Haus abreißen, weil keine Baugenehmigung?
Ich habe vor kurzem einen kurzen Beitrag im Fernsehen darüber gesehen, dass in irgendeinem kleinen Ort ein Haus abgerissen werden sollte, weil es keine Baugenehmigung für das Haus gab. Das ist bei Häusern die nach dem Weltkrieg gebaut worden sind nicht unüblich und es gab bereits mehrere solcher Fälle. Wie die ausgegangen sind, weiß ich aber nicht.
Die ältere Damen die in diesem Haus wohnt ist natürlich entgeistert, zumal sie den Abriss auch alleine zahlen soll. Eine Dame von der Baubehörde hatte sich dazu geäußert und meinte nur, dass es Willkür wäre, wenn sie das einfach so durchgehen lassen würde. Weder das Amt noch der Bürgermeister konnte wirklich etwas konstruktives beitragen.
Ich finde das schon ziemlich frech. Das das nicht fair ist und man nachträglich noch eine Genehmigung ausstellen könnte ist klar, aber die Bürokratie steht dem natürlich mal wieder in der Quere. Der Fall wurde schon sehr lächerlich dargestellt und ich gehe mal davon aus, dass die alte Dame das Haus behalten kann, weil es einfach keinen plausiblen Grund gibt.
Habt ihr von diesem Fall auch gehört und wenn ja, wie steht ihr dazu? Findet ihr den Grund nachvollziehbar? Findet ihr nicht auch, dass man da mit gesundem Menschenverstand dran gehen sollte und nicht mit Bürokratie? Warum sollte man ein Haus, das über 70 Jahre ohne Baugenehmigung in einer Siedlung steht auf einmal abreißen?
Ich bin der Meinung, dass eine so unsinnige Bürokratie abgeschafft werden sollte. Der Stein kam dadurch ins Rollen, weil die Rentnerin das Haus verkaufen wollte, weil sie die Treppen nicht mehr schaffte. Sie hatte das Haus erst vor neun Jahren gekauft. Damals ist die fehlende Baugenehmigung wohl nicht aufgefallen. Eine nachträgliche Genehmigung wurde nicht ausgestellt, weil das Grundstück kein Bauland, sondern als landwirtschaftliche Fläche gilt.
Vor dem Kölner Verwaltungsgericht verlor die Rentnerin. Nun hofft sie auf mehr Glück beim Oberverwaltungsgericht, Münster. In ihrem Heimatort kämpfen FDP und Grüne für sie. Sollte sie auch in Münster nichts erreichen, muss sie innerhalb von 12 Monaten das Haus abreißen.
Dieses Schicksal ereilte vor ihr schon sechs andere Eigentümer in der Gegend. Ich frage mich nun, ob die alle wild darauf los gebaut haben oder ob in den Kriegszeiten die Unterlagen verloren gegangen sind. Sicherlich war jeder, der ausgebombt war froh, eine Bleibe zu bekommen. Aber nach so vielen Jahren ist es wirklich eine sture, störrische Entscheidung, ein vernünftig gebautes Haus, das nicht baufällig ist, einfach abreißen zu lassen. Nur so, weil das Papier einem ja recht gibt. Konnten die Hausbauer vielleicht etwas dazu, dass sie unter den Wirren des Krieges leiden mussten und nun noch die Quittung dafür bekommen?
Übrigens hat die Rentnerin das Haus von einer Kölnerin gekauft, die mit einem jüdischen Banker verheiratet war, bis dieser im KZ ums Leben kam. Die Kölnerin suchte Zuflucht, pachtete das Grundstück im Bergischen Land und baute sich ein Haus.
Ich hatte von diesem Fall noch nichts gehört. Habe mir dann im Internet entsprechend etwas durchgelesen. Crispin, ich verstehe dich nicht, weil du gesunden Menschenverstand von der Bürokratie erwartest. Wenn das jemand von denen liest, sind sie gleich geschockt.
Ich kenne zwar den Fall hier nicht. Aber man muss das vermutlich komplexer sehen, als hier beschrieben. In der damaligen Zeit, als kurz vor und nach Kriegsende, hat niemand nach Baugenehmigungen gefragt. Vor allem, war es bei solchen Flächen doch eher so, dass man eher kleinere Notunterkünfte gebaut hat. Vergleichbar mit heutigen Gartenhäuschen. Da aber niemand nach Genehmigungen gefragt hat oder gar kontrolliert wurde, wurden diese Häuschen dann im Laufe der Jahre auch vergrößert, so dass echte Wohnhäuser daraus entstanden sind.
Solche Häuser, allerdings wesentlich später erbaut, haben wir hier auch am Stadtrand. Diese wurden recht unbürokratisch dann auch zu echten Wohnzwecken freigegeben. Es sind also aus ehemaligen Gartensiedlungen richtige Wohnsiedlungen geworden. Wo also ein Wille ist, ist auch ein Weg. Vor allem dann, wenn es mehrere Grundstücke beziehungsweise Häuser betrifft.
Nur müssen dann auch die Eigentümer die entsprechenden Anträge stellen. Ob das passiert ist, geht aus den vorhandenen Beiträgen nicht hervor. Aber man sollte auch nicht davon ausgehen, dass hier eine Stadt einfach was genehmigt, was niemand beantragt hat. Und das wäre auch ein möglicher Grund, warum die Frau vor den Gerichten scheitert.
Je nach Lage eines solchen Hauses ist nicht damit getan, nachträglich eine Baugenehmigung zu beantragen. Die Behörden stellen sich dann durchaus stur und sie bekommen Recht. Das trifft regelmäßig Menschen, die ihr ganzes Vermögen in ein Haus gesteckt haben.
Rechtlich sieht es einfach so aus, dass ein lange bestehender, baurechtlich nicht haltbarer Zustand nicht zu einem Gewohnheitsrecht oder ähnlichen führt. Die Sache wird erst aktuell, wenn die Baubehörde von dem "Problem" erfährt. Selbst wenn der Baubehörde die rechtswidrigen Zustände schon lange bekannt sind, muss die Behörde keine nachträgliche Genehmigung gewähren. Das ist leider so.
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