Heimweh haben und Beziehung retten?

vom 02.03.2016, 12:08 Uhr

Ich wohne nun seit fast 10 Jahren mit meinem Mann zusammen, in dem Ort, in dem er schon immer gelebt hat. Zu Anfang wollte ich nie hierher ziehen, einfach weil ich meine alte Heimat sehr mochte und es mir einfach nicht vorstellen konnte, dort wegzuziehen. Irgendwann haben wir uns dann doch bei meinem Mann eine Wohnung gemietet und wohnen mittlerweile seit einigen Jahren in einem Haus.

Eigentlich habe ich ein schönes Leben hier. Ich habe meine Tiere und kann mir meine Arbeit so einteilen wie ich möchte. Leider habe ich seit einiger Zeit keine Freundin mehr hier, aber trotzdem komme ich zurecht. Wenn mal etwas ist, wohnt auch die Familie meines Mannes nicht weit weg. Mein Mann ist leider beruflich viel unterwegs und ich dadurch viel alleine. Ich habe es immer mal wieder, dass ich solche Phasen habe, in denen ich Heimweh nach meiner alten Heimat bekomme. Ich habe noch Familie dort und sehe sie leider nicht oft.

Eigentlich war es auch mal so gedacht, dass ich in das Haus meiner Großeltern ziehen sollte, wenn diese nicht mehr sind. Das wollte ich auch immer. Mich macht es traurig, dass wohl nun nichts mehr wird. Mein Mann möchte nicht in meine alte Heimat ziehen. Ich denke, dass mir daher eben nur bleibt, weiter mit meinem Mann in unserem jetzigen Heimatort zu bleiben. Ansonsten stünde sicher eine Trennung an.

Das möchte ich natürlich auch nicht. Aber ich habe irgendwie Bedenken, dass ich irgendwann solches Heimweh habe, dass ich einfach zurück muss. Oder das ich es irgendwann bereue. Im Moment fällt mir alles wieder schwerer, weil ich gerade wieder mal so eine Phase mit Heimweh habe. Wie würdet ihr mir so etwas umgehen? Hattet ihr vielleicht schon die gleiche oder eine ähnliche Situation?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Da ich eine Fernbeziehung habe, und mich hier aus verschiedenen Gründen noch gebunden fühle, mein Freund aus beruflicher Sicht aber nicht einfach wechseln kann, verstehe ich dich zum Teil. Überrascht bin ich, dass du nach einem Jahrzehnt immer noch keine echten Wurzeln im "neuen" Ort geschlagen zu haben scheinst.

War dein Heimweh denn die ganze Zeit immer ähnlich vorhanden oder gab es jetzt einen Auslöser, der das Ganze wieder zum Vorschein gebracht hat? Zum Beispiel Probleme in deiner Kernfamilie oder Konflikte mit dem Mann, der Wegfall deiner Freundin vor Ort etc.

Weiß dein Mann über deinen Kummer Bescheid? Wie geht er damit um? Vielleicht könntet ihr erst einmal öfter in deine alte Heimat fahren, um dort Zeit zu verbringen, falls die Strecke nicht zu weit ist. Eine schnelle, für alle befriedigende Lösung kann es in dem Fall wohl leider nicht geben.

» Verbena » Beiträge: 4979 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich hatte immer mal wieder in den Jahren zwischendurch etwas Heimweh nach dem alten Zuhause. Aber es ließ sich immer irgendwie wieder verdrängen und vergessen. Zur Zeit ist hier alles etwas schwer. Die Ehe wird zur Zeit doch schon auf die Probe gestellt und meine Gesundheit macht mir sehr zu schaffen. Durch das viele alleine sein, merke ich natürlich auch den Verlust meiner einzigen Freundin hier. Aber bisher konnte ich eigentlich mit all dem irgendwie umgehen.

