Helfen Trauertattoos bei der Trauerbewältigung?
Es gibt ja viele Möglichkeiten, wenn ein geliebter Mensch gestorben ist ihn in seiner Erinnerung zu behalten und jeden Tag an ihn zudenken. Ich habe auch meinen Sohn vor Jahren verloren und denke jeden Tag mehrmals an ihn und habe Bilder, einige Erinnerungsstücke in einer kleinen Truhe aufgehoben, die ich mir ab und an anschaue.
Jetzt las ich in einer Zeitung, dass sich viele ihre verstorbenen Angehörigen tätowieren lassen, um den seelischen Schmerz auf der Haut zu spüren und immer an ihre Lieben erinnert werden. Ich bin aber nicht so richtig überzeugt und glaube nicht, dass so ein Tattoo das richtige Mittel der Trauerbewältigung ist, außer dem Schmerz beim Tätowieren. Würdet ihr euch auch ein Tattoo von euren nahestehenden oder geliebten Menschen als Erinnerung und zur Trauerbewältigung stechen lassen?
Das tut mir wirklich leid für dich. Das muss wirklich schlimm sein, sein Kind zu verlieren. Ich denke so ein Tattoo hilft nur dann, wenn man damit Kraft schöpft. Ich würde mir aber eher etwas stechen lassen, was mich zwar mit der Person verbindet, aber mir auch Mut macht, dass ich das schaffen kann weiterzumachen und weiter zu leben. Letztendlich muss jeder seinen Weg finden über den Verlust hinweg zu kommen. Mir fehlt mein Opa beispielsweise sehr, aber ich würde kein Symbol finden was ich mir auf die Haut stechen lassen würde und das Bild eines alten Mannes finde ich nun auch nicht gerade passend.
So muss es einfach für einen passen. Vielleicht hat dein Sohn bestimmte Dinge sehr gemocht und das kannst du als Symbol nehmen für ihn. Es sehen viele Bilder von Personen ja nicht gerade toll auf der Haut aus. Der Schmerz sollte hierbei aber keine Erklärung sein um eine Trauer zu bewältigen. Wenn man trauert empfindet man immer wieder Schmerz und ein anderer Schmerz macht das nicht wieder gut, sonst hätte man die Sache bei den ersten Kopfschmerzen überwunden.
Wenn man schon eine gewisse Affinität zu Tattoos hat, dann kann ich mir gut vorstellen, dass dieses hilfreich bei der Trauerbewältigung sein kann. Aber wenn ich mir so ein Trauertattoo stechen lassen würde, dann auf alle Fälle auf einer unauffälligen Körperstelle und etwas dezent gehalten. Man muss sich ja nicht unbedingt ein riesiges Portrait des geliebten Menschen auftätowieren lassen.
Ich glaube nicht, dass ein Tattoo bei der Trauerbewältigung zwangsläufig helfen muss. Es hilft wahrscheinlich immer nur individuell. Also wenn Du Dich wohl fühlst mit dem Tattoo und es Dir gut tut den Namen des oder der Verstorbenen auf Deiner Haut zu sehen, dann kann es bestimmt helfen.
Wenn Du Dich aber damit gar nicht wohl fühlst oder es einfach nichts für Dich ist, dass denke ich auch nicht, dass es viel helfen wird. Das muss vermutlich jeder und jede für sich selber entscheiden, inwiefern ein Tattoo da helfen kann. Natürlich kann man sich auch anders an den- oder diejenige erinnern, ohne sich dafür ein Tattoo stechen zu lassen. Das ist ja klar und bleibt dann jedem und jeder selbst überlassen.
Es tut mir sehr leid für dich, dass du deinen Sohn verloren hast und ich möchte dir zuerst mein herzliches Beileid aussprechen. Ich habe vor einigen Jahren meine Großmutter verloren und da sie ein sehr wichtiger Mensch für mich war und ich auch bei ihr lebte, fiel es mir sehr schwer ihren Tod zu verarbeiten. Ich war mehrfach an der Stelle im Friedwald, wo sie beigesetzt wurde und versuchte dort alles zu verarbeiten. Es half jedoch nicht wirklich.
Eine Freundin gab mir dann den Tipp einen Abschiedsbrief zu schreiben und diesen mit in einen Bilderrahmen mit ihrem Bild zu legen und diesen aufzuhängen. Es war schön, alles mal aufzuschreiben, aber das Bild weckte dann ständig die Erinnerung an das, was ich ihr gern noch gesagt hätte.
Somit habe ich wieder angefangen zu zeichnen und habe in das Bild Dinge mit eingefügt, die meine Oma mochte und die so einen Sinn ergeben haben. In dem Tattoo sitzt ein Chamälenon auf einer Ranke. Dieses symbolisiert den Wechsel und die Farbenfrohheit, eine Orchidee steht für den Abschied eine Lilie für den Tod und ein Schmetterling für die Hoffnung. Alles zusammen ergab ein Bild, was meiner Großmutter sicherlich gefallen hätte. Ich habe mir dieses dann stechen lassen. Nicht wegen dem Schmerz, aber es hat mir dabei geholfen stärker zu sein und ihren Tod zu verarbeiten.
Ich denke jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er den Tod eines geliebten Menschens am besten verarbeiten kann. Der eine schreibt Briefe und der andere lässt sich ein Tattoo stechen. Bei mir war es nun der zweite Fall und ich bin sehr zufrieden damit. Der Schmerz jemanden zu verlieren bleibt ein Leben lang, genau so wie ich das Tattoo ein Leben lang tragen werde.
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