Haus und Grundstück zusammen mit den Eltern erwerben?

vom 20.12.2015, 23:43 Uhr

Eine Bekannte von mir ist 28 Jahre alt und hat derzeit keinen festen Partner. Ihre Eltern wohnen in einer Mietwohnung und möchten nun ein Haus mit einem Grundstück kaufen. Das ist für sie selbst aber etwas zu teuer und das Haus auch sehr groß. Daher möchte meine Bekannte sich beteiligen und dann auch zusammen mit ihren Eltern in diesem Haus wohnen.

Ich muss sagen, dass ich das ein wenig komisch finde. Immerhin ist man dann gebunden und kann nicht mal eben sagen, dass man umzieht und sich mit seinem Partner ein eigenes Haus kauft. Sie muss jetzt einen Partner finden der bereit ist mit den Eltern in diesem Haus zu wohnen.

Würdet ihr euch zusammen mit euren Eltern ein Haus und ein Grundstück kaufen wollen? Fändet ihr die Vorstellung nicht befremdlich, für den Rest eures Lebens mit euren Eltern dort zu wohnen und keine andere Möglichkeit mehr zu haben?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich persönlich würde das nicht machen und kann nur davon abraten. Ich sehe an meinem Schwager, wie sich das entwickelt, es ist fast dieselbe Situation.

Mein Schwager wurde früher vor der Hochzeit von seiner Schwiegermutter erpresst. Sie meinte, dass er ihre Tochter nur bekäme und mit ihr zusammen sein dürfe, wenn er mit seinen Schwiegereltern zusammen ein Haus kaufen würde. Er war auch noch so doof und naiv, hat ihr das geglaubt und den Kaufvertrag unterschrieben.

Ich vermute mittlerweile bereut er es. Er spricht schon seit knapp einem Jahr davon, das Haus zu verkaufen und umzuziehen, aber seine Schwiegereltern sind dagegen und verbieten ihm, das Haus zu verkaufen. Er sitzt quasi in der Falle und kommt da nicht mehr heraus.

Ein Haus zu kaufen ist immer eine langfristige Entscheidung. Mag sein, dass man die nächsten 3 Jahre im Ort X leben möchte, aber Zeiten ändern sich und nur die wenigsten können sich vorstellen, ewig im selben Haus zu wohnen, egal wie sich das Leben ändert. Außerdem hat sie ja keinen Partner, das spielt auch eine Rolle. Nachher will ihr Partner, dass sie zu ihm zieht und sie kann nicht weg, weil die Eltern es nicht wollen.

Mein Großvater wollte früher mit meinem Vater und dessen Familie in ein Haus ziehen. Meine allein stehende Tante wollte ihn dann dazu überreden, dass meine Großeltern mit ihr in ein Haus ziehen, aber mein Großvater wollte das nicht. Warum? Weil sie eine Frau ist und dann noch allein stehend.

Er wollte aber einen Mann im Haus haben, weil er sich mit zunehmendem Alter nicht mehr um alles kümmern kann. Mein Vater muss oft irgendetwas reparieren, renovieren oder meinem Großvater sonstige Gefallen tun. Das könnte eine Frau gar nicht bewältigen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich wäre bei einem solchen gemeinsamen Hauskauf auch immer sehr vorsichtig und würde wohl eher davon abraten als dazu raten. Denn vom Zusammenleben an sich mal abgesehen sind auch Risiken damit verbunden, an die man im ersten Moment vielleicht gar nicht denkt, weil sie erst (weit) in der Zukunft überhaupt relevant werden könnten.

Man sollte sich beispielsweise alleine schon überlegen was passiert, wenn die Eltern oder Schwiegereltern mal versterben und deren Teil des Hauses dann unbewohnt ist. Da man ja, zum Beispiel, nur die Dachgeschosswohnung gekauft hat steht man vor der Entscheidung, den Rest des Hauses auch noch zu erwerben. Auch was die Eltern in ihrem Testament verfügt haben spielt dann eine wichtige Rolle. Ebenso die Frage, ob ihr Teil des Hauses beispielsweise mit einer Hypothek belastet wurde.

Das sind alles Faktoren, die zu einem sehr unschönen Ende führen können - selbst dann, wenn das Zusammenleben all die Jahre problemlos funktioniert hat. Mir persönlich wäre das zu unsicher und mit zu vielen Risiken verbunden. Mal ganz davon abgesehen, dass ich als Single nicht unbedingt den Teil eines Eigenheims brauche und mit 28 Jahren ganz sicher noch nicht wüsste, ob ich den Rest meines Lebens dort verbringen möchte oder die Lust hätte, mich mit den Problemen eines eventuellen Wegzugs auseinanderzusetzen.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Fändet ihr die Vorstellung nicht befremdlich, für den Rest eures Lebens mit euren Eltern dort zu wohnen und keine andere Möglichkeit mehr zu haben?

