Häusliche Gewalt in der Nachbarschaft melden?
Laut Statistik steigt die Zahl von Partnerschaftsgewalt gegen Frauen und Kindern in den letzten Jahren immer mehr an. Sei es Körperverletzung, Vergewaltigung, Mord oder Totschlag. Gewalt in der Ehe ist meistens ein schleichender Prozess, bei der die Gewalt langsam gesteigert wird, dass sich der Betroffene langsam daran gewöhnt und es nach einer gewissen Zeit fast als normal angesehen wird.
Wir haben in der Nachbarschaft eine Familie wohnen, die sich ständig streiten, es zu Handgreiflichkeiten kommt, Türen kaputt gehauen werden, ständig Schlösser ausgewechselt werden und die Polizei war auch paarmal schon da. Dann ist mal eine Weile Ruhe und auf einmal ist der „Peiniger“ wieder da und das Spiel geht von vorne los. Langsam ist das nur noch nervig und das Mitleid hält sich in Grenzen. Wie kann man solchen Nachbarn eigentlich noch helfen oder wo kann man sich professionelle Unterstützung holen? Würdet ihr Gewaltausbrüche jeglicher Art melden oder würdet ihr euch da lieber raushalten?
Ich würde das auf jeden Fall melden und auch versuchen zu helfen. Die Frau kann ja unmöglich damit leben wollen. Sicherlich sind viele in ihrem Leben gefangen bilden sich ein etwas falsch gemacht zu haben und deswegen eine gerechte Strafe zu bekommen und dennoch sollte ihnen bewusst sein, dass das so nicht geht. Deswegen würde ich schon auch versuchen mal ins Gespräch zu kommen.
Ich wohne aber auch in einem Dorf, da ist das anders. In der Stadt in einem Mehrfamilienhaus ist das bestimmt auch anders zu betrachten, aber Polizei holen ist wichtig zum Schutz. Man möchte ja auch nicht, dass die Frau tot geschlagen wird und man dann selber keine Hilfe geholt hat.
Wenn es zu laut wird und offensichtlich Gewalt angewendet wird, würde ich die Polizei rufen. Helfen kann man da als Laie nicht, das würde ich erst gar nicht versuchen. Wenn Kinder betroffen sind, würde ich zusätzlich zur Polizei das Jugendamt einschalten, wenn die Polizei das offensichtlich nicht tut, und zwar schriftlich als Beweis, falls das Jugendamt die Sache nicht ernst nimmt.
Andererseits würde ich mich nicht in jeden Ehekrach einmischen, wenn es nur selten laut wird. Man muss unterscheiden, ob es sich nur um einen verbalen Streit handelt oder um Gewalttätigkeit. Ist aber natürlich manchmal schwierig.
Gerade aktuell ist die Lage mit der häuslichen Gewalt ja verstärkt Thema. Harmlose Streits arten immer mehr aus. Das bekommen wir auch in der Arbeit zu spüren. Wir schreiben verstärkt Berichte mit gefährlicher Körperverletzung und auch Vergewaltigungen. Oftmals schauen die Nachbarn einfach weg bzw. wollen nichts mitbekommen haben. Bei Vergewaltigungen kann ich das noch nachvollziehen, da sich die Opfer ja oft gar nicht lauthals wehren.
Ich finde schon, dass man offensichtliche Ehestreitigkeiten auch melden kann wenn sie einen gewissen Lärmpegel überschreiten - wegen Ruhestörung. Man sieht bzw. hört oft ja auch gar nicht wie und wann der Streit in körperliche Gewalt ausartet. Natürlich sollte man schon abwägen inwiefern es ein "gefährlicher" Streit ist oder nur eine lautere Diskussion / kurze Meinungsverschiedenheit. Kleine Streitigkeiten können ja in den besten Familien mal vorkommen. Gerade aber wenn solche lauten Streitigkeiten gehäuft auftreten, würde ich mich nicht scheuen mal zum Telefon zu greifen.
Wenn bereits körperliche Gewalt stattgefunden hat und die als Nachbar auch offensichtlich ist würde ich gar nicht erst zögern. Helfen kann man dem Opfer allerdings nur bedingt. Natürlich kannst du ihr deine Hilfe anbieten, aber das wird auch die Polizei versucht haben. Es gibt ja jederzeit die Möglichkeit den Partner anzuzeigen und auch die Möglichkeit in ein Frauenhaus zu gehen. Oft suchen die Opfer aber bei sich die Schuld und denken sogar, dass sie die Schläge verdient haben. Aus diesem Grund wollen sich viele gar nicht helfen lassen.
