Hättet ihr ein Problem mit Junkies als Nachbarn?
Eine Kollegin beschwerte sich neulich in der Mittagspause über ihre Nachbarn. Sie hat Nachbarn, die direkt unter ihr Wohnen und die rauchen wohl sehr gerne Cannabis. Das führt dann dazu, dass der Geruch sich über den Balkon in der Wohnung meiner Nachbarin verteilt. Sie trocknet sogar gerne Wäsche auf dem Balkon, die dann aber nach Cannabis riecht. Auch hat sie Bedenken wegen ihrer Tochter, dass der Geruch eben Folgen haben könnte.
Ein anderer Kollege hat das dann gehört und meinte dann, sie würde sich total anstellen. Denn ein Junkie als Nachbarn wäre doch viel besser als ein Alkoholiker. Bei einem Alkoholiker wüsste man eben nie, ob der irgendwelche Aggressionen nicht an dem Kind auslassen würde bei der nächsten Gelegenheit. Bei einem Junkie wären aber keine Aggressionen und keine Gewalt zu befürchten. Könnt ihr die Argumentation des Kollegen nachvollziehen? Findet ihr, meine Kollegin stellt sich total an oder könnt ihr sie verstehen? Hättet ihr ein Problem mit einem Junkie als Nachbarn? Oder sind Junkies das kleinste Übel?
Jemanden der Cannabis konsumiert als Junkie zu bezeichnen ist diffamierend. Jeder kann nachschlagen, für welchen Personenkreis diese Bezeichnung verwendet wird. Und Cannabiskonsumenten gehören dazu keinesfalls. Welche Folgen soll denn der Geruch in der Wäsche haben?Vorstellen, dass der sich in der an der Luft getrockneten Wäsche festsetzt kann ich es mir ehrlich gesagt nicht.
Ich würde den Vermieter kontaktieren und ihm mitteilen, dass hier eine regelmäßige Belästigung durch das Rauchen stattfindet. Ob sie nun Cannabis rauchen kann ja eher schlecht bewiesen werden. Mit diesem Vorwurf würde ich mich echt zurückhalten, kann schnell mal ins Gegenteil umschlagen.
Dass ein Alkoholiker in der Öffentlichkeit aggressiv wird und Kinder angreift, ist ja wohl mehr als an den Haaren herbeigezogen. Dass Cannabis nicht aggressiv macht, ist allerdings eine haltlose These. Auf jeden Fall senkt es die Hemmschwelle und kann durchaus zu Handlungen führen, die im nüchternen Zustand eher unmöglich wären.
Wir hatten im Mehrfamilienhaus auch ein zwei junge Leute, in einer WG, die ständig Gras geraucht haben. Das hat zum einen fürchterlich gestunken, aber auch für ein absolutes Ekelgefühl bei mir gesorgt. Als ich dann schwanger war, habe ich mich deswegen auch übergeben müssen, da ich das nicht riechen konnte ohne das mir schlecht wurde. Zum Glück sind die dann irgendwann ausgezogen.
So etwas nervt aber auf jeden Fall. Es gibt einfach Leute, die das nicht riechen können. Bei uns waren es auf jeden Fall Abhängige, da die ständig geraucht haben und auch zu jeder Tageszeit. Teilweise konnten wir einfach mal mehrere Tage nicht die Fenster öffnen, weil es ständig reingezogen ist und die eine nach der anderen geraucht haben.
Natürlich ist nicht jeder Junkie auch eine Belastung für die Nachbarschaft, aber wenn die Leute dann aggressiv werden oder es einfach mal den eigenen Alltag einschränkt belastet es den Nachbarn und dann ist der Junkie mehr als nervig. Wobei ich auch denke, dass man bei Cannabis schnell abhängig wird und man da gar nicht so blumig davon sprechen kann, dass man es sich aussuchen kann, wann und wie oft man das raucht. Irgendwann ist man einfach süchtig danach.