Dazu kommt auch noch, dass wir momentan einen noch unentschiedenen Krankheitsfall in der Familie haben. Es wird sich noch herausstellen, ob es sich um Krebs handelt oder nicht. Dadurch sind alle in der Familie besonders angespannt und bedrückt. Gerade mein Mann leidet auch darunter und da möchte ich ihn eigentlich nicht noch mehr belasten. Ich wollte eigentlich einige Tage in meine alte Heimat fahren, aber gerade möchte ich meinen Mann auch nicht mit allem alleine lassen. Vergangenes Wochenende war ich für einen Tag bei meiner Familie in der alten Heimat und das hat das Heimweh dann eigentlich auch richtig ausgelöst.

Normal habe ich hier meinen festen Alltag und auch gehe auch zu Veranstaltungen mit und mache Sport im Verein. Ich liebe auch unser Haus eigentlich sehr, aber dennoch möchte ich hier gerade am liebsten alles abbrechen und in die alte Heimat ziehen. Vielleicht ist es gerade wirklich durch die ganzen Probleme so sehr schlimm. Ich bin dann immer ein Mensch, der am liebsten weglaufen und sich verkriechen möchte.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde es etwas unfair, dass dein Partner gewissermaßen von dir verlangt, dass du zu ihm ziehen oder bei ihm wohnen bleiben sollst, egal ob es dir da gefällt oder nicht. Er geht ja gar nicht auf dich ein, er stellt einfach so diese Forderung in den Raum. Was ist mir dir? Das scheint ihn nicht zu interessieren. Ist das denn immer so einseitig?

Ich fände es echt bedenklich, wenn man Partner traurig werde, weil ich ihm eine Entscheidung zwischen seiner Heimat und mir abverlangen würde. Mein Freund wohnt auch in einer anderen Region als ich und momentan führen wir dann zwei getrennte Haushalte.

Vermutlich würde er nicht so gerne aus seiner Heimat wegziehen, ich auch nicht aus meiner und daher wird es dann vermutlich so, dass wir uns irgendwo in der Mitte treffen und diese Mitte dann für und beide der Zweitwohnsitz wird, wobei der Erstwohnsitz in der Heimat verbleiben wird und wir da auch noch sind, etwa am Wochenende bei den Eltern.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kann absolut verstehen, dass dir deine Ehe sehr wichtig ist, wobei das ja auch normal ist. Allerdings glaube ich nicht, dass das auf Dauer gut geht, wenn ihr beiden nichts an der Situation ändert und weiter so wohnen bleibt. Dein Partner scheint glücklich damit zu sein, aber du bist ja nicht glücklich. Soweit ich mich erinnere, hast du schon öfter davon geschrieben, dass du dich in deiner neuen Heimat nicht einleben kannst. Das Gefühl ist über all die Jahre geblieben, so dass man nicht mehr sagen kann, dass du dich einfach nur einleben musst. Das hat ja über all die Jahre nicht geklappt.

Wenn du nur deinem Partner zuliebe in der Stadt bleibst, dann wirst du nie richtig glücklich sein, vermute ich. Das kann ja auf Dauer auch keine Lösung sein. Du kannst nicht deinem Partner zuliebe einfach da wohnen bleiben, damit er glücklich ist, während du selbst darunter leidest. Immerhin wird dein Partner es sicherlich auch nicht gut finden, wenn du so unzufrieden bist.

Vielleicht solltest du dich noch einmal in Ruhe mit deinem Mann hinsetzen und eine Lösung überlegen. So weiter machen solltest du jedoch nicht. Würde es dir denn helfen, wenn du vielleicht regelmäßig für einige Tage in deine alte Heimat fahren würdest, auch ohne deinen Partner? Wäre das überhaupt machbar und reicht dir das vor allen Dingen auch aus? Oder willst du wirklich umziehen, anstatt immer nur einige Tage in deiner Heimat zu verbringen? Wie weit ist deine alte Heimat denn von deiner jetzigen Heimat entfernt?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wir haben nur zu Anfang mal über dieses Thema gesprochen und irgendwann habe ich mich daran gewöhnt hier zu wohnen. Es ist ja auch nicht schlecht. Ich kann meinem Mann momentan nicht sagen, dass ich so starkes Heimweh habe. Er ist gerade selbst belastet genug, durch den Krankheitsfall in der Familie und durch seine Arbeit.