Wenn Kinder mit im Spiel sind ist es eigentlich die Aufgabe der Polizei das Jugendamt zu verständigen. Es schadet aber mit Sicherheit nicht auch einen Hinweis abzugeben. Wenn man sich unwohl dabei fühlt, kann man das sogar anonym tun.
Ich denke, dass es wichtig ist, Gewaltausbrüche jeglicher Art zu melden. In solchen Fällen sollte man sich an die Polizei wenden, da diese in der Lage sind, den Betroffenen zu schützen und notfalls auch rechtliche Schritte einzuleiten. Es ist auch möglich, sich an spezialisierte Beratungsstellen zu wenden, die Opfern von Gewalt und deren Angehörigen Unterstützung und Hilfe anbieten.
Ich persönlich würde mich nicht heraushalten und würde versuchen, zu helfen, soweit es mir möglich ist. Ich würde die Familie darauf ansprechen und ihnen Hilfe anbieten. Es ist wichtig, dem Opfer zu signalisieren, dass es nicht alleine ist und dass es Unterstützung gibt. Gleichzeitig muss man auch vorsichtig sein, da der Täter möglicherweise gefährlich sein könnte.
Es ist jedoch nicht unsere Aufgabe, als Nachbarn die Verantwortung für die Familie zu übernehmen. Die Entscheidung, aus einer gewalttätigen Beziehung auszubrechen und Hilfe zu suchen, liegt bei den Betroffenen selbst. Wir können lediglich als Unterstützung da sein und sie ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Da kann man gar nicht helfen und wenn man sich einmischt, dann riskiert man selbst seine Gesundheit. Unser Nachbar geht regelmäßig auf seine Frau los. Mittlerweile machen auch die Söhne mit. Wer sich beschwert oder die Polizei ruft, wird bedroht.
Und es ist ja nicht so, dass die Frau unwissend oder schutzlos ist. Mittlerweile war er zweimal für ein Jahr der Wohnung verwiesen. Da muss frau dann vor dem Familiengericht selbst aktiv werden. Nur hat sie ihn immer wieder zurückgenommen. Das Jugendamt tat auch nichts, als die Kinder noch klein waren und jetzt erst Recht nicht.
Nachbarspaar Nummer 2 ist zum Glück weggezogen. Da ging es regelmäßig zur Sache und die Polizei war mehrmals wöchentlich da. Mal wegen der Prügelei, mal wegen der bedrohten Nachbarn. Mehrere Mieter sind da verängstigt ausgezogen, nachdem sie was gesagt haben oder die Polizei gerufen haben. Und da hat die geprügelte Frau kräftig mit gepöbelt und sich die Einmischung von Polizei und Jugendamt verbeten.
Im Akutfall die Polizei rufen würde ich schon. Ich finde, das gehört zum Minimum, was ich mit meinem Selbstbild als leidlich anständiger Mensch vereinbaren kann. Und ich schätze mich glücklich, aus meinem Wohnumfeld keine wiederkehrenden Gewaltausbrüche mitbekommen zu müssen. Meine Schwester hatte das mal, und die war irgendwann so mürbe, dass sie umgezogen ist. Sämtliche Behörden und das Jugendamt waren involviert, aber was willst du machen, wenn der versoffene Typ, wie so oft, immer wieder angekrochen kommt und dann auch ein paar Wochen Ruhe ist. Da helfen auch kein Gesprächsangebot und keine Ermutigungen mehr, das ist dann nur noch dümmliches Gutmenschen-Geschwätz.
Was ich also nicht tun würde, leidlich anständiger Mensch hin oder her, ist, mir einen derartigen Fall quasi ehrenamtlich ans Bein zu binden. Ich möchte mit keiner Silbe behaupten, die betroffenen Frauen (selten Männer) seien dumm, schwach oder sonst wie "selber schuld", wenn sie sich aus einer gewalttätigen Beziehung nicht oder erst nach Jahren befreien können. Oft sind schließlich übelste Sachzwänge im Spiel oder die emotionale Verstrickung ist nur sehr schwer zu lösen.
Aber ich habe als ganz normaler Bürger eben nicht die Ressourcen an Zeit, Geld, Nerven und Fachwissen, um jemandem wirklich langfristig da raus und zu einem Neustart zu verhelfen, und rede mir auch nicht ein, jemandem dadurch zu "helfen", dass ich Beratungsstellen google.
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