Hobbies aufgeben, wenn sie nicht zum Typ passen?
Mich hat gerade dieser Beitrag zu einem neuen Thema inspiriert. Dort geht es um medizinische Fachbücher und eine Frau, die (vermutlich) ein zu zartes und sensibles Gemüt hat um mit wirklich brutalen und heftigen Bildern konfrontiert zu werden.
Ein User meinte dann auch, dass man in dem Fall doch das Hobby sein lassen müsste, denn entweder man nimmt sich das ganze Hobby oder lässt es ganz bleiben. Ich sehe das auch so, dass ein Mittelding ja in dem Fall wohl ziemlich schwierig werden dürfte, gerade wenn man nicht weiß, welcher Inhalt gewisse Bücher auch haben würden.
Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich mich automatisch für solche "brutalen" Bilder aus Medizinbüchern nicht interessieren würde, wenn ich zu sensibel für diese Bilder wäre. Für mich wäre dann das ganze Hobby an sich gestorben dann, wenn ich ehrlich bin. Daher finde ich diese Sichtweise schon interessant und finde das widersprüchlich, wenn man irgendwie nicht mit und auch nicht ohne kann.
Könnt ihr das verstehen? Würdet ihr Hobbies aufgeben, wenn sie nicht zu eurem Typ passen würden? Damit kann der Charakter und das Wesen gemeint sein, aber auch körperliche Aspekte wie bei bestimmten Sportarten vielleicht. Kann man sich einem neuen Hobby soweit anpassen oder müstse man das aufgeben?
Es liegt doch im Ermessen von jedem selbst, welches Hobby er für sich aussucht und was ihm Spaß macht. Ich finde es anmaßend zu sagen, dass anscheinend ein Hobby einem gewissen Typ Mensch nicht entspricht. Immerhin sollte der Mensch alt genug sein, um selbst zu entscheiden, welche Hobbys ihm liegen und welche doch nichts für ihn sind.
Manchmal wächst man ja auch mit seinen Aufgaben oder an ihnen. Das könnte bei einem Hobby ja genauso gut sein. Ich finde es ok, wenn die Person selbst sagt, dass ein Hobby wohl nicht zu ihr passt. Aber gleich die Flinte ins Korn werfen, würde ich da nicht. Und mir erst recht kein Hobby ausreden lassen, weil irgendjemand meint, dass es nicht zu meinem Typ passt.
Wieso sollte man etwas aufgeben, was einen interessiert und einem Spaß macht, nur, weil man mit bestimmten Teilen nichts oder nur wenig zutun haben will? Ich bin bei einigen meiner Hobbys auch nicht komplett drin und mache wirklich alles, was es dabei zu machen gibt, weil mich manche Teilaspekte einfach nicht ansprechen.
Videospiele zum Beispiel. Ich spiele sie echt gern, und bei Pokemon mal gegen einen Freund anzutreten macht total Spaß, aber mit den Wi-Fi-Kämpfen habe ich nichts am Hut und züchte deshalb auch nicht auf perfekte EVs/DVs und was es da sonst alles zu beachten gibt, aber nur deshalb werde ich ja nicht mein Hobby aufgeben. Bei WoW spiele ich auch eigentlich nie PvP, weil es mich einfach nicht anspricht, gegen andere Spieler anzutreten, sondern ich lieber Monster prügel.
Und ansonsten könnte man fragen, was passt denn zum Typ? Ich bin eher unsportlich, aber jahrelang geritten und mag es immer noch. Dazu habe ich ein Jahr lang Kendo gemacht, einige andere Sportarten ausprobiert, und würde ganz gerne Schwertkampf oder Bogenschießen machen. Passt vom "Typ" her wohl eigentlich auch eher weniger zu einem Sportmuffel wie mir, aber wenn es Spaß macht, wieso sollte ich dann darauf verzichten?
