Hochschulen locken Erstis mit Geschenken - seriös?
Vor einigen Jahren gab es den Fall, dass die Universität Paderborn den Erstis einen Laptop geschenkt hat. Ich weiß noch, dass sich viele Klassenkameraden aus der Oberstufe aus diesem Grund für die Uni Paderborn entschieden haben, weil sie das Geschenk eben haben wollten. Auf mich wirkte das schon damals unseriös.
Später las ich dann, dass die Uni das nur gemacht hat, um mehr Studenten anzulocken (was man sich auch so denken konnte) und tatsächlich hatten die damit Erfolg. Allerdings war der Ansturm dadurch so groß (und durch den Wegfall einiger NCs), dass zu wenig Hörsäle und Räume für die ganzen Studenten vorhanden waren und die Qualität der Lehre darunter gelitten hat. Seitdem betrachte ich Geschenke von Unis noch kritischer.
Nun erzählte mir eine Cousine von mir, dass eine bekannte Universität für Fernstudium auch ein Geschenk anbieten würde. So bekäme jeder neue Student ein IPad für das Studium und wenn das Studium erfolgreich abgeschlossen wird, kann man das IPad behalten. Bei über 12.000 Euro Studiengebühren schrillen bei mir direkt die Alarmglocken. Wie seht ihr das? Wertet ihr das als Zeichen von Verzweiflung, wenn Unis Geschenke an die Erstis austeilen? Würden euch derartige Geschenke locken oder lässt euch das kalt?
Bei mir schrillt hier gar nichts. Was soll daran "unseriös" sein? Es ist ja nicht so, dass ein Laptop oder ein iPad reine Luxusartikel sind, die man für ein Studium überhaupt nicht benötigt, weil man da noch mit Feder und Tinte in der ungeheizten Bibliothek Exzerpte anfertigen muss. Für mich handelt es sich je nach Studiengang einerseits um die Grundausstattung, dass man sich überhaupt an einer Hochschule blicken lassen kann, und andererseits um einen absoluten Gebrauchsartikel. Wenn man einen Hersteller als Sponsor findet, ist es eben ein etwas teureres Werbegeschenk für Studienanfänger, welches sie anders als die müden Gratis-Müsliriegel, die es bei uns damals gab, auch tatsächlich gebrauchen können. Ich verstehe auch nicht, was das mit Studiengebühren zu tun hat, und was hier schrillen soll. Etwa der Neid?
Dass in einem solchen Fall auch etliche Schöngeister auftauchen, die vor allem den Laptop abgreifen und gar nicht studieren wollen, ist zudem sowieso klar, und hier muss man als Hochschule eben regelnd eingreifen. Wenn man zuerst eine Aufnahmeprüfung bestehen muss, bevor es Laptop gibt, oder man das Ding wieder abgeben muss, wenn man das Studium vorzeitig abbricht, ist in meinen Augen doch alles geregelt?
Wieso davon die Lehre schlechter werden soll, erschließt sich mir auch nicht. Studieren an sich ist sowieso ein Luxus, den sich beileibe nicht jeder leisten kann, und so ist weniger privilegierteren Studierenden vielleicht sogar geholfen, während die höheren Söhne und Töchter sich von einem popligen Laptop auch nicht beeindrucken lassen, sondern ihn eben auf den Haufen zu den anderen werfen. Ich nehme von daher auch stark an, dass sich die ganze Aufregung schnell wieder im Sande verlaufen hat, als der erste Ansturm vorbei war.
Ich persönlich kann da dran jetzt auch nichts Unseriöses feststellen. Je nach Hintergrund des potenziellen neuen Studenten ist so ein Laptop oder iPad ganz gut und ein super Start in das Studium. Wie das die Lehre negativ beeinflussen soll, kann ich auch nicht feststellen. Allenfalls kommen zu viele Studenten zu den ersten Vorlesungen in dem ersten oder zweiten Semester. Das gibt sich nach ein paar Wochen allerdings von selbst und dann ist eh nur noch die Hälfte der Studenten in den Vorlesungen. So war meine Erfahrung jedenfalls vor ein paar Jahren.
Ich sehe das vielmehr als Wettbewerbsvorteil an. Wenn da steht "vor ein paar Jahren" ist das natürlich recht offen zu interpretieren, aber vor einigen Jahren gab es ja noch an allen Hochschulen Studiengebühren. Dass es dann zu einem Wettbewerb kommt, damit eine Hochschule möglichst viele Fördermittel bekommt, ist denke ich verständlich. Und auch bei 12.000 Euro Studiengebühren und keinen 500 Euro ist das mehr als verständlich und denkbarerweise noch ausgeprägter.
Den einzigen Nachteil, den ich da sehen würde ist der, dass Unis mehr Studenten sich einschreiben lassen, als Plätze vorhanden sind. Okay, das mag vielleicht nicht gut sein, aber so ein Student soll ja zur Selbstständigkeit herangezogen werden, das ist ja auch einer der Sinne und Hintergedanken eines Studiums. Dann muss er ebenso selbstständig sein und sich die Vorlesungsunterlagen besorgen (klappt eigentlich immer und die werden vom Dozenten angeboten) und dann kann er selbständig lernen. Meine Erfahrung zeigt, dass eine Anwesenheit in den Vorlesungen keinesfalls notwendig ist. Nichts anderes wird bei einem Fernstudium gemacht. Zumindest macht mein Bruder da auch recht gute Erfahrungen mit. Und seien wir doch mal ehrlich, so ein Studium (und das mag vom Studiengang abhängen) ist nicht viel mehr als auswendig lernen und Prüfungen schreiben.
Ich selber arbeite in der Branche, zu der mein Studiengang gehört und kann maximal fünf Prozent von dem, was ich gelernt habe, anwenden. Nicht weil ich den Rest vergessen hätte, sondern weil er einfach nicht relevant ist.
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