Gibt doch auch andere Junkies, die härtere Sachen zu sich nehmen. Wenn ich eine Mutter mit Kind wäre, dann hätte ich keine Lust auf benutztes Spritzbesteck auf dem Spielplatz vor dem Haus und auch Rasierklingen mit zerbrochenen Spiegeln und Koks haben im Hausflur nichts verloren. Wenn jemand aus seiner Wohnung ein ganzes Meth-Labor macht, dann hat man auch keine Lust auf einen Junkie als Nachbarn, da wäre ein stiller Alkoholiker auch besser. Nicht jeder Alkoholiker rastet ständig aus.
Quasselfee hat geschrieben:Jemanden der Cannabis konsumiert als Junkie zu bezeichnen ist diffamierend. Jeder kann nachschlagen, für welchen Personenkreis diese Bezeichnung verwendet wird. Und Cannabiskonsumenten gehören dazu keinesfalls. Welche Folgen soll denn der Geruch in der Wäsche haben?Vorstellen, dass der sich in der an der Luft getrockneten Wäsche festsetzt kann ich es mir ehrlich gesagt nicht.
Dann hast du wohl nicht richtig nachgeschlagen, ein Junkie ist jemand, der sich Substanzen dauerhaft zuführt die nicht unter das legale fallen. Cannabis ist in Deutschland keine legale Droge und damit passt der Begriff hier dann ebenfalls, auch wenn das dauerhaft zur Anwendung kommt. Davon abgrenzen muss man die Alkoholiker, legale Droge wie auch die Raucher, ebenfalls legale Droge. Kein Junkie ist jemand, wenn es aus medizinischen Gründen erlaubt worden ist und daher konsumiert wird, auf alle anderen Trifft das zu.
Und an der Wäsche setzt sich das ebenfalls fest, warum sollte das auch anders sein? Darin setzt sich auch kalter Rauch fest wenn die Nachbarn stark rauchen und alles zu einem auf dem Balkon zieht oder auch ein Wohnhausbrand mit Wäsche draußen, riechst du hinterher. Nicht jeder findet den Geruch toll und wenn meine Dienstuniform nach Cannabis riechen würde nur weil die Nachbarn sich die ganze Zeit einen durchziehen und meine Wäsche am Balkon hängt, hätte ich damit alleine schon dienstliche Konsequenzen an der Backe die ich nicht brauche. Von daher ist es nicht nur persönliches Befinden wenn man das nicht toll findet, sondern man sollte auch mal weiter denken, dass man dir den Konsum dann auch nachsagen kann nur weil deine Sachen danach riechen vom trocken auf dem Balkon.
Und auch sind Junkies nicht harmloser als Alkoholiker. Diese können ebenfalls unkontrolliert ausrasten, dir die Bude einschlagen und dich zu Brei hauen. Diese sind nicht weniger gefährlich als ein Alkoholiker auch, aber nicht jeder Alkoholiker rastet auch mit Aggressionen aus, genauso wenig wie jeder Junkie. Ich habe genug Junkies gesehen die Aggressiv waren und mich auch angegangen sind, auch in meinem früheren Job als Rettungsassistentin. Und ja, auch die "harmlosen" die ja "nur" Cannabis konsumieren was ja angeblich nicht so schlimm ist.
Von daher finde ich das nicht besser oder schlechter als jemand anderen im Haus zu haben der mit Drogen (legale oder illegale) ein Problem hat und mich davon in Mitleidenschaft zieht. Sei es nun der Geruch, die Lautstärke oder auch andere Dinge, es belästigt mich und stört damit mich und senkt auch meine Lebensqualität. Noch dazu kommt, dass ich ein Kind mit am Start habe und was soll das denn davon halten und denken, wenn der Geruch normal ist und es vermittelt bekommt von dritter Stelle, dass es in Ordnung ist sich von morgens bis abends mit Cannabis Spaß zu bescheren aus einer Lust heraus? Bei einer medizinischen Notwendigkeit kann man das einem Kind anders vermitteln und beibringen, als wenn das nur zum Spaß genommen wird. Ja ich hätte damit ein Problem und würde das auch nicht haben wollen und auch die Mittel und Wege nutzen, dass ich diese Mitmieter los werden würde.