Ich finde es eigentlich ganz schön, wenn sich jemand medizinisches Fachwissen aneignet, aber kein Arzt ist. Meine Mutter zum Beispiel hat einen Schlaganfall erkannt und konnte den Krankenwagen rufen, wobei andere Menschen gedacht haben, dass der Mann einfach nur betrunken durch die Straßen torkelt. Aber er war wirklich in Gefahr gewesen.
Man muss nicht alles kennen, wie ich finde. Nur weil man sich vor gewissen Sachen ekelt oder tote Kinder ganz traurig findet, muss man doch nicht das gesamte Hobby aufgeben, viel eher kann man doch in eine gewisse Richtung tendieren - ganz ohne Druck. Ich finde es immer wahnsinnig anstrengend, wenn andere Leute meinen, sie können über Interessen anderer Menschen urteilen.
Irgendwie empfinde ich die ganze Fragestellung ein wenig konstruiert. Wer sucht sich denn ein Hobby aus, das nicht zu einem selbst passt? Dass man sich überlegt, den Beruf zu wechseln oder ähnliche Dinge, das kann ich ja durchaus verstehen. Aber es ist doch wohl so, dass man sich ja das Hobby deshalb erwählt, weil es genau seinen Wünschen und Neigungen entspricht.
Und mal ganz ehrlich: Wenn man sein Hobby wirklich liebt, und irgendwann einmal erkennt, dass es dort Aspekte gibt, welche einen abstoßen und die man vorher nicht erahnt hatte, dann macht man bei echten Interesse sowieso weiter, oder sucht sich einfach ein anderes Hobby. Ich denke, dass Hobby etwas mit Leidenschaft zu tun hat, und wenn man sich schon Fragen nach dem Warum und Wie stellen muss, dann ist es technisch und kein Hobby mehr.
Konstruiert ist das Wort, nach dem ich gesucht habe. In meinen Augen sind Hobbys alle Tätigkeiten, die man macht, weil sie einem Spaß machen. Ob sie gut für die Gesundheit, sinnvoll, hilfreich, finanziell lohnend oder horizonterweiternd sind, ist dabei völlig zweitrangig. Dabei gibt es natürlich auch eine gewisse Grauzone:
Wer sich beispielsweise zum Sport schleppt, ohne so recht Spaß daran zu haben, sondern wirklich nur um der Gesundheit willen, geht meiner Ansicht nach keinem Hobby nach, sondern erfüllt eine (selbst auferlegte) Pflicht. Jemand anders kann sich dafür vielleicht nichts Schöneres vorstellen, also ist die Tätigkeit für die Person ein Hobby. Manche Leute engagieren sich auch aus Pflichtgefühl ehrenamtlich und beziehen vielleicht eher Befriedigung aus ihrer Aufgabe denn Spaß bzw. fühlen sich von der Gesellschaft unter Druck gesetzt. Auch hier würde ich nicht von einem Hobby im engeren Sinne sprechen.
Aber ich kann mir keinen realistischen, alltagsnahen Fall vorstellen, in dem sich jemand hinstellt und zum Beispiel sagt: "Eigentlich hasse ich Pflanzen, habe auch keinerlei Interesse an ihnen, sondern lediglich eine Pollenallergie. Ich mache mir nicht gern die Hände schmutzig, und darf nicht schwer heben. Außerdem hatte ich noch nie einen Spaten in der Hand und gar nicht das Bedürfnis danach. Deswegen lege ich jetzt in meiner Freizeit einen Garten an!"
Ich weiß nicht, was ich jetzt absurder finden soll: Jemanden, der sich ein Hobby zulegt, welches ihm weder liegt noch Spaß macht, oder jemanden, der dieses Hobby dann nicht sofort wieder hinschmeißt, sondern erst nach längerer Zeit, Blut, Schweiß, Tränen, Stress und Langeweile wieder aufgibt. So eine lange Leitung kann man doch gar nicht haben?
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