Helfen im Tierheim nur, wenn man auch zahlt?

Meine Freundin und ich haben recht viel Freizeit und suchen nach einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Da wir beide sehr tierlieb sind, wollten wir uns im örtlichen Tierheim engagieren. Irgendwas gibt es da ja immer zu tun. Also sind wir dort hin, um uns um zu sehen und unsere Hilfe anzubieten, um zu gucken, wie wir uns dort einbringen können.

Uns wurde jedoch gleich gesagt, dass wir nur mitarbeiten können, wenn wir auch Mitglied im Tierschutzverein sind, der das Tierheim betreibt. Und Mitglied können wir nur werden, wenn jeder von uns auch den Mitgliedsbeitrag zahlt, der für andere vielleicht lachhaft erscheint, für meine Freundin und mich sich aber schon über dem Machbaren bewegt - vor allem, wenn man bedenkt, dass wir auch noch die Fahrtkosten jeweils hätten, um zum Tierheim hin zu kommen.

Wir waren ehrlich gesagt sehr perplex. Wir hätten gedacht, dass es gerade an der aktiven Hilfe fehlt und dort Helfer dringend gesucht werden. Aber nun wurden wir einfach abgewiesen - weil wir nicht zahlen können! Um es noch einmal zu verdeutlichen: Wir dürften im Tierheim nur helfen, wenn wir auch dafür zahlen.

Wir können ja verstehen, dass der Tierschutzverein auch Geld braucht - aber warum werden denn bitte Helfer, die aktiv helfen wollen, so abgewiesen? So verprellt man sich doch die Helfer. Es gibt doch jede Menge Menschen, die einfach kein Geld haben, sich aber gerne wenigstens aktiv einbringen würden, um zu helfen. Was soll so etwas? Kann sich hier irgend jemand einen Grund für diese Regelung vorstellen?

Als Tierfreund kann ich verstehen, dass ihr da enttäuscht seid! Besonders, weil einem von allen Seiten vermittelt wird, dass ehrenamtliche Helfer ständig gefragt sind und gerade im Tierschutz großer Handlungsbedarf herrscht.

Andererseits, und das ist natürlich eine unpopuläre Ansicht, machen gerade ungelernte Helfer eben auch zusätzliche Arbeit für die oftmals wenigen, fest angestellten Mitarbeiter. Wahrscheinlich müssen sie angemeldet und versichert sein und brauchen gerade am Anfang Einarbeitung und Hilfestellung sowie eine gewisse körperliche Eignung. Gerade im Tierheim kann ich mir durchaus auch vorstellen, dass viele Leute zum "Helfen" vorbeikommen möchten und damit "Katzen streicheln" meinen, und nicht "verkackte Gehege ausmisten". Solche Kandidaten suchen oft sehr schnell wieder das Weite.

Aus diesen Gründen kann ich mir erklären, wieso eine Mitgliedschaft beim Tierschutzverein Vorschrift ist, um als Helfer eingesetzt zu werden. Mit dem Jahresbeitrag haben die Mitarbeiter wenigstens etwas Handfestes zur Verfügung, und zugleich eine Möglichkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn es darum geht, tüchtig anzupacken.

Wer bereit ist, finanziell zu investieren, ist im Regelfall auch eher motiviert, regelmäßig zu helfen und nicht nur mit den lieben Tierchen zu spielen. Dabei handelt es sich natürlich um ein Vorurteil, welches Leute wie euch ungerechtfertigter Weise benachteiligt, aber ich kann mir zumindest dessen Entstehung erklären.

Naja - es geht bei uns nicht darum, dass wir nicht bereit wären, uns finanziell zu beteiligen, sondern das Geld ist schlicht und einfach nicht da. Wir leben beide unter dem Existenzminimum - da ist kein Geld vorhanden, um es noch für Freizeitaktivitäten auszugeben, was das Helfen im Endeffekt ja wäre. Und wir wollen eben nicht nur Katzen streicheln.