Prinzipiell schon, aber ich sehe keinen Grund, wieso jemand gezwungen sein sollte den Rest seines Lebens mit den Eltern in einem Haus zu wohnen. Deine Bekannte kann doch jederzeit ausziehen.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Als mein Mann und ich nach einem Haus gesucht haben, hat mir meine Mutter eine gewisse Summe angeboten. Mit diesem Geld hätten wir schneller ein Haus gefunden und es hätte größer sein können. An sich eine nette Sache. Ihre Idee dahinter war allerdings, dass sie dann später zu uns zieht, wenn sie nicht mehr alleine wohnen kann oder will.

Mir ist in dem Moment total schlecht geworden und ein Schauer ist über meinen Rücken gelaufen. Mir ist mein Abstand zu meiner Mutter enorm wichtig. Im Moment beträgt er 500 Kilometer und das reicht gerade so. Und dann will sie zu mir ziehen? Nein, auf gar keinen Fall.Ich brauche Abstand, ich brauche meine Unabhängigkeit. Die Vorstellung, dass meine Mutter immer in greifbarer Nähe ist, ist grauenhaft.

Das Zusammenleben stelle ich mir sehr schwierig vor. Da wird doch ständig gefordert. Einkaufen, Hausarbeiten, Reparaturen, Computerprobleme. Ich glaube, da würde ständig irgendeine Anfrage kommen. Dann die Kontrolle. "Du gehst zu wenig aus" oder "Du gehst zu viel aus". Die kann ständig am Fenster hängen und alles beobachten.

Also mit meiner Mutter wäre es schrecklich. Aber die junge Frau hat immerhin noch beide Eltern. Das ist immer einfacher, denke ich. Da wird nicht so geklammert. Aber das kann sich ja leider auch von einem auf den anderen Tag ändern. Auch wenn die Pflegebedürftigkeit ansteigt. Klar ist es dann praktisch, im gleichen Haus zu leben. Aber Abstand braucht man dann erst recht mal.

Zudem die rechtlichen Probleme. Wenn man gemeinsam ein Haus kauft, kann man eben nicht einfach wieder ausziehen. Dann stecken ja auch Mittel von der Tochter drin. Die Probleme im Todesfall und mit Testamenten etc. sind auch nicht zu verachten.

Und dann kann sich das Leben eben auch ganz schnell ändern. Gerade weil sie keinen Partner hat. Den wünscht sie sich doch, oder?! Es gibt auch hoffnungslose Fälle, die immer bei Mutti wohnen bleiben. Aber wenn man das nicht will, wird doch hoffentlich bald jemand kommen. Und dann ändert sich alles.

Daher würde ich mit so einer Entscheidung warten, bis der Richtige da ist. Das ist natürlich keine Garantie auf ewige Stabilität, aber eigentlich ist die Nicht-Existenz eines Partners die Garantie für zukünftige Veränderungen. Und daher wäre es meiner Meinung nach die falsche Entscheidung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Für mich ist diese Vorstellung auch ein Graus. Man zieht doch als junger Erwachsener aus um selbstständig und unabhängig zu werden. Das ist für mich ein wichtiger Lebensabschnitt. Irgendwann wieder mit den Eltern in einem Haus zu leben, nachdem man seinen eigenen Weg gegangen ist, ist für mich unvorstellbar. Ich könnte mir jetzt nicht einmal vorstellen vorübergehend so zu wohnen. Ich brauche meine Freiheit und Abstand von den Menschen, die mich oder meinen Partner aufgezogen haben. Das führt sicherlich zu einigen Konflikten.

In meiner Familie gab es auch so eine Kombination. Mein Onkel hat mit seiner Familie im Erdgeschoss gelebt und darüber seine Eltern/meine Großeltern. Da er geschäftlich auch mal monatelang weg gewesen ist, stand meine angeheiratete Tante mit ihren Kindern ständig unter den Fittichen meiner Großeltern. Es gab zwar nie Streit aber ich stelle mir so ein Leben als sehr bedrückend vor. Zumal sie sich dann nicht nur um die Kinder kümmern sondern es auch noch ihren Schwiegereltern recht machen musste.

Gegessen wurde immer gemeinsam, die Kindererziehung war dann auch nicht nur ihre Angelegenheit und so richtig zurückziehen konnte man sich natürlich auch nie. Wären es ihre Eltern gewesen, wäre es sicherlich um einiges einfacher aber solche Mehrgenerationenhäuser kommen für mich einfach nicht infrage. Auch ein gemeinsames Grundstück mit zwei freistehenden Häusern, wäre mir einfach zu nah.

Mein Exfreund hat auch nur wenige Häuser von seiner Mutter weg gewohnt und schon das ist mir zu anstrengend gewesen, weil sich diese ständig eingemischt hat. Da er durch die Nähe auch nie wirklich selbstständig geworden ist, hat er sich sehr oft nach ihr gerichtet. Was Mutti gesagt hat musste stimmen und war Gesetz. So etwas, egal wie gut man mit den Eltern anfangs auskommt, tu ich mir sicherlich nicht noch einmal an. :wink:

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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