Heimlich heiraten und Namen behalten

vom 18.03.2016, 19:36 Uhr

Meine Cousine ist mit ihrem Partner schon seit 10 Jahren zusammen und sie hat zwei Kinder. Alle dachten immer, dass sie "nur" so zusammen wohnen. Die Eltern sind meiner Cousine schon auf den Nerv gegangen, ob es denn nicht langsam Zeit würde, dass sie heiraten und die Kinder eben nicht nur in einer eheähnlichen Gemeinschaft leben. Zumal meine Cousine auch bald ihr drittes Kind bekommt.

Letzte Woche ist dann die Bombe geplatzt. Meine Cousine und ihr Partner sind schon seit 9 Jahren verheiratet. Jeder hat seinen Namen behalten und die Kinder haben den Namen des Vaters, wie das ja auch heutzutage möglich ist, auch wenn man unverheiratet ist.

Meine Cousine hat sich auch nur verraten, weil sie diesen ewigen Nörgeleien, dass sie nicht verheiratet wären nicht mehr stand halten konnte. Ihr ist es dann rausgeplatzt. Nicht mal ihre Kinder wussten, dass sie verheiratet sind. Sie haben damals heimlich geheiratet und keiner aus dem Bekanntenkreis oder aus der Verwandtschaft wusste es.

Warum heiratet man dann? Meine Cousine, mit der ich nicht so großen Kontakt habe, meinte wohl, dass sie es nur für sich haben wollten und nicht für die anderen Menschen aus dem Umfeld. Würdet ihr heimlich heiraten und es über Jahre verheimlichen können? Was wäre für euch der Beweggrund? Vielleicht die steuerlichen Gründe?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Warum man dann heiratet? Warum heiratet man denn, wenn man die Hochzeit nicht geheim hält? Das tut man doch hoffentlich, weil man sich liebt, man eine dauerhafte Partnerschaft eingehen möchte und langfristig für den anderen einstehen möchte.

Das ist doch eine Sache zwischen zwei Menschen. Das müssen die beiden Beteiligten ganz unter sich ausmachen. Danach kann man natürlich auch andere Menschen an dieser Entscheidung teilhaben lassen. Aber das muss man doch nicht.

Wenn zwei Menschen sich dauerhaft binden, wird diese Bindung doch nicht inniger und fester, nur weil andere davon wissen. Es ist zwar üblich, Familie und Freunde teilhaben zu lassen. Nur wird die Ehe davon doch nicht besser.

Das ist genauso, wie hierzulande zwar noch ein gemeinsamer Name üblich ist. Woanders wird auch geheiratet und es gibt keinen gemeinsamen Ehenamen. Das beeinflusst doch nicht die Qualität der Ehe. Wenn man sein Leben verbindlich teilen möchte, dann ist das alles doch egal.

Nur steuerliche Gründe sind natürlich etwas wenig. Ausschließlich ein gemeinsamer Name als Grund ist aber auch wenig. Warum sollte ein Partner seine langjährige Identität aufgeben? Namen sind nur Schall und Rauch, eine Feier hält nur einen Tag. Muss man das schön finden? Heiratet man für sich oder um den Erwartungen anderer zu entsprechen?

» cooper75 » Beiträge: 13428 » Talkpoints: 519,39 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Mir ist auch nicht so ganz klar, warum das überhaupt die ganze Welt erfahren muss, wenn zwei Menschen heiraten wollen. Es steht eben nicht jeder auf eine gigantische Feier mit Tamtam und allem. Manche wollen lieber klein und intim heiraten und es nicht an die große Glocke hängen.

Mein Mann und ich haben in einem sehr kleinen Kreis geheiratet. Ich habe nicht mal Wert auf ein Hochzeitskleid gelegt, weil ich so etwas überflüssig finde. Ich habe zwar danach seinen Namen angenommen, aber dennoch war es für viele Menschen eine Überraschung, als sie erst hinterher erfahren haben, dass ich geheiratet habe.

