Heimweh nicht nachvollziehen können?
Ich verstehe es einfach nicht, warum Kinder Heimweh haben. Denn ich hatte dieses Problem noch nie. Bei mir war es als kleines Kind immer eher anders herum, ich wollte nie nach Hause, sondern fand es überall schöner als Zuhause.
Gerade wenn ich auf dem Ferienhof arbeite, gibt es aber immer wieder kleine Kinder die schrecklich Heimweh haben. Sie tun mir dann auch sehr Leid, aber ich kann es eben nicht nachvollziehen. Ich versuche dann auch nicht die Geduld zu verlieren, aber irgendwann kann ich einfach nicht mehr.
Die Kinder weinen dann immer ganz oft und können einfach an nichts anderes denken als an ihr Heimweh. Gerade eben hatten wir wieder einen Fall, wo ein Kind einfach immer wieder geweint hat und einfach nicht mehr aufhören wollte. Dabei ist es jetzt schon viel zu spät die Eltern zu kontaktieren.
Wovon hängt es ab, ob ein Kind Heimweh bekommt oder nicht? Hängt das mit der Erziehung zusammen? Was kann man wirklich gegen Heimweh tun? Kann man auch "vorbeugen" das Kinder zu Heimweh neigen? Wie kann man versuchen, Heimweh zu verstehen?
Ich denke, dass es wirklich mit der Erziehung zusammen hängt. Ich hatte auch so eine Freundin, die war ein richtiges Muttertöchterchen. Sie konnte keine Nacht von zu Hause weg schlafen, auch in der Hauptschule nicht, als wir schon wirklich das Alter zum Wegschlafen ohne Zweifel hatten. Allerdings hat sie dann jede Nacht geschluchzt, wenn wir auf irgend einer Woche waren. Egal was ich mir als beste Freundin einfallen ließ, um sie aufzumuntern, dass sie sich wohler fühlt, nichts hat geholfen.
Dabei denke ich, dass es auch sehr auf die Selbstständigkeit der Kinder ankommt. Wenn man Kinder zur Selbstständigkeit erzieht und ihnen nicht alles immer in den Hintern trägt, fällt es ihnen glaube ich leichter, auch von zu Hause weg zu sein und wirklich selbstständig zu leben. Aber meine Freundin war damals eine, der man eben immer alles nachgetragen hat und überall immer mitgedacht hat und so.
Ich finde es auch nicht so schlimm, wenn ein Kind manchmal Heimweh hat, es ist sicher auch nicht normal, wenn man sich nach einer gewissen Zeit nicht nach Hause sehnt. Aber es gibt Kinder, die haben so übertriebenes Heimweh, dass sie ja gar nicht von zu Hause weg sein können. Oft nicht einmal für ein paar Stunden. Das finde ich dann richtig schlimm.
Ich konnte es als Kind auch nicht nachvollziehen bei meiner besten Freundin früher und tue mich heute noch schwer damit. Allerdings ist es so, dass ich ja in einer Betreuungseinrichtung für kleine Kinder arbeite und es bei denen schon nachvollziehen kann. Aber ab einem gewissen Alter sollte man sich überlegen, ob etwas in der Erziehung falsch gelaufen ist.
Also "richtiges" Heimweh hatte ich persönlich noch nie. Ich war schon immer ein Kind, das mehr alleine die Welt erkunden wollte als zu Hause am Rockzipfel zu hängen. Eine kleine Abenteurerin und Entdeckerin halt, aber kein Mama-Kind. Einmal hatte ich aber dennoch so etwas wie Heimweh, aber nicht so richtig wie ich finde. Denn wenn man Heimweh hat, dann will man unbedingt nach Hause, weil es dort am allerbesten ist. Ich war mal in der 9. Klasse auf einer Klassenfahrt nach Nürnberg und da habe ich das Essen von zu Hause vermisst, weil das Essen in der Jugendherberge einfach nur scheußlich und ungenießbar war. Aber nur weil man gutes Essen vermisst ist das für mich noch lange kein "Heimweh".
