Hat Deutschland mit 131 Liter Alkoholika pro Kopf Probleme?

vom 18.04.2019, 10:08 Uhr

In den Medien wird zur Zeit der Pro-Kopf-Konsum von Alkoholika diskutiert und demnach trinken die Deutschen rund 131 Liter Alkoholika. Das sind ca 0,36 Liter pro Tag.

Das hört sich nicht so viel an, aber wenn ich dann auch rechne, dass wohl jeder mitgezählt wurde, also auch Kinder und Jugendliche und auch alte und kranke Leute, die nichts mehr trinken oder Menschen wie ich, die vielleicht 5 mal im Jahr ein Glas Wein trinken, dann ist es doch wieder für die Menschen, die wirklich öfters Alkohol trinken sehr viel.

In dem verlinkten Bericht ist auch aufgezettelt, wie viel von allem getrunken wird und dass auch einige Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung im Krankenhaus gelandet sind. Die Frage die sich mir stellt ist, ob Deutschland ein Alkoholproblem hat und einfach zu viel Alkohol konsumiert wird und wie andere Länder da stehen. Kennt ihr Zahlen aus anderen Ländern?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



0,36 Liter Alkohol pro Tag zu trinken sind für mich echt eine Menge. Das sind ja fast zwei Wassergläser voll und das täglich. So viel trinke ich nicht im Jahr. Ich habe im vorigen Jahr ein kleines Bier getrunken, weil ich einfach Appetit drauf hatte. Für Ostern kaufte ich mir eine Flasche Eierlikör um Schwedeneisbecher zu machen.

Den Rest trinke ich dann über die Feiertage stark verdünnt mit Orangensaft. Das war es aber dann auch schon für dieses Jahr. Ich verteufele Alkohol keineswegs und genieße den auch mal im entsprechenden Rahmen. Wenn ich zum Beispiel mal in einem Hotel bin, trinke ich auch schon mal einen Cocktail an der Bar. In der Liste der Länder der Welt belegt Deutschland einen stolzen 23. Platz.

Das ist schon ganz schön weit vorne. Der pro Kopf Konsum in Deutschland ist fast doppelt so hoch wie der in Italien. Das hat mich schon ziemlich überrascht. Dachte einfach, dass im Weinland Italien viel mehr konsumiert wird als in Deutschland. Aber hier in Deutschland macht sicher das Bier einen großen Anteil aus. Erst gestern war ich einkaufen und jeder dritte Mann schob einen Wagen mit einem oder zwei Kästen Bier vor sich her.

Das ist doch schon längst ein gewohnter Anblick. Mein Kollege sagte mal zu mir "Ich trinke jeden Abend mein Feierabendbier, ist vielleicht schon eine Abhängigkeit, mir jedoch egal." Mir ist das erst recht egal. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass es am Wochenende ab Freitagabend nicht bei einem Bier pro Abend bleiben wird. Ich habe mir jetzt mal eine Übersicht über Alkoholkonsum auf der Welt angeschaut.

Nur so viel: Platz eins belegt Weißrussland mit 17,6 Liter reinem Alkohol, Deutschland halt Platz 23 mit immer noch 11,8 Litern, Schlusslicht mit 0,1 Liter sind Kuwait, Libyen, Mauretanien und Pakistan. Die statistische Erhebung umfasst die Jahre 2008 bis 2010.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich frage mich, wie diese Berechnungen überhaupt zu Stande kommen und habe mich nie näher damit beschäftigt. Pro Kopf klingt ja eher danach, als ob man die Zahlen geschönt hätte. Seien wir ehrlich: seit wann trinken denn Säuglinge Alkohol? Mich würde eher interessieren, wie die Zahlen aussehen, wenn man die herausrechnet, die gar keinen Alkohol konsumieren. Mein Partner und ich zum Beispiel trinken gar nichts, nicht mal einen Tropfen Alkohol pro Jahr. Das heißt ja, dass jemand unseren Anteil mittrinken müsste, wenn rechnerisch davon ausgegangen wird, dass wir beide je 131 Liter Pro Kopf und Jahr trinken würden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Solche pro Kopf Statistiken über den Alkoholkonsum der Länder in Europa oder auch weltweit, die lassen sich doch massig im Internet finden. Nur stellt sich eben wirklich die Frage, wie belastbar diese denn tatsächlich sind, weil bei den meisten Statistiken extra dabei steht, dass manche Werte geschätzt wurden. Aber wie man beispielsweise hier sehen kann, nimmt Deutschland schon einen vorderen Platz beim Alkoholkonsum ein, obwohl dieser ja angeblich schon seit Jahren kontinuierlich zurückgehen soll.

