Hattet ihr Heimweh nach dem Auszug aus dem Elternhaus?
Ich bin nun vor kurzem von zu Hause ausgezogen, wobei ich meine Entscheidung keine Sekunde bereut hatte. Heimweh habe ich absolut nicht, auch wenn ich es ganz schön finde, hin und wieder bei meiner Mutter zu Besuch zu sein. Allerdings finde ich es wirklich schön, endlich meine eigene Wohnung zu haben und für mich wäre es auch absolut nicht mehr vorstellbar, wieder bei meinen Eltern einzuziehen. Dabei vermisse ich mein altes zu Hause auch gar nicht.
Ich weiß jedoch, dass ich ganz schlimmes Heimweh hatte, als ich vor einigen Jahren zum ersten Mal in eine WG gezogen bin. Damals habe ich mich wohl auch noch gar nicht bereit dazu gefühlt, da ich mein zu Hause so sehe vermisst hatte. Von daher konnte ich es gar nicht richtig genießen, ausgezogen zu sein und ich war dann auch ziemlich oft bei meinen Eltern zu Besuch.
Hattet ihr mit Heimweh zu kämpfen, nachdem ihr aus dem Elternhaus ausgezogen seid? Wie lange hat das bei euch angehalten?
Ich bin erst vor ein paar Monaten ausgezogen und ich habe wirklich keinerlei Heimweh. Ich empfand es allerdings als sehr komisch, den Trubel meiner Familie nicht mehr um mich zu haben (Wir waren 6 Personen in einer 4-Zimmer-Wohnung). Ich brauchte erst eine gewisse Eingewöhnungszeit, bis sich das gelegt hat. Aber Heimweh habe ich nie wirklich gehabt, worüber ich auch heilfroh war, weil ich sowieso schon mega Angst davor hatte auszuziehen. Und sollte es mich wirklich zu meiner Familie verschlagen kann ich einmal quer durch den Ort laufen und schon ist der Trubel wieder da. Naja fast. Inzwischen wohnen dort nur noch drei Familienmitglieder.
Ich musste allerdings auch ziemlich darum kämpfen, überhaupt ausziehen zu dürfen, weil ich noch unter 25 bin und weder Job noch Ausbildung habe. Und zur Schule gehe ich auch schon lange nicht mehr. Über ein Jahr musste ich darum kämpfen, da raus zu kommen. Ich denke, dass diese Zeit mir auch zugute gekommen ist, dass ich kein Heimweh verspürt habe.
Ich hatte eigentlich nie Heimweh. Ganz im Gegenteil, ich war sehr froh in mein Leben gemeinsam mit meinem Schatz starten zu können und mir war eben auch klar, dass das an der Zeit war. Ich hatte dann vielleicht mal Heimweh, wenn ich an meine alten Freunde gedacht habe, die da noch wohnten, aber sonst wollte ich nicht mehr bei meinen Eltern wohnen und fand den Auszug gut.
Heimweh hatte ich nicht, doch es war sehr komisch mit einmal allein zu sein. Bei meinen Eltern haben wir zu fünft gewohnt und uns alle super verstanden. Auch hat sich meine Mutter immer um viele Sachen gekümmert, sodass wir uns voll auf unsere Schule und Ausbildung konzentrieren konnten. Das war schon komisch und ungewohnt, es war auf einmal sehr ruhig.
Nun bin ich das Oberhaupt meiner eigenen kleinen Familie und muss sagen, dass ich immer noch gern zu meinen Eltern gehe.
Natürlich ist es ungewohnt, wenn man plötzlich alleine leben und sich selbst organisieren muss und keinen Trubel mehr um sich hat. Heimweh hatte ich jedoch noch nie gehabt. Es ist nur eine Frage der Zeit und neue Gewohnheiten müssen sich etablieren. Das ist völlig normal. Heimweh würde für mich bedeuten, dass man zurück ins Elternhaus ziehen möchte und alleine gar nicht klarkommen will. Solche Leute kenne ich auch, aber das ist für mich kein erstrebenswertes Ziel. Denn irgendwann sind die Eltern nicht mehr da und daher muss man als Kind lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und kann nicht ewig abhängig von ihnen sein.
Ich habe meine Freiheit genossen, als ich mit achtzehn von zu Hause ausgezogen bin. Verantwortungsvoll mit der Freiheit umzugehen musste ich aber auch erst lernen, mit allerlei unangenehmen Konsequenzen. Heimweh habe ich nach meinem Auszug nicht verspürt, trotzdem kamen in gewissen Situationen wehmütige Gefühle auf. Das lag aber nicht an der Trennung von meinem Elternhaus, sondern an der mir fremden Mentalität und dem Dialekt, der meiner Ursprungsregion so unähnlich war, obwohl beide Regionen in Deutschland liegen.
Ich kenne aber auch richtiges, fast schmerzhaftes Heimweh, das ich erfahren habe, als ich einmal für ein halbes Jahr am anderen Ende der Welt war. Ich wusste vorher gar nicht, dass es dieses sehr heftige Gefühl gibt, das man auch Menschen, die es nie erlebt haben, schlecht erklären kann.
Ich finde es schön einen eigenen Haushalt zu haben und diese so führen zu können, wie ich das eben für richtig halte. Ich denke, dass auch irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo man da bei seinen Eltern aneckt und eben unterschiedliche Vorstellungen hat. Dennoch kenne ich Heimweh auch. Aber das bezieht sich nicht speziell auf mein Elternhaus. Ich glaube, dass ich dort auch nicht mehr dauerhaft wohnen könnte und das nur zu Konflikten führen würde. Aber mir fehlt die Heimat eben doch öfter. Ich bin weiter weg gezogen und Besuche sind daher nicht so häufig möglich. Es hat eben alles Vor- und Nachteile.
Ich glaube, dass es von Mensch zu mensch unterschiedlich ist und jeder ein anderer Verhältnis zu seinen Eltern hat. Wenn das Verhältnis vielleicht sowieso schon nicht so gut war, dann ist man vielleicht ganz froh darüber, wenn man von zu Hause raus kommt und endlich auf eigenen Beinen stehen kann. Wenn das Verhältnis jedoch sehr gut war und man vielleicht ein wirklich enges Band zu seinen Eltern hat und dann nicht in der gleichen Stadt bleibt, sondern vielleicht ans andere Ende vom Land zieht oder sogar auf einen anderen Kontinent - dann kann ich es absolut verstehen, dass man Heimweh nach den Eltern hat.
Aber es gehört dazu. Man muss sich irgendwann aus dem Elternhaus lösen und es gehört dazu, dass man lernt selbstständig zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen. Dass man da manchmal zweifelt, ob man wirklich schon bereit dafür war beziehungsweise man ob die richtige Entscheidung getroffen hat, gehört dazu. Ich kann nur alle ermutigen, trotzdem ihren Weg zu gehen - das Gefühl wird mit der Zeit weniger und man wächst in seine Rolle hinein.
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