Das lag einfach daran, dass ich meinen Mädchennamen an der Klingel und am Postkasten habe stehen lassen. Viele haben nämlich trotzdem Briefe an meinen Mädchennamen geschickt und damit die Post nicht unzustellbar ist, habe ich das eben so gemacht. Viele haben dadurch aber gedacht, dass ich nicht verheiratet wäre, trotz Kind.

» Esri » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich denke nicht, dass man es immer an die große Glocke hängen muss, wenn man geheiratet hat. Manche mögen das einfach nicht und auch nicht den Trubel um die Beziehung. Meine Tante beispielsweise hatte auch heimlich ohne Familie geheiratet und es dann erst mitgeteilt. Schlimm fanden wir das auch nicht, immerhin war sie sehr glücklich mit diesem Mann.

Ich denke, dass man immer noch aus Liebe heiraten sollte und es einem egal sein kann, was die Familie davon hält, weswegen ich auch nachvollziehen kann, dass man da nun kein Staatsakt draus macht und auch keine Feier möchte. Erwähnt man, dass man heiraten möchte, wollen ja auch nur alle dabei sein und feiern. Vielleicht wollte man das einfach nicht, sondern sich nur selber die Liebe schwören, eigentlich ja auch sehr romantisch.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Mein Mann und ich sind damals einfach auf´s Standesamt gegangen und haben die erforderlichen Unterlagen unterschrieben. Ohne Trauzeugen, ohne Ringe, ohne Kleid, ohne Feier. Es war einfach ein behördliches Muss, das wir mal eben in Renovierungsklamotten hinter uns gebracht haben.

Hintergrund war ganz einfach die Möglichkeit, dass ich so als seine Frau kranken versichert sein konnte, was uns 140 € im Monat gespart hat. Da wir gerade ein altes Haus gekauft hatten und uns selbstständig machten, war das nicht wenig Geld für uns.

Für unsere Beziehung hätte ich diesen Trauschein nicht gebraucht. Und die Feier mit Verwandten und Freunden brauchte ich eben auch nicht. Früher war das vielleicht sinnvoll, weil man ja auch erst mit der Eheschließung ein gemeinsames Leben begann. Aber heutzutage lebt man schon lange vorher in einer gemeinsamen Wohnung, kann Kinder bekommen und Häuser kaufen.

Dass wir eben gemeinsam ein Haus gekauft haben, hat mir viel mehr bedeutet und war viel mehr ein Zeichen dafür, dass wir unser Leben gemeinsam verbringen wollen als vor einer staatlichen Angestellten oder einem Priester "Ja, ich will" zu sagen.

Unseren Familien und Freunden haben wir auch nichts gesagt. Ich dachte, ich sag es dann irgendwann, wenn sie nachfragen, warum wir denn gar nicht heiraten. Allerdings ist dann eine Verwandte von mir gestorben und das hat alles etwas durcheinander gebracht. Ich glaube, sie hätte sich sehr darüber gefreut, dass ich geheiratet habe. Aber so hat sie es nie erfahren. Da habe ich es dann eben meiner Familie gesagt.

Aber meine Schwiegermutter weiß auch heute, fünf Jahre später, noch nicht, dass sie meine Schwiegermutter ist. Sie fragt aber auch nie. Aber als ich vor einiger Zeit einiges geklärt habe für den Fall der Fälle, dass mir und meinem Mann etwas passieren sollte, kam ich schon ins Grübeln.

Wenn er beispielsweise einen Unfall hat, habe ich als seine Ehefrau ja im Krankenhaus viel mehr Rechte und Pflichten als wenn ich nur seine Partnerin wäre. Ich weiß nicht, ob meine Schwiegermutter in der Situation erfahren sollte, dass wir verheiratet sind. Obwohl es ihr, glaube ich, wirklich egal ist.