» Herr Krawuttke » Beiträge: 424 » Talkpoints: 29,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Wieso soll das ganze Land ein Alkoholproblem haben? Du hast doch verstanden, dass es sich hier um einen Durchschnittswert handelt, bei dem auch ganz viele Leute berücksichtigt werden, die gar keinen Alkohol trinken oder nur einmal im Jahr mit dem obligatorischen Glas Sekt anstoßen. Wobei sich dieser Wert natürlich eh nicht auf das Trinken beziehen wird sondern auf die verkaufte Menge. Da sind auch Leute wie ein Freund mit drin, der Whisky kauft und in seine Vitrine stellt.

Die Frage wäre dann natürlich auch, wie man ein Alkoholproblem überhaupt definiert. Reicht es dafür wenn jemand sehr regelmäßig Alkohol konsumiert, unabhängig von der Menge? Müssen Merkmale einer Sucht vorliegen, wie zum Beispiel Dosissteigerung? Muss sich das negativ auf den Betroffenen und / oder sein Umfeld auswirken?

Ich meine, wenn jemand eine Flasche Bier pro Tag trinkt und am Wochenende auch mal zwei oder zu besonderen Gelegenheiten das Gläschen Sekt wird er ziemlich genau auf diesen Durchschnittswert kommen, ohne jemals wirklich betrunken zu sein. Ich weiß nicht, was das langfristig mit der Gesundheit macht, aber von außen betrachtet sehe ich hier erst mal kein Problem.

Im internationalen Vergleich landet Deutschland immer irgendwo im Mittelfeld mit den ehemaligen Sowjetrepubliken auf den ersten Plätzen und den überwiegend muslimischen Ländern natürlich auf den letzten Plätzen. Meistens geht es bei diesen Listen aber um reinen Alkohol, deshalb kann man das mit diesem Wert hier nicht wirklich vergleichen.

Ich frage mich, wie diese Berechnungen überhaupt zu Stande kommen und habe mich nie näher damit beschäftigt. Pro Kopf klingt ja eher danach, als ob man die Zahlen geschönt hätte.

Das ist doch einfache Mathematik. Du nimmst die Gesamtzahl der verkauften alkoholischen Getränke in Liter und teilst diesen Wert dann durch die Bevölkerungszahl. Das, was dabei herauskommt nennt sich Durchschnittswert. Es liegt in der Natur eines Durchschnittswerts, dass da jeder mit rein gerechnet wird. Es geht hier schließlich um den Konsum pro Kopf und nicht um den Konsum in der Gruppe der 18 bis 65 jährigen. Lernt man so etwas nicht mehr spätestens im Grundstudium? Und ja, man kann sich streiten wie sinnvoll solche Werte wirklich sind.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wie diese Berechnungen genau zustandekommen, dazu habe ich ehrlich gesagt gerade keine Lust zu recherchieren. Aber völlig aus der Luft gegriffen werden sie schon nicht sein - man kann ja auch bei anderen Lebens- oder Genussmitteln den theoretischen Pro-Kopf-Konsum berechnen, wahrscheinlich anhand der Produktions-, Verkaufs- oder Importstatistiken, oder was weiß ich.