Ich finde es auch immer schwierig, wenn man die ganze Zeit Heimweh hat und als Erwachsener gar nicht weiß wie man mit so einem Kind umgehen soll. Meine Cousine war vor kurzem beispielsweise mit ihrem Kleinkind-Sohn bei der Mutter-Kind-Kur und obwohl sie dabei war, hat er den ersten Tag nur geweint und wollte nach Hause. Vielleicht hat er sein Zimmer vermisst und seine Freunde, ich weiß es nicht. Aber ich glaube bei so einer Reaktion wäre ich auch überfordert und wüsste nicht, wie ich damit umgehen soll.
Dass es eine reine Erziehungssache ist, glaube ich nicht. Ich würde eher sagen, dass es eine Mischung aus Erziehung und der eigenen Persönlichkeit ist.
Es gibt Kinder, die sind gerne unterwegs, verabreden sich gerne und schlafen auch gerne mal woanders. Meine große Tochter zum Beispiel hat schon mit zwei Jahren regelmäßig bei meiner Freundin übernachtet und im Gegenzug ihr Sohn bei mir. Jetzt mit 13 schläft sie immer noch sehr gerne woanders, hat aber auch häufig Übernachtungsbesuch zu Hause.
Unser großer Sohn hingegen schläft am Liebsten zu Hause und hat auch äußerst selten Übernachtungsbesuch. Zwar hat er kein Heimweh aber er ist eben auch gerne zu Hause. Klassenfahrten und Wochenendfreizeiten sind für ihn kein Problem. Er hat kein Heimweh, weint nicht und ist nichtmal traurig. Trotzdem freut er sich, wenn er wieder zu Hause ist.
Kinder, die woanders nächtelang in die Kissen schluchzen, sind häufig Kinder, die eine ähnliche Persönlichkeit wie mein Sohn aufweisen, würde ich sagen. Dabei werden sie zu Hause wahrscheinlich aber zusätzlich noch noch auf jegliche Art verhätschelt und vertätschelt und häufig sind es auch Mütter, die sich sehr stark an die Kinder klammern und nicht loslassen können. Da erzählen die Mütter den Kindern meistens schon vor einer außerhäuslichen Übernachtung, wie schrecklich es doch ist, woanders zu schlafen, anstatt sie darin zu bestärken, dass sie woanders übernachten.
Ich hatte in der Grundschule mal ein Mädchen in der Klasse, welches jedesmal geheult hat, wenn sie irgendwo übernachten sollte. Ich war einmal auf Klassenfahrt mit ihr in einem Zimmer und ich wusste schon vorher, was kommt. Siehe da, sie hat die ganze Nacht geheult und wurde am nächsten Tag von ihrer Mutter abgeholt, die ihr auch promt sagte, dass sie gleich gewusst hat, dass sie es ohne Mama keine Nacht aushalten würde. Die Mutter hat laut ihrer eigenen Aussage auch die ganze Nacht geheult, weil sie ihr Kind vermisst hat.
Heute ist das Kind mitte 30 und wohnt immer noch bei Mama. Zwar mit Mann und einem eigenen Kind aber dennoch kann sie wohl ohne Mama abends nicht einschlafen.
Ich hatte das auch fast nie. Nur ein einziges Mal, als ich damals in der fünften Klasse eine ganze Woche weg war zu einem Klassenausflug. Aber das auch nur, als ich zu Hause einmal angerufen haben. Da kamen mir die Tränen, aber sobald ich aufgelegt habe, ging es mir auch schon wieder gut. Sonst in der Woche hatte ich keinerlei Probleme. Es gab auch genug Mädchen, die sich in ihre Betten verkrochen und geweint haben, weil sie Heimweh hatten. Ich fand das auch sehr unverständlich, da eine Woche wirklich nicht sehr lang ist.
Meine kleine Schwester ist da aber ganz anders. Sie schläft eigentlich gerne bei ihren Freundinnen, aber es ist schon oft passiert, dass sie mitten in der Nacht angerufen hat und abgeholt werden wollte, weil sie Heimweh hatte und nur am weinen war. Auch wenn sie mal ein Wochenende bei unserem Vater übernachtet hatte, kam es auch schon vor, dass sie wieder nach Hause wollte.
Meine Mutter hat sie dann eine Weile gar nicht mehr weg gelassen, weil sie Anrufe wirklich immer so von 11 bis 2 Uhr kamen. Da war sie meistens schon am schlafen und wenn es fast jedesmal passiert, ist man schon bei der nächsten Frage nach einem Übernachten genervt.
