Haustier anschaffen, um Angst vor diesem zu überwinden?
Eine Bekannte hat zwei Katzen und einen Hund. Die Katzen hatte sie schon, bevor sie dann ihren Partner kennengelernt hat. Sie hatte selbst immer Angst vor Hunden. Sie meinte sogar, dass sie regelrecht Panik vor den Tieren gehabt hätte. Allerdings hätte sich ihr Partner immer einen Hund gewünscht und dem seien sie dann irgendwann nachgekommen. Sie haben nun seit einigen Jahren einen Hund und meine Bekannte meint, dass sie dadurch ihre Angst vor den Tieren verloren hätte. Sie wäre da nicht mehr ängstlich, aber bei fremden Hunden eben etwas vorsichtiger.
Meint ihr, dass es generell eine gute Idee ist, sich ein Haustier anzuschaffen, vor dem man eigentlich Angst hat? Habt ihr das selbst auch schon so gemacht? Kann das nicht auch nach hinten los gehen? Sollte man da nicht Bedenken, dass es die Ängste vielleicht sogar verschlimmert und das Tier wieder abgegeben werden muss?
Bei mir hat es funktioniert. Ich habe von meinen Eltern nur einen Hund erlaubt bekommen als Haustier und diese wussten, dass ich davor eigentlich Angst habe nach einem Erlebnis in meiner Kindheit. Da ich aber unbedingt ein Haustier wollte, habe ich mich dann für den Hund entschieden. Mir hat es sehr geholfen zu sehen wie das Tier sich verhält. Von Welpen an hatte ich diese Hündin bis zu ihrem Tod und ich hatte keine Angst mehr ab dem ersten Moment. Das funktioniert sicherlich nicht bei jedem, aber ich habe verstanden warum der Hund in meiner Vergangenheit so reagierte und konnte so die Angst überwinden.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das gut gehen kann, aber machen würde ich das wohl trotzdem nicht. Ich finde es gut, wenn man sich so überwinden kann und dann so ein Tier im Haus hat, vor dem man Angst hatte. Aber wenn dann vielleicht etwas passiert, weil der Hund vielleicht einfach ungestüm bei der Begrüßung ist oder so und man dann wieder Angst hat, dann stelle ich mir das nicht gerade leicht vor.
Darum denke ich, dass man schon genau auf sich selber hören sollte, ob man sich das zumuten kann und ob man dem Tier eben auch gerecht werden kann. Wenn es wirklich nicht funktioniert und das Tier dann im Tierheim landet, dann finde ich das dem Tier gegenüber schon ziemlich unfair und ich denke, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, die Angst zu überwinden, als sich direkt ein Tier anzuschaffen.
Den Wunsch sich einer Angst zu stellen kann ich definitiv begrüßen. Dennoch kann man erlerntes Verhalten, dass emotional an etwas gekoppelt ist (hier: Angst vor Hunden) nicht einfach so abschalten. Bei bestehenden Ängsten wäre es sinnvoller sich langsam an ein Tier zu gewöhnen. Die Ängste sozusagen durch positive Erfahrungen mit der Rasse positiv zu konditionieren.
Beispielsweise wäre zuerst einmal ein gemeinsamer Spaziergang mit einem gut erzogenen Hund von Freunden und Bekannten empfehlenswert. Diese Kontakte kann man dann graduell ansteigen lassen, wie selbst mit dem Hund spazieren zu gehen usw. Ist dies erfolgreich, kann man sich immer noch ein Tier nach Hause holen.
Zum Schutz des Hundes bzw. des Tieres sollte man sich immer gut auf eine Anschaffung vorbereiten. Dies ist nur zum Wohlergehen des potentiellen Haustieres. Viele Tiere werden unüberlegt angeschafft und wenn man nicht weiß auf was man sich einlässt, kann dies Ängste und Vorurteile noch erhöhen und im Endeffekt leidet das Tier am meisten darunter.
Ich hatte in meiner Kindheit eine beste Freundin, die Panik vor Vögeln hatte. Die ist regelmäßig kreischend aus meinem Zimmer gerannt, wenn meine Wellensittiche Freiflug hatten. Irgendwann hat sie sie ein wenig besser kennen gelernt und bekam dann selbst zwei Wellensittiche, vor denen sie anfangs auch noch eine ordentliche Portion Respekt hatte, aber diese durch Beobachtung der Tiere und vorsichtiges Herantasten überwinden konnte.
Ich selber halte Vogelspinnen, was ich nie für möglich gehalten hätte, da es Zeiten gab, in denen ich den Raum gewechselt habe, wenn ich irgendwo in der Wohnung eine Spinne erspäht habe. Und bis ich mit meiner ersten eigenen Spinne in Kontakt kam, hatte ich auch Bedenken, ob ich überhaupt in der Lage wäre, sie zu pflegen, weil ich sie zwar faszinierend fand aber auch so etwas wie Angst hatte. Heute bin ich völlig vernarrt in die "kleinen" Achtbeiner.
In beiden geschilderten Fällen wurde zwar mithilfe der Tiere die Angst vor ihnen überwunden, der Anschaffungsgrund war aber in erster Linie Faszination und Interesse, nicht etwa die Selbsttherapie. Und es gab in beiden Fällen den doppelten Boden - Leute, die sich der Tiere angenommen hätten, hätte ein Problem mit der Versorgung wegen Angst bestanden.
Deswegen finde ich, dass es durchaus sinnvoll sein kann, sich trotz Angst ein Haustier anzuschaffen, insbesondere wenn man dabei nicht allein ist. Allerdings bedeutet diese Form der "Therapie" nicht, dass eine generelle Angst damit behandelbar ist. Ich habe beispielsweise keine Angst mehr vor -auch giftigeren- Vogelspinnen, könnte aber immer noch schreiend den Raum verlassen, wenn ich eine normale Hauswinkelspinne entdecke.
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