Als ehemalige Tierbesitzer (auch dafür ist leider kein Geld da) wissen wir, dass es Arbeit ist, und hatten uns darauf eingestellt, dreckige Tiergehege etc. sauber zu machen. Ich denke, darin besteht ein Großteil der Arbeit. Aber wir wurden abgelehnt - wir sind also zu arm, um helfen zu dürfen.

Ich wusste bisher nicht, dass man dann auch gleich Mitglied im Tierschutzverein sein muss, wenn man eben ehrenamtlich im Tierheim aushelfen möchte. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es nicht jedem Tierheim so gemacht wird, dass das Helfen an eine Mitgliedschaft gebunden ist. Vielleicht solltet ihr da noch ein paar andere Tierheime in der Nähe aufsuchen und euch dort mal erkundigen.

Das Tierheim hat diese Regel vielleicht wirklich aufgestellt, damit man sich vorher eben gut überlegt, welche Aufgaben auf einen zukommen und ob man diese wirklich machen möchte. Es ist ja wirklich nicht nur mit Gassi gehen und streicheln der Tiere getan. Auch die Ställe und Käfige müssen mal gereinigt werden. An eurer Stelle hätte ich dort einfach gefragt, warum genau man denn eine Mitgliedschaft im Tierschutzverein abschließen muss.

Es geht nicht darum, dass man an den Helfern verdienen will oder dass man der Meinung ist, Leute ohne finanzielle Investition sein weniger zuverlässig. Als ehrenamtlicher Helfer im Tierheim kommt man mit diversen Tieren in Kontakt, eventuell auch mit Krankheiten, mit Unfallgefahren während der Arbeit und so weiter. Dass man nicht jeden Wildfremden zu den Tieren laufen lässt, hängt in erster Linie damit zusammen, dass man (versicherungstechnisch) abgesichert sein will.

Natürlich besteht die Möglichkeit, dass man auch ohne Mitgliedschaft mal helfen kann. Ich bin nicht mehr Mitglied und treibe mich dennoch ab und zu mal bei den Katzen rum. Ich war aber auch lange Mitglied, die Leute kennen mich da, ich bin mit der Chefpflegerin befreundet und die wissen, dass ich keine etwaigen Ansprüche Stelle, wenn mir mal ne Katze an die Gurgel geht. Bei ganz neuen Leuten weiß man das nie so genau, entsprechend ist es für alle besser, wenn sie dem Verein dann auch beitreten.

Wenn euch wirklich daran gelegen ist, dort auszuhelfen, dann geht nochmal hin und argumentiert. Überzeugt die Leute, dass ihr es ehrlich und ernst meint und findet gemeinsam einen Weg betreffend die Mitgliedschaft. Bei uns sind es 25 Euro im Jahr und nach Gespräch kann man da durchaus von der Gebühr befreit werden oder sie verspätet oder in Raten zahlen.

Ich habe auch mal in einem Tierheim angefragt, ob ich regelmäßig vorbeikommen könnte, um die Hunde auszuführen und den Tieren einfach mal eine Freude bereiten zu können. Mir wurde dann auch gesagt, dass Hilfe gerne gesehen ist, aber sie mich erst mit den Hunden ausgehen lassen können, wenn ich Mitglied in dem zugehörigen Tierschutzverein wäre.

Die Begründung war bei mir, dass es aus versicherungstechnischen Gründen Pflicht ist, zuerst dem Tierschutzverein beizutreten und einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Ich war damals auch ziemlich enttäuscht, hätte ich gleich loslegen können, wäre das etwas ganz anderes gewesen. So war ich erst einmal demotiviert und auch nicht bereit, sofort einen Vertrag zu unterschreiben. Leider ist deswegen aus meiner ehrenamtlichen Arbeit im Tierheim dann nichts geworden.

Ich wollte eigentlich auch mal beim hiesigen Tierheim nachfragen, aber wenn ich das so höre, dann kann ich das wohl total vergessen. Natürlich kann ich verstehen, dass der Tierschutzverein dringend Geld braucht, aber wenn ich nicht so viel habe und meinen Beitrag eher in Arbeit leisten möchte, sollte das doch möglich sein.