Da schreit auch keiner, dass die Zahlen bei den Kartoffeln oder der Milch "geschönt" sind, zumal da es wahrhaftig kein Ruhmesblatt der Deutschen darstellt, stramm vorne mit dabei zu sein, was den Alkoholkonsum darstellt. Argumente wie: "Aber ich selber trinke vielleicht einmal im Jahr einen Glühwein, also sind die Statistiken garantiert gefälscht" zeigen in meinen Augen nur, dass jemand nicht weiß, wie Statistiken funktionieren. Es hat ja nie jemand behauptet, dass für diese Zahl Leute ausgesandt wurden, die den Bürgern die Alkoholeinheiten am Mund abgezählt haben.

Wenn ich mich in der Welt so umschaue, halte ich es durchaus für realistisch, dass die Deutschen ein Alkoholproblem haben. bzw. dass auf jede/n, der einmal im Jahr ein halbes Glas Sekt-Orange nippt, schon ein paar Gestalten kommen, die es ganz anders handhaben und sich damit auch die Gesundheit ruinieren. Alkohol stellt definitiv ein gesellschaftliches Problem dar, auch wenn natürlich nicht alle Deutschen Säufer sind. Aber auch das Feierabendbierchen über Jahrzehnte hinweg tut dem Organismus nichts Gutes.

Die Sauferei ist einfach immer noch zu anerkannt und zu verbreitet. Es ist ja bei Licht besehen völlig pervers, dass ich mich auch auf der biedersten Familienfeier oft genug rechtfertigen muss, wieso ich keinen Sekt trinke oder am Ende noch den prüfenden Blick Richtung Leibesmitte kassiere, den jede Frau unter 45 kennt, die keinen Alkohol mag. :roll:

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Man kann diverse Details dieser Studie kritisch hinterfragen. Das fängt bei der einbezogenen Grundgesamtheit an und geht bis zur Diskussion, wie man den Konsum überhaupt nachweist - denn der reine Einkauf von Alkoholika sagt ja noch lange nichts darüber aus, wie viel davon wirklich über welchen Zeitraum hinweg effektiv getrunken wird.

Natürlich wird die Zahl sicherlich durch einige mit einberechnete Abstinenzler beeinflusst und ist aufgrund des unterschiedlichen Verhaltens innerhalb der Gesellschaft nicht einfach generalisierbar. Ich zum Beispiel trinke keinen puren Alkohol, kaufe aber gelegentlich mal eine Flasche als Geschenk oder zum Kochen. Das macht mich trotzdem nicht zum Konsumenten, geht jedoch in die Statistik mit ein. Manch anderer sammelt vielleicht teure und exquisite Weine im Keller, öffnet aber alle Jahre gerade mal ein Exemplar. Ein Großteil trinkt jeden Tag ein Glas, belässt es dann aber auch dabei. Und dann gibt es den Alkoholsüchtigen, der pro Woche abstruse Mengen zu sich nimmt, mit denen man eine komplette Partygesellschaft an einem Abend problemlos anheitern könnte. Die Bandbreite ist viel zu inhomogen, um aus einer reinen überschlagenen Zahl valide Daten zu erhalten.

Wenn eine Einschränkung des Alkoholkonsums gewünscht ist, dann ist die effektivste Maßnahme wahrscheinlich finanzieller Natur. Höhere Steuern sind stets ein gutes Druckmittel, denn andere Maßnahmen wie eine Anhebung der gesetzlichen Altersgrenze für den legalen Erwerb lassen sich meiner Meinung nach zu einfach umgehen. Mich betrifft das ganze allerdings nur so marginal, dass ich mir darüber keine großen Gedanken mache. Zur Not würde ich auch gänzlich ohne den Kauf von Alkohol auskommen, aber für einen Bierteig alle paar Monate wäre mir die Dose Guinness auch einen Euro mehr wert.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Aber mal ganz ehrlich. Bei aller Kritik, wie wollt ihr denn eine bessere Statistik aufstellen? Soll jetzt jeden Abend ein Kontrolleur vorbeikommen und schauen wie viele Flaschen Bier oder Wein oder auch Schnaps gerade getrunken werden? Das geht doch gar nicht. Die einzige halbwegs verlässliche und vor allem nachvollziehbar Zahl ist eben die, was an Alkohol verkauft wurde. Und daraus kann man dann eben nur einen Durchschnittswert errechnen.

