Hättet ihr lieber mehr Freizeit als mehr Lohn?
Laut einer Umfrage von Verdi wünscht sich ein Großteil der Beschäftigten im öffentlichen Dienst lieber kürzere Arbeitszeiten als mehr Lohn. 57 Prozent der Umfrageteilnehmer möchten gerne die Steigerung ihres Gehaltes gegen eine Verkürzung ihrer Arbeitszeit eintauschen.
Vor allem eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit wäre für viele vorstellbar. Für diese Lösung sind 55 Prozent der Frauen und 60 Prozent der Männer. 45 Prozent von ihnen würden dagegen lieber mehr freie Tage haben und rund 30 Prozent wünschen sich ein Zeitkonto, um damit öfter bzw. länger in den Urlaub fahren zu können oder früher in Rente gehen zu können. Befragt wurden dabei ca. 210.000 Tarifbeschäftigte die nach dem Vertrag des öffentlichen Dienstes entlohnt werden. Würdet ihr auch lieber auf eine Lohnerhöhung verzichten, wenn ihr dafür mehr Freizeit hättet bzw. früher in Rente gehen könntet?
Im Moment bin ich mit meinem Vollzeitjob zwar gut ausgelastet und jammere schon ab und zu über den Mangel an Freizeit, die zu einem nicht unerheblichen Teil auch noch durch Hausarbeit und andere lästige Pflichten eingenommen wird; nichtsdestotrotz würde ich aber nicht sagen, dass ich auf dem Zahnfleisch gehe, was meine Belastbarkeit anbelangt, und finde schon, dass mir die Arbeit auch sehr viel gibt. Tatsächlich denke ich, dass ich eine Arbeitszeitreduktion momentan nicht wollen würde, da ich mit - in Anführungszeichen - zu viel Freizeit auch nicht gut zurechtkomme und dann eher unangenehm unter Druck gerate, sie möglichst sinnvoll zu füllen, während ich freie Tage im regulären Arbeitsalltag eher mal guten Gewissens auch einfach für schöne und entspannende Tätigkeiten nutzen kann.
Wie das ganze in 10 oder 20 Jahren aussieht, wenn ich älter bin, gegebenenfalls Nachwuchs habe und meine jugendliche überschwängliche Motivation abflaut, ist natürlich nicht vorhersehbar. Es kann gut sein, dass ich dann dankbar einen oder zwei Tage in der Woche verkürzen oder komplett frei nehmen würde, auch wenn es mich einen Teil des Lohns kostet. Ich denke, dass man in dieser Hinsicht auf seinen Körper und seine Psyche hören und das tun sollte, was einen am ehesten glücklich macht und eine positive Work-Life-Balance bewirkt. Aber selbstverständlich spielen auch äußere Einflüsse eine Rolle, wie beispielsweise die Vorgaben des Arbeitgebers oder der persönliche finanzielle Haushalt.
Klar. Eindeutig. Ich habe mir sogar fest vorgenommen, spätestens übernächstes Jahr auf Teilzeit zu reduzieren. Reich werde ich in einer dem öffentlichen Dienst vergleichbaren "Laufbahn" sowieso nicht und solange ich mein Auskommen habe - wieso sollte ich mich dann für andere Leute abrackern und ihnen noch mehr Gewinn in die Kasse spülen?
Generell halte ich gerade in meiner eher bürolastigen Branche nicht viel von der 39+Stunden-Woche, in der man als Vollzeitkraft für physische Anwesenheit bezahlt wird. Das ist für den Arbeitgeber natürlich am einfachsten, aber ich will gar nicht wissen, wie viele Arbeitnehmer jeden Tag sinnlos herumhängen, weil sie ihr Tagespensum schon mittags erfüllt haben, aber nicht heimgehen dürfen, weil sie sonst mit Minusstunden abgestraft werden. Studien haben meines Wissens auch gezeigt, dass Teilzeitkräfte effizienter arbeiten, weil sozusagen ein Ende in Sicht ist und weil sich sowieso kaum jemand 8 Stunden am Tag wirklich gut konzentrieren kann.
Ich finde es daher positiv, dass Alternativen zur Vollzeitarbeit, selbst wenn man keine kleinen Kinder hat, allmählich gesellschaftlich Verbreitung finden und anerkannt werden. Die Gesellschaft als Ganzes würde meines Erachtens von den Leuten profitieren, deren Leben nicht nur aus Arbeiten, Essen und Schlafen besteht.
