Hilfe nur aus Höflichkeit anbieten?
Vor kurzem habe ich mitbekommen, dass zwei Freundinnen in einem Café saßen und die eine wohl etwas für die andere am Laptop recherchiert hat. Diese schien davon aber ziemlich genervt zu sein und maulte etwas herum. Daraufhin meinte die andere Freundin, dass sie doch ansonsten immer ihre Hilfe anbieten würde und sie dies ja nun endlich mal könnte. Die Frau am Laptop verdreht aber nur die Augen und meinte, dass sie die Hilfe doch nur aus Höflichkeit anbieten würde.
Ich fand das schon ziemlich daneben, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um Freundinnen handelte. Ich habe noch nie meine Hilfe angeboten, wenn ich das nicht auch so gemeint habe. Ich würde das nicht nur aus Höflichkeit machen. Immerhin muss man ja auch damit rechnen, dass das Hilfsangebot angenommen wird.
Habt ihr schon mal eure Hilfe nur aus Höflichkeit angeboten? Würdet ihr das durchaus machen? Oder habt ihr schon erlebt, dass euch jemand Hilfe nur aus Höflichkeit angeboten hat? Wie würdet ihr darauf reagieren?
Na klar. Ich stehe im Bus auch aus Höflichkeit auf, obwohl ich lieber einen Sitzplatz hätte. An Heiligabend musste ich den ganzen Gottesdienst über stehen, weil ich einer alten Frau meinen Platz angeboten habe. Da hatte ich natürlich auch keine Lust drauf, aber man ist halt höflich.
Wenn man Hilfe nur aus Höflichkeit anbietet, hofft man wohl insgeheim, dass das Angebot abgelehnt wird bzw. dass man sich doch wieder herauswinden kann. So habe ich das zumindest verstanden. Ich glaube, dass viele Leute zumindest hin und wieder eher halbherzig Hilfe anbieten und insgeheim die Daumen drücken, dass sie eine abschlägige Antwort bekommen. Ich sehe das auch nicht so dramatisch - wir sind eben alle aus Fleisch und Blut und nicht immer so perfekt "direkt", integer und "ich sage immer nur, was ich denke", wie wir es gerne hätten.
Wenn man dann jedoch auch wacker hilft, obwohl man nur aus Höflichkeit danach gefragt hat, ist ja auch kein Schaden entstanden. Allerdings finde ich es schon grenzwertig, zuzugeben, dass man sein Hilfsangebot gar nicht ernst gemeint hat und sich lieber drücken würde. Da käme ich mir schon veräppelt vor, wenn ich jemanden um Hilfe bitte und derjenige sagt zwar zu, eiert dann aber herum, weil er nicht damit gerechnet hat, tatsächlich abliefern zu müssen. Da ist es mir schon lieber, wenn jemand gleich ablehnt, weil er keine Zeit oder Lust hat.
Ich halte so ein Verhalten für ziemlich unklug und dumm, gerade in einer Freundschaft. Für mich sieht es so aus, als hätte jemand nur bis zur eigenen Nasenspitze gedacht und nicht weiter. Mag sein, dass nicht jeder Mensch ein Hilfsangebot auch so meint, wie es gesagt worden ist und dass man insgeheim hofft, dass der Kelch an einem vorübergehen wird. Aber warum gibt man das hinterher dann zu und "outet" sich quasi? Da fühlt man sich nicht nur veräppelt, sondern das Vertrauen ist auch dahin.
Also wenn meine Freundin mich in der Hinsicht so belogen hätte, dann würde ich an allem zweifeln, was sie mir sagt und würde dann bei jedem Satz, bei jedem Kompliment, bei jeder Einladung automatisch denken, dass die das nur aus Höflichkeit macht. Wer garantiert einem dann, dass sie einen auch wirklich mag und gerne Zeit verbringt mit einem und nicht nur, weil es unhöflich wäre, den Kontakt abzubrechen? Also die Basis für eine Freundschaft würde für mich nach so einem Spruch eindeutig fehlen.
Ich denke auch, dass es einfach auf die Situation ankommt. Wenn man im Bus aufsteht und einer älteren Person den Platz anbietet oder wenn man jemandem anbietet, die Einkäufe in die Wohnung zu tragen, dann geschieht das für mich auch aus Höflichkeit und das ist für mich auch in Ordnung. Aber auch dann finde ich es blödsinnig, wenn man darüber stöhnt, dass man die Arbeit machen muss oder eben im Bus stehen muss oder was auch immer, wenn man es doch angeboten hat.
In einer Freundschaft finde ich es aber noch viel schlimmer, wenn man sich dann nicht gerne hilft und das auch noch so offen sagt, dass man nur aus Höflichkeit die Hilfe anbietet und das ja eigentlich gar nicht machen möchte. In so einem Fall würde ich schon ins Überlegen kommen, ob das noch eine richtige Freundschaft ist. Für mich sollte man sich in einer Freundschaft schon gegenseitig helfen wollen und das nicht nur aus Höflichkeit anbieten.
Gerbera hat geschrieben:Ich sehe das auch nicht so dramatisch - wir sind eben alle aus Fleisch und Blut und nicht immer so perfekt "direkt", integer und "ich sage immer nur, was ich denke", wie wir es gerne hätten.
Meinst du nicht, dass das eher darauf ankommt, mit welchen Personen man zu tun hat? Als ob man dem Chef offen sagen würde (wenn, dann wäre man selbst ziemlich dumm), dass man bestimmte Aufgaben dämlich und scheiße findet und keine Lust darauf hat. Damit würde man sich selbst ins Knie schießen und eventuell seinen Job riskieren.
Aber gerade bei guten Freundinnen finde ich, dass man schon sagen können sollte, was man denkt. Wenn man da zu solchen Höflichkeitsfloskeln neigt stimmt etwas mit der Freundschaft nicht meiner Ansicht nach und da frage ich mich schon, was da falsch läuft. Wenn man nicht mal den Freunden sagen kann, was man wirklich meint, wem sonst?
Ich biete meine Hilfe manchmal auch nur aus Höflichkeit an und nicht, weil ich da wirklich Lust habe. Natürlich ist es blöd, dem Nachbarn beim Schleppen zu helfen oder die ganze lange Bahnfahrt über zu stehen, nur weil man seinen Platz jemand anderem angeboten hat. Aber manchmal gehört sich das eben, auch wenn man diese Menschen vielleicht nie wieder sieht es es einem egal sein kann, wie sie über einen denken.
Manchmal hat man aber nicht die Wahl. Im Job muss man ja oft gute Miene zum bösen Spiel machen und alles machen, was von einem verlangt wird, sich jederzeit höflich und zuvorkommend zeigen und dem Chef auch mal so von selbst aus unter die Arme greifen, auch wenn man da keine Lust hat. Wenn man seinen Job aber nicht riskieren will, sollte man das tun.
Genauso gehört es sich für mich aber auch, Freunden meine Hilfe anzubieten, wobei ich das dann aber gerne mache. Auch wenn es mir da keinen Spaß macht, beim Umzug zu helfen, mache ich es gerne, weil es mir wichtig ist, meinen Freunden zu helfen und weil ich auch ganz genau weiß, dass sie mir dafür dann auch helfen werden, wenn ich in einer solchen Situation bin.
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