Haustier nur füttern, wenn es gehorsam war?
Ich bekomme gerade die Erziehungsmethode von Bekannten mit, die einen Rettungshund ausbilden wollen. Diese erzählten, dass der Hund nur sein Futter bekommen würde, wenn er seine Aufgaben ausreichend gemeistert hätte. Das Futter ist wohl in einem Futterbeutel, den er dann teils suchen muss. Um auf die Suche nach vermissten Personen vorbereitet zu werden.
Ich muss sagen, dass ich mich mit dieser Methode nicht anfreunden kann. Wenn der Hund ein paar Tage hintereinander keine Leistung erbracht hat, muss er ja hungern. Das erscheint mir schon ziemlich drastisch zu sein.
Ist es durchaus normal, dass man ein Haustier nur füttert, wenn es Leistungen erbracht hat? Bin ich da zu streng, dass ich das eher kritisch sehe? Schadet, dass dem Tier unter Umständen sogar? Kann es überhaupt eine Verbindung dazu knüpfen, dass es kein Futter erhält, wenn es die gewünschte Leistung nicht erbracht hat?
Diese Erziehungsmethode hast du doch bei deinem eigenen Hund selber angewandt Hund nur aus Futterbeutel füttern - Was alles damit machen?. Wenn man dir da glauben kann, hast du ihn auch 2 Tage erst mal nicht gefüttert und hattest wohl auch Schwierigkeiten die tägliche Ration in den Hund zu bekommen.
Auch hier Futter nur noch als Belohnung? wurde darüber schon geschrieben. Da hast du dann wieder eine ganz andere Antwort gegeben. Und hier in diesem Thread befürwortest du das überhaupt nicht.
Hast du dir mal überlegt, wie ein Hund in freier Natur fressen würde? Wenn er auf sich selbst angewiesen wäre? Dann würde er auch lange nichts zu fressen bekommen und dann wieder was mehr. Hunde hungern so schnell nicht und sie sterben auch nicht, wenn sie mal einen Tag weniger bekommen. Wenn man diese Erziehungsmethode anwendet, wird der Hund schnell merken, dass er sein Futter erarbeiten muss und das muss er in freier Natur auch, wenn ihm der Napf nicht gefüllt wird.
Die Methode deiner Bekannten wird sich ja wohl bewährt haben. Denn sonst würde sie ihn nicht so ausbilden. Ich denke mal, dass sie es nicht ganz ohne Hilfe von erfahrenen Hundeausbildern macht und auch nicht der erste Hund in der Staffel ist, der so ausgebildet wird.
Also wir haben viel mit Such- und Rettungshunden zu tun und führen die Hunde eher spielerisch an ihre Funktion heran. Die Methode, dass der Hund seinen Futterbeutel selbst suchen muss, sehe ich kritisch. Das Belohnungsprinzip hat sich oftmals natürlich bewährt, aber den Hund nicht füttern bis er seinen Futterbeutel gefunden hat, ist auch in der Rettungshundeausbildung nicht zielführend.
Natürlich beginnt der Hund mit dieser Methode mit dem Suchen oder er gewöhnt sich an das Suchen an sich. Aber das bedeutet nicht, dass er ein guter Rettungshund wird. Schließlich muss er noch auf den menschlichen Geruch geprägt werden und dann kommen andere Methoden zum Einsatz, z.B. Versteckpersonen. Davon mal abgesehen, dass der Hund mit dem Suchen beginnt, halte ich die Methode für fragwürdig.
@Diamante: Wie kann man so unkritisch sein? Nur weil sich eine Methode bewährt hat, muss die nicht gut oder gar tiergerecht sein. Dr. Schecker hat das Teletakt Ende der 50er erfunden, weil er keinen Bock mehr hatte, ständig Schrotkugeln aus Hunden zu pulen, die aus erzieherischen Gründen eine Ladung in den Hintern bekommen haben. Und siehe da, Schrot funktioniert ebenso wie eine Elektrohalsband. Und zumindest das Letzte ist tiergerechter als die Methode "Nothing in life is for free". Denn das ist auch Starkzwang und gilt beim Menschen als Folter und Misshandlung, auch wenn es so hübsch harmlos wirkt.
Natürlich verhungert ein Hund nicht sofort und ein Wolf findet nicht regelmäßig Fresschen. Aber ein Wolf oder ein wilder Hund hat es selbst in der Hand. Und wenn er beute macht, dann frisst er locker 4,5 Kilogramm, wenn er etwa so groß wie ein Schäferhund ist. Das ist eine komplett andere Situation als ein von Menschen abhängiges Tier, dass auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Der Hund kann keine artgerechte Situation nutzen, um seinen Hunger zu stillen. Und er kann auch nicht allein für seinen für seine geistige Gesundheit unerlässlichen Sozialkontakt sorgen.
So ein Hund steht unter Dauerstress. Er muss ständig auf seinen Menschen achten, um ein wenig Futter oder Aufmerksamkeit zu bekommen. Er kann nie abschalten und nie entspannen, weil er immer seine Chance nutzen muss. Das ist ebenso Starkzwang wie Schlagen, Treten, Elektroreize verteilen oder am Stachel rucken. Es wirkt nur netter, dabei ist es schlimmer. Denn bei den offensichtlich brutalen Methoden kann der Hund entspannen, wenn die korrekt angewendet werden. Beim Futterentzug kann er das dagegen nie und die Phase mit Versuch und Irrtum ist viel länger.
Das ist jetzt kein Plädoyer für die anderen Starkzwangmethoden, die braucht man auch nicht. Es soll nur verdeutlichen, wie drastisch diese ach so natürliche und vermeintlich harmlose Methode ist. Zumal die Methode dann auch noch starke Schwächen hat. Das gilt generell, kommt aber in der Rettungshundeausbildung voll zum Tragen. Was soll den Hund antreiben, wenn er keinen Hunger hat? Schließlich kommt so ein Einsatz später auch nach einem vollen Napf. Und die rationierte Zuwendung ist auch nicht hilfreich. Immerhin muss der Hund dort arbeiten, wo gar keine Zuwendung in Sicht ist, weit weg vom Halter. Es gibt nun wirklich bessere Wege!
Diamante, dass sind alte Beiträge und es gibt durchaus Menschen, die noch dazu lernen und ihre Meinung ändern. Ich würde das sicherlich nicht nochmal so machen. Damals wurde mir das von einer Hundeschule empfohlen und ich dachte da auch noch, dass einem Hund schon nicht schadet. Mittlerweile sehe ich das aber ganz anders und bei mir gibt es diese Methoden nicht mehr. Ich war damals auch ziemlich blöd, dass ich darauf vertraut habe, dass das schon richtig so sein wird. Sicherlich scheiden sich da die Geister, aber ich würde das nicht mehr befürworten und meine Haustiere nicht aus Übungszwecken hungern lassen. Wenn Untersuchungen anstehen, bei denen das Tier nüchtern sein muss, ist das sicherlich etwas anderes.
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