Einen Kiffer, egal wie viel er kiffen mag, als Junkie zu bezeichnen ist analog dazu, den Nachbarn, den man öfter im Restaurant mit dem Weinglas in der Hand antrifft, als obdachlosen Alkoholiker anzusehen. Der ganz klaren Definition nach ist ein Junkie jemand, der harte (!) Drogen konsumiert und sozial und gesundheitlich einigermaßen abgehalftert ist. Nicht, dass ich hier dem ungehinderten Kiffen die Harmlosigkeit attestieren möchte, ich habe selbst aus diversen Gründen nie dazu gegriffen und sehe das auch teils kritisch, aber die Nachbarn so zu bezeichnen, weil sie sie öfter mal auf dem Balkon kiffen, finde ich doch schon wirklich sehr arg.
Für mich ist es ein himmelweiter Unterschied, ob meine Nachbarn ständig kiffen oder ob eben wirklich ein echter Junkie neben, über oder direkt unter mir wohnt. So lange die Leute ihre Wohnung so weit in Schuss halten, dass der Dreck nicht schon aus allen Ritzen gekrochen kommt und sie ruhig (!) sind, können die von mir aus auch Crystal Meth konsumieren und ihr Schlafzimmer in eine SM-Höhle umbauen.
Viele Junkie, so denn sie überhaupt noch eine Wohnung unterhalten können, werden doch ohnehin oft gar nicht zuhause sein, weil es einfach ein knallhartes Leben auf der Straße und in der Szene ist. Blöd wäre es natürlich, wenn sie ihren Konsum durch Dealen finanzieren, denn das bedeutet eine Menge unschöner Dinge, von Dutzenden von Kunden, die Tag und Nacht im Treppenhaus auftauchen bis zu Einbrüchen, weil Drogen in der Wohnung vermutet werden. Darauf hätte ich auch wirklich so gar keine Lust. Aber hier ging es ja auch nicht um Junkies, sondern um Kiffer.
Das würde mich nur dann nerven, wenn es solche von der Sorte wären, die das zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben und wo ständig junge Leute abhängen würden, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben als Party zu machen. Das sehe ich hier der Schilderung nach aber jetzt nicht. Ansonsten kann ich ja noch dem Chef der Großabteilung oder den Professoren, die ich noch aus meinem alten Bekanntenkreis kenne, mal erzählen, dass ihr gelegentliches Kiffen sie zu Junkies macht oder zumindest in die Nähe rückt.
Ich finde den Begriff Junkie hier auch übertrieben hart. Nicht jeder, der Alkohol konsumiert, ist schließlich auch gleich ein Säufer. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Solange es bei den Nachbarn ruhig zugeht, nicht jede Woche Razzia ist und kein Blut durch die Decke tropft, können diese von mir aus in ihren eigenen vier Wänden konsumieren, was sie wollen. Legal oder illegal, es ist weder meine Gesundheit noch mein moralisches Empfinden gegenüber Drogen aller Art, um die es hier geht. Sie sollten sich nur nicht erwischen lassen und bitte nachts keinen Krach machen. Die Hauptsache ist hier in meinen Augen also, dass die Umwelt nicht von den eigenen Privataktivitäten in Mitleidenschaft gezogen wird.
Ob jetzt Opa Herrman auf dem Balkon sein Pfeifchen raucht, Tante Hildegard die Shisha auspackt oder Benni, Timmi und Hansi ihre ersten Erfahrungen mit Cannabiskonsum machen, interessiert mich als Nachbarin nur insofern, ob meine Wäsche davon müffelt oder ob ich das Fenster noch aufmachen kann, weil es sonst zur Wohnung hinein stinkt. Wenn das nicht der Fall ist, bleibe ich dabei, dann können meine Nachbarn auch in Bezug auf Drogen machen, was sie wollen.
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