Ich denke auch, dass das daran liegt, dass sie einfach das Nesthäkchen ist und schon immer von allen verwöhnt wurde, sowie von unseres Eltern als auch von ihren Geschwistern. Sie hat zum Beispiel noch mit Acht Jahren bei unserer Mutter im Bett geschlafen. Aber zum Glück hat sich das inzwischen komplett gelegt.
Ich denke schon, dass es auch mit der Erziehung zusammenhängt, ob ein Kind zum Heimweh tendiert oder eher nicht. Aber ich denke, dass es nicht nur daran liegt. Gerade in so einem Ferienhof wird es dann noch auf die Atmosphäre und auf die Gruppe ankommen, mit der das Kind dort ist. Wenn man schnell Freunde findet, fällt es einem sicher leichter, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Fällt es einem hingegen nicht so leicht, Freunde zu finden oder kommt man mit der Gruppe nicht klar, möchte man eher nach Hause.
Und so würde ich dann auch mal im betreffenden Fall schauen, ob das Kind Anschluss in der Gruppe hat oder ob vielleicht die Möglichkeit besteht, dem Kind dabei zu helfen, in die Gruppe hinein zu kommen und Freunde zu finden. Ich finde es eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, dass Kinder Heimweh haben, wobei es bei den meisten Kindern nicht wirklich lange andauert und dann der Reiz des Neuen überwiegt. Ich hatte als Kind schon Heimweh, aber immer nur im ersten Moment, bis ich mich an die neue Situation gewöhnt habe.
Ich kann das auch sehr schwer nachvollziehen. Ich hatte ebenfalls nie Heimweh. Es war jetzt nicht so, dass ich es woanders schöner als zu Hause fand, aber es war einfach mal was anderes und ich habe das auch genossen. Meine damalige beste Freundin war da anders, ihr fiel es auch immer schwer, mal bei mir zu übernachten. Ob das jetzt an der Erziehung liegt, weiß ich nicht. Ich würde aber vermuten, dass es eher eine Typfrage ist, ob man nun besonders ängstlich oder doch eher neugierig und abenteuerlustig ist. Und das zeigt sich ja auch schon früh im Kindesalter.
Ich hatte schon richtiges Heimweh, als ich früher mit meinen Eltern die Verwandten im Ausland besucht habe. Ich habe die Sprache nicht richtig verstanden und es gab niemanden in meinem Alter, während meine Eltern rund um die Uhr nur mit den Verwandten geschnattert haben. Da habe ich mich auch überflüssig gefühlt und ich konnte es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Ich habe mich so unwohl gefühlt und habe mich auch sehr gelangweilt, so dass ich lieber nach Hause wollte.
Nun habe ich aber schon lange kein Heimweh mehr gehabt, kann dieses Gefühl aber schon noch nachvollziehen. Ich denke, dass es aber einfach wichtig ist, das Kind schon von früh an an verschiedene Situationen zu gewöhnen. Es ist wichtig, dass das Kind oft bei Freunden ist und dort vielleicht sogar auch übernachtet und dass man mit dem Kind reist. So gewöhnt es sich daran, in verschiedenen Umgebungen zu sein und auch allein woanders zu schlafen.
Wenn ein Kind es gar nicht kennt, alleine woanders zu schlafen und generell die meiste Zeit nur zu Hause ist, dann wird es viel eher Heimweh bekommen, als ein Kind, welches ständig woanders schläft und viel unterwegs ist. Von daher ist es wichtig, dass man eben nicht so viel Zeit zu Hause verbringt, sondern auch als Familie viel macht und das Kind auch bei Freunden und Verwandten übernachten lässt.
Ist das nicht alles eine Frage der Gewohnheit? Ich meine, wenn man quasi wie ein Nomade ständig woanders ist und gar nicht wirklich weiß, was Heimat wirklich bedeutet wird man das anders sehen als ein Mensch, der immer nur in derselben Gegend gelebt hat und dann plötzlich bei einer Klassenfahrt zwangsläufig entwurzelt werden muss. Ich persönlich hatte noch nie Heimat, weil ich im Leben zu oft umgezogen bin und mit diesem Wort nicht wirklich was verbinde. Ich vermisse höchstens bestimmte Menschen aus meinem Umfeld, aber Heimatgefühle sehen für mich anders aus.
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