Hochwertige, teure Särge und Urnen oder Billigvariante?

vom 15.01.2015, 14:25 Uhr

Wenn ich in Beerdigungsinstitute manchmal sehe, was Särge und Urnen kosten, dann ist der Spruch, dass nicht mal der Tod umsonst ist schon richtig. Denn für manche Särge kann man ein Auto kaufen. Dabei kommen diese Särge in die Erde und man sieht diesen Sarg nur, wenn der Tote beerdigt wird. Auch die Urnen und Särge, die mit ins Krematorium gehen sind sehr teuer.

Es gibt von diesen Särgen auch Billigvarianten und ich muss sagen, dass wir so eine Billigvariante auch meiner Schwiegermutter gekauft haben, weil wir auch nicht wussten, was noch alles auf uns zukommt. Wir haben die Wohnung auflösen müssen und noch drei Monate Miete zahlen müssen und so kam auch viel auf uns zu.

Ich frage mich auch, warum man unbedingt dermaßen teure Särge kauft, die dann doch in der Erde verschwinden. Warum macht man das und warum gibt es überhaupt so pompöse Särge und Urnen, die man sowieso vergräbt? Ist es einfach für die Leute, die bei der Beerdigung dabei sind und das sehen? Ich muss sagen, dass ich sowieso eine andere Einstellung habe als viele. Für mich ist der Körper eine Hülle, die man auch in einem Tuch begraben könnte. Würdet ihr teure Särge kaufen oder denkt ihr für eure Angehörigen reicht auch die Billigvariante?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde teure Särge befremdlich. Letztlich ist das für mich Verschwendung. Der Tote hat nichts mehr davon, wenn er in edlem Gehölz und Samt und Seide liegt. Teure Särge kann ich höchstens dann nachvollziehen, wenn man beispielsweise einen Menschen bestattet, der öffentlich Zivilcourage gezeigt hat und dabei ums Leben kam, wenn der Sarg also öffentlich aufgebahrt wird und Menschenmassen Abschied nehmen. Aber für alle normalen Begräbnisse halte ich das für übertrieben. Das letzte Hemd hat nun mal keine Taschen, für niemanden.

Vielen geht es sicher ums Geld und um die Demonstration von Status. Ein toller Sarg macht schon was her. Und wenn man da nichts ordentliches kauft, kommt man als Angehöriger in manchen Kreisen sicher schnell ins Gerede, dass man dem Verwandten die Würde nimmt. Ich sehe das nicht so. Ich fände es aber sinnvoller, wenn man das ersparte Geld einer wohltätigen Organisation spendet, statt es zu verschleudern. Ich denke, dass das durchaus auch repräsentativ sein kann. Und ich werde dereinst in mein Testament mal aufnehmen lassen, dass ich keine pompöse Beerdigung wünsche.

Noch perverser finde ich, was zum Teil wohl in den USA erlaubt sein soll, dass sich Leute in Luxusautos statt in einem Sarg bestatten lassen. Klar ist das dann auch nicht unbedingt teurer als mancher Sarg, aber alleine schon die Größe des Grabes das gebuddelt werden muss und die Umweltverschmutzung durch das Eingraben von so viel Metall und Kunststoff finde ich unverantwortlich.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich weiß noch, wie ich vor dem Katalog saß, als mein Vater verstorben war. Und ich kannte da auch die Meinung von meinem Vater. Was sein muss, muss nicht unbedingt teuer sein. Gesehen hat man am Ende nur die Urne und die recht preiswert, aber trotzdem schön. Von daher sehe ich auch keine Notwendigkeit da mehr Geld auszugeben. Aber für manche Leute ist es eben eine Frage der Sicht von anderen Leuten. Da muss es eben einfach nur teuer werden, damit man sich damit brüsten kann.

Wie gesagt, gibt es auch bei den preiswerten Modellen sehr schöne Designs und das ist für mich viel wichtiger als der Preis. Man hat ja schließlich bei der Beerdigung kein Preisschild an Sarg oder Urne stehen, damit alle wissen, wie viel einem der Verstorbene noch wert war.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Also mich kann man auch gerne im Pappsarg beerdigen und erst recht einäschern. Die sind ja auch noch überraschend teuer. Aber vor allem musste dafür kein ganzer Baum dran glauben. Es ist einfach unsinnig, im toten Zustand noch mal ordentlich zu verschwenden und Kosten zu verursachen. Wenigstens dann sollte das doch endlich vorbei sein.

Meiner Meinung nach wird da der Schmerz ganz schön ausgenutzt oder zumindest bedient. Die Beerdigung wird meist nicht schon lange vorher geplant, sondern im größten Schmerz. Wenn das geliebte Familienmitglied gerade erst gestorben ist. Da ist man emotional aufgewühlt. Oft hat man Schuldgefühle, die erst mit etwas Abstand als unnötig empfunden werden. Man fühlt sich hilflos und möchte dem Verstorbenen noch so viel sagen. Ich denke, in der Stimmung wählen viele ein überteuertes Modell, dass sie ohne diesen emotionalen Ausnahmezustand auch für übertrieben erachten würden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Manchmal wünsche ihr mir die Verhältnisse eines anderen Landes hier bei uns. In den Niederlanden ist es Angehörigen erlaubt, selbst für den Sarg zu sorgen. Sie müssen sich lediglich an gewisse Auflagen halten, damit die Särge nicht schädlich für die Umwelt sind.

Es darf nach den Vorgaben selbst gebaut werden. Viele Anbieter liefern dort aber auch den Sarg direkt in den Haushalt des Verstorbenen. Schlichte Modelle kosten dort dann weniger als 400 Euro, trotz allgemein höherer Preise und höherer Mehrwertsteuer.

