Herpesvirus für Einhufer wirklich so gefährlich?

vom 11.08.2016, 18:31 Uhr

Ich habe in der Zeitung gelesen, dass es irgendwo auf einem Reiterhof Fälle von einem Herpesvirus gibt und dies wohl hochgradig für Einhufer wie Pferde, Esel und Ponys ansteckend ist.

Mir erschließt sich jedoch nicht, wieso der Herpesvirus so gefährlich für Einhufer ist. Es stand in dem Artikel nur, dass es bei schwangeren Stuten zu Missgeburten und ähnlichem kommen kann und zu Schädigungen des zentralen Nervensystems bei den Tieren. Was macht denn der Herpesvirus genau bei Einhufer? Warum ist das so gefährlich für Pferde und andere Huftiere? Kann man dagegen nicht impfen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Herpesviren bei Pferden gibt es viele. Für Aborte zwischen dem siebten und elften Trächtigkeitsmonat und neurologische Ausfälle, die zum Tod des Tieres führen können, ist das equine Herpesvirus 1 (EHV_1) verantwortlich. Es sind Impfungen auf dem Markt, die allerdings keinen Schutz vor der Infektion bieten. Es sind maximal mildere Verlaufsformen zu erreichen. Dazu muss aber alle sechs Monate geimpft werden.

Übertragen wird die Krankheit als Tröpfcheninfektion. Die Ansteckungsrate ist sehr hoch. Betroffene Tiere müssen sofort unter Quarantäne gestellt werden. Menschen, die mit erkrankten Tieren umgehen, sollten tunlichst keine anderen Ställe betreten. Zu Beginn ist die Krankheit unspezifisch und schwer zu erkennen.

Meist kommt es zu einem Fieberschub und einer starken Atemwegsinfektion mit Ausfluss aus Nase und Augen. Setzt sich keine bakterielle Sekundärinfektion darauf, sind die Pferde nach etwa fünf bis sechs Wochen wieder gesund. Allerdings bleibt das Virus im Körper und kann bei Stress und Belastung jederzeit wieder ausbrechen. Voll einsatzfähig sind die Tiere danach nicht mehr. Für Sport- und Arbeitspferdehalter ist die Krankheit eine ziemlich Katastrophe.

Etwa ein Drittel aller Tiere erkrankt zusätzlich an einer viralen Entzündung des Rückenmarks. Es kommt zu Bewegungsstörungen, insbesondere die Hinterbeine können komplett gelähmt sein. Dazu bestehen oft große Schwierigkeiten beim Absatz von Kot und Urin. Theoretisch gehen diese Symptome spätestens nach 48 bis 72 Stunden wieder zurück. Allerdings überleben festliegende Pferde oder Pferde mit starken Ausscheidungsproblemen diese Zeit oft nicht oder sie leiden lebenslang unter Folgeschäden.

Tragende Stuten in der zweiten Hälfte der Tragzeit verlieren ohne Impfung zu nahezu 100 % ihr Fohlen, wenn sie von einer akuten Infektion betroffen sind. Mit Impfung sind die Aussichten besser. Aber das EHV-1 hat neben dem leid für die Tiere eben auch sehr starke wirtschaftliche Auswirkungen. Es ist wirklich ziemlich fies.

Im Vergleich dazu ist das EHV-2 harmlos. Es führt zu Entzündungen am Auge und zu Erkrankungen der oberen Atemwege. EHV-3 wird auch als Deckseuche bezeichnet und sorgt für Bläschenausschlag an den Geschlechtsorganen. Betroffene Pferde sind lebenslang für die Zucht unbrauchbar, ansonsten gibt es keine Beeinträchtigungen.

EHV-4 ist ähnlich fies wie die Nummer 1, nur die neurologischen Ausfälle fehlen. Aber schwere Atemwegsinfektionen und Aborte löst es auch aus. EHV-5 ist ein klassischer Hustenerreger beim Pferd. EHV-6, -7 und -8 entsprechen EHV-1. -2 und -3, allerdings sind die Erreger artspezifisch auf Esel festgelegt und infizieren keine anderen Tiere. EHV-9 löst dagegen bei Pferden eine Entzündung des Gehirns aus. Die Erreger bleiben in der Umwelt sehr lange stabil.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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