Ja, definitiv würde ich mir lieber mehr Freizeit als mehr Lohn wünschen. Ich diskutiere seit Jahren schon mit meinem Chef herum, der äußerst widerwillig auf das Thema Arbeitszeitverkürzungen reagiert. Aber mir geht es tatsächlich so, dass ich mir einen zusätzlichen freien Tag wünschen würde. Vier Arbeitstage pro Woche sind noch viel genug.
Vor Monaten erfuhr ich von einer Firma, die ein wirklich Arbeitnehmer freundliches Zeitmodell einführte. Und zwar wird nur noch von Montag bis Freitag gearbeitet und das täglich 9 Stunden netto, bei gleichbleibendem Gehalt. Ich habe noch etwas über elf Jahre zu arbeiten und bin mir ziemlich sicher, dass sich an meiner Arbeitszeit nichts mehr ändern wird. Es sei denn, ich nehme Gehaltseinbußen in Kauf. Und gerade das kann ich mir eben nicht leisten. Ich bin als Alleinstehende auf jeden Euro Pension angewiesen.
Und solange ich gesundheitlich in der Lage bin, muss ich eben Vollzeit arbeiten, um später auch meine Miete zahlen zu können. Ich würde also gern einen Tag in der Woche weniger arbeiten und dafür auch auf eine Erhöhung des Gehaltes verzichten, im annehmbaren Rahmen natürlich. Bedeutet, dass ich nicht bereit wäre die letzten elf Arbeitsjahre auf jegliche Angleichung des Gehaltes zu verzichten, nur weil ich ab sofort vier Wochenstunden weniger arbeite.
Ich arbeite selbst auch im öffentlichen Dienst und kann diesen Wunsch nach mehr Freizeitausgleich nur zum Teil nachvollziehen. Wir haben das Arbeitszeitmodell der Gleitzeit. Man kann zwischen 6 und 18 Uhr arbeiten, kann Mittag machen wann man möchte (min. 30 Minuten), und muss bei einem theoretischen 8-Stunden-Tag mindestens 4 Stunden anwesend sein. Wenn also das Arbeitsaufkommen niedrig ist (was durchaus mal vorkommt), dann könnte man z.B. um 6 Uhr morgens kommen und um 10 Uhr schon wieder heimgehen. Oder um 10 Uhr kommen und um 14 Uhr heimgehen.
Davor war ich bei einem anderen Amt im öffentlichen Dienst. Da gab es Parteiverkehr und deswegen auch eine Anwesenheitspflicht zur Kernzeit. Aber auch die war sehr human. Ich würde mich deshalb zum momentanen Zeitpunkt definitiv für mehr Gehalt entscheiden. Möglicherweise sehe ich das aber auch anders wenn ich mal kurz vor der Rente stehe bzw. noch 15-20 Jahre Arbeitszeit mehr auf dem Buckel habe.
Ich wüsste nicht, wie das mit kürzeren Arbeitszeiten funktionieren sollte in meinem Job. Ich habe ja keinen Job, in dem ich jeden Tag 8 Stunden körperlich in meinem Büro anwesend sein muss. Ich arbeite je nach Projekt und je nachdem in welcher Phase wir sind deutlich mehr oder deutlich weniger als die üblichen 8 Stunden.
Die Geschichte mit dem Zeitkonto ist nicht schlecht, aber das habe ich faktisch jetzt schon. Wir haben uns vor Jahren gegen die Auszahlung von Überstunden entschieden. Diese werden gutgeschrieben und müssen im laufenden Jahr als Freizeitausgleich genommen werden. Von daher haben wir uns also schon irgendwie gegen mehr Lohn entschieden. Wobei das Geld damals gar nicht wirklich im Vordergrund stand, es ging eher um die Frage wie man sicherstellen kann, dass alle trotz zeitintensiven Projekten genug Erholung bekommen.
Ich hätte auch gerne mehr Freizeit als mehr Lohn. Mehr Zeit für mich, meinen Mitmenschen und für meine Hobbys. Momentan habe ich eine 43 Stundenwoche und das ist nicht wenig. Durch das Gleitzeitsystem und die mitarbeiterfreundliche Geschäftsführung fällt meine Arbeit zwar leichter, aber ich würde mir trotzdem weniger Arbeitsstunden bei gleichem Gehalt wünschen.
Deshalb plane ich bald, das Gespräch beim Personal zu suchen, um über dieses Thema zu sprechen. Mit einer 40 Stundenwoche würde ich im Jahr (bei 220 Arbeitstagen) also 660 Stunden mehr Freizeit haben. Das machen umgerechnet 28 Tage. Jemand hat mal gesagt: "Wenn 2/3 deines Tages nicht dir gehören, bist du ein Sklave".
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