Hat euch ein Job schon mal zerstört? Wie kam es dazu?

vom 15.06.2016, 07:36 Uhr

Es kann ja durchaus sein, dass man sich für den Job aufopfert, ausgenutzt wird und dann am Ende vielleicht eine psychische Erkrankung davon trägt, die sich dann auch körperlich zeigt. Dann hat einen der Job zerstört. Es kann aber auch sein, dass man für einen Hungerlohn arbeitet und so zerstört wird. Hattet ihr schon mal so einen Fall und wie kam es dann dazu? Habt ihr dann etwas geändert?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich persönlich hatte diesen Fall zum Glück noch nicht, aber eine sehr gute Freundin. Sie war bereits Jahre bei dem Arbeitgeber beschäftigt und nach und nach wurden immer mehr ihrer Kolleginnen und Kollegen entlassen und den verbleibenden Angestellten wurde deren Arbeit zusätzlich zu ihren eigenen Aufgaben übertragen. Da sie sehr gewissenhaft ist und sich nicht getraut hat dem Arbeitgeber zu widersprechen, hat sich die Aufgabenmenge so gesteigert, dass sie sich die Arbeit abends mit nach Hause genommen und diese nach Feierabend oder am Wochenende erledigt hat.

Dies ging ungefähr ein Jahr lang gut bis sie sich immer angreifbarer und schwächer fühlte. Sie hatte auf nichts mehr Lust und konnte sich zu nichts mehr aufraffen. Mittlerweile ist sie seit über einem Jahr daheim und ist in Behandlung wegen schweren Depressionen. Sie hat bei ihrem alten Arbeitgeber gekündigt und sucht sich einen neuen Job. Außerdem hat sie sich vorgenommen, sich von Anfang an gegen zusätzliche Aufgaben zu wehren.

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das kenne ich nur zu gut und war bei meiner noch aktuellen Stellen ebenfalls der Fall. Ich kam wurde eingestellt und bereits wenige Monate später zum Wachleiter befördert. Ich saß deutlich länger als die 12 Stunden jeden Tag auf der Wache, habe die Dienstpläne so gestaltet, dass es für jeden gepasst hat und Probleme immer offen besprochen. Somit kann eigentlich niemand sagen, dass ich nicht alles gemacht habe. Auch Verbesserungen wurden eingeführt, so wurde das Fahrzeug wieder regelmäßig gewartet und Reparaturen direkt erledigt, anstatt mehrere Wochen mit einem defekten Licht zu fahren.

Trotzdem gab es einen Kollegen der gegen mich mobil gemacht hat. Hinterher habe ich erfahren, dass dieser sich schon seit Jahren um die Stelle als Wachleiter bemüht hat auf verschiedenen wegen und immer abgelehnt worden ist. Das dann eine Frau ihm vorgesetzt wird die auch erst wenige Monate dort arbeitet hat ihm nicht gepasst und entsprechend wurden meine Arbeiten auch sabotiert und ich wurde vor ihm beim Chef als Depp hingestellt und angeprangert.

Offen hatte dieser Mann niemals das zugegeben selbst wenn er drauf angesprochen worden ist. Ich habe mehrfach das Gespräch gesucht und auch gesagt, dass er sich damit abfinden muss und ich bei Problemen immer eine Lösung suche. Zugegeben hat er es nie, aber hinter dem Rücken kamen die Gerüchte alle von ihm. Als es dann noch anfing mit Übergriffen auf meinen Spind und mein privates Fahrzeug vor der Wache wurde es mir zu bunt.

Auf einer Wachbesprechung bei der auch der Chef und der Betriebsrat anwesend war, bin ich komplett ausgerastet was das alles soll. Danach waren drei Leute so klein mit Hut, dass sie unter dem Teppich gepasst hätten. Geändert hat sich daran nichts, die Gerüchte die verbreitet wurden u.A. Diebstahl von Betäubungsmitteln etc. hatten die Runde gemacht und ich wurde von allen anderen Kollegen von fremden Wachen schon komisch beäugt und ignoriert.

An den Vorwürfen stimmt rein gar nichts und das wurde auch belegt. Strafanzeige wurde gestellt und beim Chef saß ich auch mehrfach deswegen. Dieser wollte mich weder versetzen noch sonstiges und meinte, dass ich mich nicht so anstellen sollte und das halt einfach dazu gehört. Sozusagen hat er das Mobbing durch sein Nichtstun noch Unterstützt. Nachdem die Radmuttern von meinen Reifen am Auto locker geschraubt wurden und quasi ein versuchter Tötungsanschlag auf mich stattfand, habe ich mich vom Psychologen für mehrere Monate krankschreiben lassen und mich in dieser Zeit rechtlich beraten lassen wie man damit weiter verfahren kann und auch nach alternativen Stellen umgesehen.

In dieser Zeit wurde ich auch ungeplant Schwanger und nachdem die Krankschreibung abgelaufen war, folgte direkt das Beschäftigungsverbot bis zur Geburt. Mit Elternzeit wurde ich unter Druck gesetzt, dass ich diese bloß nicht nehmen soll ansonsten werde ich nicht versetzt. Somit habe ich mich auch aus diesem Grund (neben den finanziellen Gründen) dagegen entschieden. Eine Versetzung erfolgte nicht, ich wurde nach wie vor weiter auf dieser Mobbing Wache eingesetzt und muss mich den Idioten jeden Tag ausliefern. Dafür folgte hinterher die Kündigung, da ich nicht mehr flexibel genug bin mit den Arbeitszeiten wegen meines Kindes.

Das ganze ging fast 5 Jahren lang und hat mir in dieser Zeit schon zugesetzt. Denn ich war auf diesen Job finanziell angewiesen, eine andere Stelle habe ich trotz aller Bemühungen dort nicht finden können und nochmals umziehen wollte ich nicht, da ich extra dorthin gezogen bin wegen meines Partners und es dann auch wieder nur eine Fernbeziehung gewesen wäre.

Somit habe ich es ertragen aber immer nach einer Lösung für das ganze Problem gesucht. Gefunden habe ich diese in einem kompletten Branchenwechsel den ich ohnehin schon lange vor hatte. Sollte das wieder vorkommen, dann werde ich auch gar nicht mehr das Gespräch mit Arbeitgeber und Kollegen suchen sondern direkt Anwaltliche Maßnahmen einleiten lassen. Damit hätte sich wohl einiges vermeiden lassen wie auch der Anschlag auf mein Fahrzeug, wenn einfach rechtzeitig ein Riegel vorgeschoben worden wäre und der entsprechende Kollegen mal seine Grenzen aufgezeigt bekommen hätte.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich störe mich bei dieser Frage ehrlich gesagt an dem Begriff der Zerstörung. Zerstört ist für mich erst etwas, das man wirklich nie wieder retten kann. In diesem Kontext wäre ein Job für mich erst dann zerstörerisch, wenn man psychisch hinterher so dermaßen am Ende ist, dass man überall Panikattacken hat und vielleicht sogar das ganze Leben lang arbeitsunfähig wäre. Wenn man nach einem Jobwechsel problemlos weiterarbeiten kann, hat das für mich nichts mit Zerstörung zu tun.

Auch ich hatte schon mit Mobbing am Arbeitsplatz zu tun, aber das hat mich nicht zerstört, sondern nur stärker gemacht. Ich weiß jetzt wie ich solche Situationen schon frühzeitig erkennen kann und kenne entsprechende rechtliche Schritte, um die Notbremse zu ziehen, wenn ein Kollege mal wieder übertreiben sollte. Das hat aber nichts mit Zerstörung zu tun finde ich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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