Auch hatten wir gerade unseren ersten Hochzeitstag. Bisher hatte ich immer mal etwas Heimweh, aber nie so schlimm wie zur Zeit. Daher denke ich, dass mir momentan einfach alles zu viel ist. Es wäre schon machbar, dass ich mal ein paar Tage in die alte Heimat fahre. Aber zur Zeit eben nicht.

Normal fahre ich auch einmal im Jahr meine Eltern für eine Woche besuchen. Mein Mann ist nicht egoistisch, er weiß gar nicht wie schlimm mein Heimweh zur Zeit ist. Und nun wo der Krankheitsfall eingetreten ist, werde ich ihn sicher nicht auch noch damit belasten.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Wir haben nur zu Anfang mal über dieses Thema gesprochen und irgendwann habe ich mich daran gewöhnt hier zu wohnen. Es ist ja auch nicht schlecht. Ich kann meinem Mann momentan nicht sagen, dass ich so starkes Heimweh habe. Er ist gerade selbst belastet genug, durch den Krankheitsfall in der Familie und durch seine Arbeit.

Das ist natürlich nicht schön, wenn es einen Krankheitsfall gibt. Aber wenn mir mal ehrlich sind, ist nicht immer irgendwas? Was hat dich in der Vergangenheit abgehalten, das Thema anzusprechen? Hatte er der nicht auch viel in der Arbeit zu tun? Wird er nicht auch zukünftig viel arbeiten und ist das nicht einfach ein Teil des Lebens, dass Menschen eben Stress in der Arbeit haben? Arbeit ist halt manchmal anstrengend, das ist nicht perfekt, aber es gehört dazu. Deswegen musst du ihn nicht speziell schonen.

Normal fahre ich auch einmal im Jahr meine Eltern für eine Woche besuchen. Mein Mann ist nicht egoistisch, er weiß gar nicht wie schlimm mein Heimweh zur Zeit ist. Und nun wo der Krankheitsfall eingetreten ist, werde ich ihn sicher nicht auch noch damit belasten.

Einmal im Jahr ist aber nicht oft. Vielleicht würde es dir helfen, häufiger zu fahren? Du musst ja nicht immer bei deinem Mann sein. Ich finde auch, dass man über Dinge, die einen beschäftigen, reden sollte. Vielleicht dann nicht, wenn es sich um irgendwelche belanglosen Kleinigkeiten handelt, aber bei so grundsätzlichen Themen schon.

Was bringt es, sich zurückzunehmen? Das Thema nagt weiter an einem, es bleibt ungeklärt, es bleibt in den Gedanken und beschwert dich. Was hat dein Mann davon, wenn du es nicht aussprichst? Würde ihn das so schlimm erschüttern? Du hast nur dieses eine Leben und das solltest du so gestalten, dass du auch glücklich bist und wenn deine Heimat dir so wichtig ist, dann regle die Dinge so, dass du in deiner Heimat sein kannst. Dann stößt du den Mann eben mal kurz vor den Kopf, dann ist es halt so.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich sehe das Ganze ehrlich gesagt ganz genauso wie Zitronengras. Natürlich ist es blöd, wenn es momentan einen Krankheitsfall in der Familie gibt, aber das darf doch nicht der Grund sein, weshalb du dich nun leidend zurückziehst und deinem Mann nichts von deinen Gefühlen erzählst. In einer Ehe sollte man schon offen miteinander reden können und da muss man auch schwere Zeiten miteinander durchmachen. Den perfekten Zeitpunkt, wann du dieses heikle Thema ansprechen kannst, gibt es doch sicherlich auch nicht.