Grundsätzlich denke ich aber, dass eine Eheschließung zwischen zwei Personen stattfindet. Und mir hat sie einfach nicht viel bedeutet. Als wir uns ein Haus gekauft haben, hat keiner groß ein Wort darüber verloren, dass wir offensichtlich zusammen alt werden wollen. Da Scheidungen und aufgeteilte Besitztümer heute kein Problem mehr darstellen, hat das wohl alles nicht mehr viel Bedeutung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich bin der Ansicht, dass eine Hochzeit nur unter zwei Personen stattfindet und dass die beiden Beteiligten den Tag so gestalten sollten wie sie möchten, denn schließlich ist der Hochzeitstag normalerweise der schönste Tag des Lebens oder er sollte es zumindest sein. Warum sollte man diesen Tag dann groß feiern, wenn man sich nicht wohl damit fühlt und mit einer Hochzeit ohne Feier und Gästen viel glücklicher wäre?

Mein Onkel hat so ähnlich geheiratet wie Bienenkönigin. Er hatte keine Gäste, keine Trauzeugen, es war ein einfacher Termin im Standesamt, so normal und unspektakulär, als würde man einen neuen Personalausweis beantragen. Er hat niemandem etwas davon erzählt, er wollte das einfach nicht. Er hat der Familie erst mehrere Monate später davon erzählt und das war in Ordnung für mich. Denn wenn ihn das glücklich macht, warum sollte ich dann sauer auf ihn sein?

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Da Scheidungen und aufgeteilte Besitztümer heute kein Problem mehr darstellen, hat das wohl alles nicht mehr viel Bedeutung.

Das ist ein ziemlicher Trugschluss, der vielen Menschen die Zukunft komplett verhagelt. Zugewinnausgleich, Rentenausgleich und nachehelicher Unterhalt haben einen immensen Einfluss auf das zukünftige Leben beider ehemaliger Partner.

» cooper75 » Beiträge: 13428 » Talkpoints: 519,39 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:
Bienenkönigin hat geschrieben:Da Scheidungen und aufgeteilte Besitztümer heute kein Problem mehr darstellen, hat das wohl alles nicht mehr viel Bedeutung.

Das ist ein ziemlicher Trugschluss, der vielen Menschen die Zukunft komplett verhagelt. Zugewinnausgleich, Rentenausgleich und nachehelicher Unterhalt haben einen immensen Einfluss auf das zukünftige Leben beider ehemaliger Partner.

Natürlich ist die Scheidung sehr viel schwieriger als die Eheschließung. Aber es ist nicht mehr so wie früher, dass es ein Skandal ist und man lieber todunglücklich zusammenbleibt bevor die Nachbarn schlecht über einen reden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Nein, heute bleiben die Leute zusammen, um den Lebensstandard zu halten. Ob sie das in einer gemeinsamen Wohnung oder getrennt lebend tun, das ist unterschiedlich. Oder sie ziehen die Scheidung durch und hadern jahrelang mit den Konsequenzen. :lol:

» cooper75 » Beiträge: 13428 » Talkpoints: 519,39 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Man heiratet doch aus Liebe, sollte man zumindest. Da ist es doch auch eigentlich nicht so wichtig, dass alle möglichen Verwandten und Bekannten davon erfahren. Manche möchten ja auch lieber alleine heiraten oder eben in kleinem Kreis. Daher kann ich es durchaus verstehen, wenn man es eben nicht allen erzählt.

Ich fände ich es auch nur wichtig, dass meine engste Familie eben davon weiß. Ich meine die Menschen, die mir am wichtigsten sind. Im beschriebenen Fall kann ich schon gut verstehen, dass das Paar der Familie nichts erzählt hat. Wenn immer so genervt wird, dass doch endlich mal eine Hochzeit statt finden soll, dann würde ich auch irgendwann sicher genervt und sauer sein.

Da kann ich so eine stille und leise Hochzeit durchaus nachvollziehen. Ich denke auch, dass sich da niemand von den Verwandten wundern oder beschweren muss. Allerdings finde ich schon, dass die Kinder des Paares es hätten erfahren sollen. Immerhin sind sie Teil dieser Familie. Aber vielleicht hatten die Eltern auch Angst, dass sich die Kinder dann mal verplappern.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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