Übrigens darf man seinen Verwandten viel länger als hier im Haus behalten und dort aufbahren. Die Anziehen, Waschen und Einsargen dürfen ebenso die Angehörigen erledigen wie auch den Transport zum Krematorium. Das muss natürlich niemand, man kann auch einige Aufgaben oder alles an einen Bestatter abgeben.

Dazu ist man viel freier bei der Gestaltung der Trauerfeier und muss die Urne nicht beisetzen. Trotzdem verläuft es dort nicht pietätlos. Aber man nimmt viel mehr Rücksicht auf die Wünsche des Verstorbenen und der Familie. Außerdem kann man die Kosten viel besser steuern, ohne dass man das Gefühl bekommt, seinen Angehörigen preisgünstig "zu entsorgen", wie es hier bei Geldmangel oft entsteht.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich glaube nicht, dass die meisten Hinterbliebenen einen überteuerten Sarg aussuchen wegen der Verwandten oder anderen Leute. Sie werden es tun im Gedenken an den Verstorbenen, der einen besonders schönen Sarg haben soll.

Wir haben beim Tod meiner Schwester auch einen billigen Sarg gekauft, weil sie verbrannt werden wollte und die Asche sollte auf einer Wiese verstreut werden, also ohne jedes Zeichen, dass sie einmal gelebt hat. Sie wollte es so und hatte das schriftlich gemacht. Den Wunsch konnten wir nicht ganz erfüllen, da es die Möglichkeit auf einer Wiese verstreut nicht gab. So wurde sie verbrannt und bekam eine recht preiswerte Urne, die anonym auf einer Wiese unter einem Baum eingegraben wurde. Ich weiß zwar wo die Urne liegt, aber sonst niemand. Meine Schwester äußerte diesen Wunsch, weil sie nicht wollte, dass sich jemand verpflichtet fühlen sollte, ihr Grab zu pflegen.

Ich habe damals mit dem Bestatter gesprochen und ihn nach einem Pappsarg gefragt, wie ihn sich Bienenkönigin eventuell wünscht. Es kam mir wie eine Verschwendung vor, einen teuren Sarg - auch die preiswerten sind noch teuer - zu verbrennen. Ich habe ihn sogar gefragt, ob der Sarg bezahlt wird von den Angehörigen und anschließend der Tote ohne Sarg eingeäschert würde. Da war er ganz entsetzt und sagte, dass das nicht ginge. Um einen Menschen zu verbrennen, müsste man entsprechendes Material haben, also den Holzsarg. Deshalb würde auch ein Sarg aus Pappe nicht ausreichen für das Feuer. Ich hätte das Geld für den Sarg lieber an die Enkel verteilt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ein kleiner Ausweg für alle, deren Angehörigen den Wunsch haben, dass ihre Asche an einem bestimmten Ort verstreut wird. Das ist mit einer kleinen Aushebelung der Gesetze möglich.

Wenn man den Verstorbenen in den Niederlanden, zum Beispiel in Venlo, verbrennen lässt, dann gibt es einen kleinen Trick. Im Formular wird sich der deutsche Bestatter eintragen und angeben, dass er entweder die Asche abholt oder die Asche an sein Geschäft schicken lässt.

Das nimmt man erst einmal so hin. Wenig später teilt man dann dem Krematorium und dem Bestatter mit, dass man sich noch unsicher über die weitere Vorgehensweise ist und die Asche im Krematorium verbleiben soll.

Nach einigen Wochen holt man die Asche dann einfach selbst ab. Das ist in den Niederlanden erlaubt, für das Krematorium ist es normal und es ist nicht an deutsche Gesetze gebunden.

Mit der Einführung der Asche, dem Aufbewahren zu Hause oder dem Verstreuen in einem Wald oder auf einer Wiese begeht man lediglich eine Ordnungswidrigkeit. :whistle:

Nur sollte man sich nicht erwischen lassen, wenn man die Asche zu Hause behalten möchte. Die würde dann nämlich zwangsweise auf einen Friedhof überführt. Allerdings wird man nur entdeckt, wenn einen ein netter Verwandter anschwärzt ...

Günstig ist es, die Asche zu verstreuen und nur einen kleinen Teil in einem Anhänger oder ähnlichem zu behalten, wenn man sich das wünscht.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde überteuerte Särge oder Urnen total übertrieben. Ich bin da eher minimalistisch und einfach geprägt. Wenn ich mal sterben sollte, würde es mir reichen, wenn man mich in einem alten Kartoffelsack irgendwo im Wald verscharrt, auch wenn das wahrscheinlich per Gesetz schon nicht gehen würde. Ich brauche keinen Pomp und keinen Prunk und keinen Luxus, wenn ich beerdigt werden soll. Ich meine, wozu auch? Mitnehmen kann ich davon auch nichts. Mir wäre es lieber, wenn das Geld für die Beerdigung so sparsam wie möglich eingesetzt wird und der Rest dann eben für einen guten Zweck eingesetzt wird.

Ich meine, ich habe schon immer sehr einfach und schlicht gelebt. Ich finde das total übertrieben, wenn man gerade meinen Tod dann so luxusiös mit überteuerten Särgen etc. begehen würde. Das würde einfach nicht zu mir passen und das wäre auch keine "Ehre" oder ein gutes Andenken an mich, wenn man so gegen meinen Willen handeln würde.

Aber ich glaube meine Vorredner haben da schon Recht. Im Endeffekt ist es immer noch am einfachsten und Besten, wenn man selbst seine Beerdigung einigermaßen plant und dann eben Grundsätzliches festlegt, damit die Angehörigen sich nicht in tiefster Trauer damit herumschlagen müssen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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