Wobei man da aber sagen muss, dass so eine Statistik in Anbetracht der Einbeziehung auch von Kindern in einer eher überalterten Gesellschaft wie bei uns ja eher zu unserem Nachteil führt. Je weniger Kinder eine Gesellschaft hat umso realistischer wird ja der Pro-Kopf-Verbrauch. Nimmt man dagegen Entwicklungsländer profitieren die bei solchen Statistiken ja von ihren verhältnismäßig vielen Kinder, die eher noch kein Alkohol konsumieren und damit den Durchschnitt senken, obwohl die Erwachsenen vielleicht genauso viel trinken wie bei uns.

Nichts desto trotz denke ich, dass schon viele Menschen in Deutschland ein massives Alkoholproblem haben. Ich sehe ja doch während meiner Arbeit immer wieder viele arme Gestalten, die sich ihr Leben kaputt gesoffen haben und es werden einfach nicht weniger.

Man muss sich ja nur mal überlegen, was dieser Konsum bedeutet. Hier wurde ja schon gesagt, dass wären 2 Gläser Wein für jeden. Wenn man jetzt mal herausrechnet, dass es gut 15 Millionen Kinder in Deutschland gibt und es noch wahnsinnig viele völlig abstinent lebende Menschen gibt und dann auch noch viele die nur hin und wieder mal etwas trinken. Dann wird es schon erschreckend was ein gewisser Anteil der Bevölkerung konsumieren muss und das jeden Tag um auf solche Zahlen zu kommen. Aber wie schon oben gesagt, ich erlebe auf Arbeit immer wieder Menschen die erklären dir am späten Nachmittag, dass sie schon einen Kasten Bier getrunken haben und das jeden Tag so machen. Einfach schrecklich.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich frage mich, wie sie das berechnet haben. So viele Alkoholkranke gibt es nun wirklich nicht in Deutschland. Ich bin froh, wenn ich es in einem Jahr auf 2 Liter schaffe und die meisten Leute die ich kenne trinken ähnlich wenig. 131 Liter in einem Jahr finde ich übertrieben oder hat da jemand das Wort Sprit mit Benzin verwechselt. :lol:

» Kamilentee » Beiträge: 460 » Talkpoints: 14,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Kamilentee nur weil du keine Alkoholkranken kennst, gibt es diese Menschen aber trotzdem und so wenige Menschen werden das auch nicht sein. Es ist auch sicherlich eine Sache der Definition wann eine Sucht anfängt. Jeden Abend ein Bier trinken ist da sicherlich auch schon eine Art Sucht und wenn man es so definiert dann sind doch weitaus mehr Menschen suchterkrankt als du vielleicht denkst.

Die genannte Menge finde ich auf jeden Fall sehr hoch, wobei man da sicherlich auch an den Studien zweifeln kann und das Ganze auch immer schlecht auslegen kann, aber anders könnte man es ja auch nicht auswerten, immerhin kann man ja schlecht jeden Tag bei jedem kontrollieren was zu sich genommen wurde. Ansonsten gehöre ich auch zu den Menschen, die wenig trinken. Ich genieße es ab und zu aber durchaus mal ein Glas Wein zu trinken oder auch einen Whisky, aber nicht alleine und auch nicht ohne Grund. Es gibt ja Menschen, die sich einfach immer zum Feierabend mit Alkohol hinsetzen, das finde ich schon sehr bedenklich.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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