverdienende kräftig einzahlen, heraus kommt eine Einheitsrente. Und die fällt beispielsweise ähnlich wie unser Bürgergeld für Paare niedriger aus als für Singles.
Das ist sozusagen der Kaffee der sogenannten Cappuccino Rente. Die betriebliche Altersvorsorge gibt die Sahne dazu und wer sich private Altersvorsorge leistet, bekommt den Kakao obendrauf. Das ist tatsächlich eine Gemeinschaftsleistung, bei der starke Schultern mehr tragen, ohne dass die mehr Leistung bekommen.
cooper75 hat geschrieben:Dazu kann man sich der gesetzlichen Krankenversicherung komplett entziehen. Ist das fair?
Was ist daran unfair? Wer nichts einzahlt, kann ja dann auch keine Leistungen bekommen. Nur diese Menschen werden dann später das böse erwachen haben, wenn die privaten Versicherungen immer teurer werden. Ich sehe das aktuell bei einem ehemaligen Beamten, der sich für sehr toll hielt als privat Krankenversicherter. Da war er auch noch gesund. Jetzt darf er erst mal alle Rechnungen und Medikamente selbst bezahlen und bekommt erst über seinem Selbstbehalt erstattet.
Aber insgesamt bin ich der Meinung, dass man das nicht so einfach pauschalisieren sollte. Nur weil man mehr verdient, gleich mehr zahlen zu müssen. Was man ja eh schon macht, da die Sozialabgaben nach Prozenten berechnet werden.
Vielleicht sollte man eher mal schauen, wo bei den Krankenkassen das Geld so versickert. Wenn ich das allein bei uns so betrachte, wo man drei Mal den selben Fragebogen geschickt bekommt, weil man die zuerst ausgefüllten Unterlagen irgendwo versemmelt hat. Auch die zweite Antwort, welche direkt vor Ort abgegeben wurde, hat sich innerhalb der Verwaltung in Luft ausgelöst.
Ähnliches erlebe ich schon seit Jahren bei meiner Rentenkasse. Alles was man per Post schickt, geht zwischen Poststelle und Bearbeiter auf wundersame Weise verloren. Per Mail klappts komischerweise immer recht gut.
Punktedieb, warum müssen nur Menschen mit Einkommen unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze die Gesundheitskosten für Kinder, nicht arbeitende Partner, Langzeitarbeitslose oder anerkannte Flüchtlinge über ihre Krankenkassen finanzieren? Es ist also fair, dass Besserverdienende sich dem entziehen können? Warum finanzieren die Pflichtversicherten in der gesetzlichen Rentenversicherung zwangsweise die ganzen versicherungsfremden Leistungen? Das ist deiner Meinung nach fair? Und es ist fair, dass kleine Einkommen voll zahlen müssen, während Einkommen ab einer bestimmten Höhe gar nicht berücksichtigt werden und viele Einkommensarten, die eben nicht Erwerbsarbeit sind, auch nicht?
Wenn ich mir meine gesamten Abzüge anschaue, dann sind Sozialabgaben für mich auch Steuern. Ist doch egal wie man das Kind nennt und ich finde es auch nicht gerecht, immer die Gutverdiener heranzuziehen. Wer strebsam und fleißig ist, der wird regelmäßig zur Kasse gebeten und die Tunichtgute profitieren noch davon. Klingt hart, aber ist so.
Die Definition der "Besserverdienenden" müsste einmal genauer unter die Lupe genommen werden. Wenn es sich nur um den reinen Umsatz handelt, den ein Einzelhändler so im Schnitt macht, kommt er leicht in höhere Ziffern hinein. Das ist dann aber nicht der Reingewinn, der nach Abzug allen möglichen Kosten übrig bleibt.
Dann gibt es Betriebe, bei denen der Umsatz saisonbedingt stark schwankt. Jetzt den Spitzenumsatz im Sommer bei einem gastronomischen Betrieb zur Berechnungsgrundlage zu machen, finde ich nicht korrekt.
Wenn man nun Gut- oder Besserverdienende meint, dann herrscht die Meinung vor, dass es sich meistens um diejenigen handelt, die stets über ein überdurchschnittliches, frei verfügbares Geldvolumen verfügen, mit dem sie sich einen Luxus leisten können, der anderen, auch schwer arbeitenden Leuten nicht zur Verfügung steht.
Die aufkommende Frage ist eben, einerseits für eine gerechte Umverteilung der Vermögen zu sorgen, andererseits aber das Gewinnstreben nicht abzuwürgen. Hier den richtigen Spagat hinzubekommen, ist nicht so leicht. Jedenfalls hätte ich auch keine Patentlösung dafür anzubieten. Letztendlich läuft das dann wieder in Richtung Politik. "Derjenige, der mehr hat, soll demjenigen, der weniger hat, auch etwas abgeben, damit derjenige, der weniger hat, auch ein wenig mehr hat." Lautete der sozialistische Wahlspruch der jungen Pioniere. Oder war es das hier.
Gorgen, würdest du uns bitte einmal verraten, was deine Ausführungen mit den Sozialabgaben zu tun haben? Und was um Himmels Willen hat der Umsatz eines Unternehmens mit dem Einkommen des Unternehmers zu tun? Dessen Sozialabgaben berechnen sich, falls er überhaupt sozialversicherungspflichtig ist, nun wirklich nicht am Umsatz.
@cooper75: Wenn du nach Fairness rufst, dann sollte das auch an die richtige Adresse geschickt werden. Und nein, ich finde es nicht fair, dass die medizinischen Kosten für anerkannte Flüchtlinge über die normalen Krankenkassen laufen. Auch das ist ein Kostenpunkt, der geändert werden müsste. Aber in dem Bereich müsste sich viel mehr tun, als nur die Krankenkassen zu entlasten bzw. dafür zu sorgen, dass auch diese Menschen Einzahler werden. Nur sind das Themen die nur die Regierung ändern kann.
Da ich aber entscheiden konnte, ob ich freiwillig in der gesetzlichen Krankenkasse bleibe oder mich privat versichere, habe ich mich für den sauren Apfel entschieden, dass ich da Menschen mitfinanziere von denen nie ein Cent gekommen ist oder kommen wird. Kommt mich aber auf lange Sicht immer noch günstiger, als wenn ich die private Versicherung wählen würde.
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