Warum darfst du denn momentan nicht zu deinen Eltern fahren, wenn es dir schlecht geht? Du willst deinen Mann nicht allein lassen und leidest deshalb still vor dich hin? Aber du musst doch auch mal an dich denken und wenn ein Besuch bei den Eltern dir nun gut tun würde, dann solltest du das auch machen.

Einmal im Jahr zu den Eltern zu fahren ist ja wirklich nicht viel. Wenn du sie so vermisst, dann muss es sich doch einrichten lassen, dass du sie öfter siehst. Gerade dann, wenn du nicht berufstätig bist, dann muss es doch auch klappen, auch wenn du ohne deinen Mann fährst. Was spricht denn dagegen, dass du so etwas öfter machst?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Es ist ja schön und gut, dass du deinen Mann schonen willst, aber man sollte da schon darüber reden. Gerade wenn es dir so schlecht geht, macht es doch Sinn, dass man mal darüber redet, auch wenn er eine miese Phase hat und es ihm auch nicht gut geht. So ist es eben in einer Beziehung und auch Ehe, man muss die Dinge besprechen, egal wie es einem geht. Man kann sich dann ja wieder gegenseitig stützen.

Ansonsten musst du mal darüber nachdenken, wieso du Heimweh hast. Was fehlt dir denn konkret und was möchtest du, was du in deiner jetzigen Heimat nicht bekommst? Vielleicht solltet ihr euch einen besseren Freundeskreis aufbauen, euch gute Hobbys suchen und so weiter. Offensichtlich machst du bisher keine Dinge die dich erfüllen und umgibst dich nicht mit Menschen, die wirklich gut für dich sind und dir auch mal eine Stütze sind.

Was du schreibst klingt für mich schon ein bisschen seelisch angeschlagen, da musst du mit jemanden reden und wenn du einfach mal die Sachen packst und ein Wochenende nach Hause fährst, kann das sicherlich auch nicht schaden und dein Mann wird das auch überstehen.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Als ich noch Kontakt zu meinen Eltern hatte, habe ich das so gemacht, dass ich ungefähr jedes dritte Wochenende bei ihnen in meinem Elternhaus verbracht habe. Die übrigen Wochenenden war ich dann bei meinem Partner und unter der Woche jeweils in meiner Uni-Stadt. Vielleicht wäre ein ähnliches Modell auch etwas für dich?

Vielleicht hilft es dir ja, so 1 oder 2 Mal im Monat zu deinen Eltern in die alte Heimat zu fahren, für ein Wochenende eben. Oder, vorausgesetzt du musst nicht arbeiten, würdest deine Eltern (bei deren Arbeit) nicht stören und dein Mann ist unter der Woche wegen Arbeit unterwegs, könntest du auch unter der Woche einige Tage verreisen im Abstand von mehreren Wochen. Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte.

Ich habe bei dir den Eindruck, dass du echt Angst hast, über deine Wünsche offen zu sprechen. Du nennst gerne "Ausreden", dass es einen Krankheitsfall gibt, dass dein Mann so viel arbeiten muss, dass du ihn nicht zusätzlich belasten möchtest etc. Denk das doch mal anders herum. Wenn du deine Bedürfnisse hier nicht ausleben kannst, wirst du immer unzufrieden und unglücklich sein und das wird sich über früher oder später negativ auf eure Beziehung auswirken und eventuell auch auf Nachwuchs, solltet ihr euch welchen wünschen und sollte er geplant sein.

Ich finde, dass man nur dann ein guter Partner sein kann, wenn man mit sich selbst im Reinen ist und seine Bedürfnisse erfüllt werden, wenn man ausgeglichen ist. Du wünschst dir ja nur, häufiger deine Familie zu sehen und nicht Fremdzugehen oder so.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^