Habt ihr typische Charaktereigenschaften der Geburtsregion?
Man sagt den Ruhrpottlern nach, dass sie stur sein sollen. Von den Schwaben hört man immer wieder, dass sie sehr gesprächig sein sollen. Von den Sachen wird behauptet, dass sie geizig sein sollen und Menschen aus dem Rheinland sollen Frohnaturen sein.
Habt ihr selbst typische Charaktereigenschaften eurer Geburtsregion? Was wird den Menschen dort nachgesagt? Könnt ihr sagen, dass dies auch auf euch zutrifft? Meint ihr, dass man dies gar nicht von der Region abhängig machen kann?
Ich halte nichts von solchen Aussagen. Denn ich denke nicht, dass der Charakter durch die Geburtsregion in irgendeiner Weise geprägt wird. Es gibt schließlich auch ausreichende Migrationsbewegungen und die daraus resultierenden Erfahrungen haben meiner Ansicht nach einen stärkeren Einfluss auf den Charakter als der reine Geburtsort.
Ich komme aus dem ländlichen Südostbayern, und soweit ich weiß, sagt man den Leuten dort eine besondere Neigung zu konservativen Einstellungen und Traditionen nach.
Ich selbst sehe mich als relativ untypischen Bayern. Beispielsweise fühle ich mich nicht allzu heimatverbunden, mag kein Bier, trage keine Trachten, bin nicht katholisch und gehe nicht aufs Oktoberfest. Außerdem fühle ich mich in Norddeutschland sehr wohl, obwohl den Bayern eine Abneigung gegen die "Preußen" nachgesagt wird.
Ich weiß gar nicht, was die typischen Charaktereigenschaften meiner Geburtsregion sind und ich bin durch eine Google Suche auch nicht schlauer geworden.
Irgendwie scheinen sich für manche Regionen Klischees ziemlich hartnäckig zu halten während es für andere Regionen überhaupt keine gibt. Das hat sicher nichts mit den tatsächlichen Charaktereigenschaften der Bewohner zu tun, aber es wäre mal interessant zu wissen warum das so ist.
Sicher spielen die Medien eine gewisse Rolle. Zum Beispiel bei den "rheinischen Frohnaturen". Man wird ja jedes Jahr mit Karneval aus dem Rheinland im Fernsehen bombardiert und sieht als Außenstehender nicht, dass die Einheimischen gerne mal den Winterurlaub so buchen, dass sie von dem Trubel nichts mitbekommen und, dass die Leute, die da auf den Straßen feiern und sich betrinken bis sie reif für die Ausnüchterungszelle sind, nicht selten Touristen sind.
Cloudy24 hat geschrieben:Man wird ja jedes Jahr mit Karneval aus dem Rheinland im Fernsehen bombardiert und sieht als Außenstehender nicht, dass die Einheimischen gerne mal den Winterurlaub so buchen, dass sie von dem Trubel nichts mitbekommen und, dass die Leute, die da auf den Straßen feiern und sich betrinken bis sie reif für die Ausnüchterungszelle sind, nicht selten Touristen sind.
So ähnlich ist das auch mit dem Münchner Oktoberfest. Ein großer Prozentsatz der Trachtenträger, die man dann herumlaufen sieht, sind Touristen aus aller Welt, die sich in mehr oder weniger authentisch aussehende Kostüme geworfen haben. Viele Einheimische hingegen sind ziemlich genervt von dem Rummel und dem Krawall während der "Wiesn". Nicht wenige nehmen zu dieser Zeit Urlaub, um möglichst weit weg zu sein.
Trotzdem erlebe ich immer wieder, dass mir als Bayer quasi ein natürliches Bedürfnis zu Bier, Lederhose und Blasmusik unterstellt wird. Zur Wiesnzeit lese ich in Foren häufig die Annahme, dass ich ja sowieso nun jeden Tag im Bierzelt sitzen würde, wie quasi jeder Bayer. Wenn ich dann antworte, dass ich gar nicht hingehe und auch kein Bier mag, kommen zum Teil sehr erstaunte Reaktionen.
Schlimmer finde ich da noch viele Einwohner aus Asien und vor allem Nordamerika für die ganz Deutschland nahezu synonym mit Bayern ist. Wir feiern alle Oktoberfest, trinken gerne Kaffee und noch viel mehr Bier und ernähren uns hauptsächlich von Unmengen fettigen Schweinefleischs. Von und in dieser Aufzählung fühle ich mich immer regelmäßig genervt und unterrepräsentiert.
Ich kenne weder typische Charaktereigenschaften meiner Geburtsregion noch kann google mich hierüber in irgendeiner Art und Weise schlau machen. Einige der im ersten Beitrag angeführten Beispiele kenne ich so auch gar nicht, eigentlich bis auf die frohsinnigen Rheinländer ist mir das alles neu. Geizige Sachsen, gesprächige Schwaben, habe ich alles noch nie gehört, auch die sturen Ruhrpottler sind mir neu. Bei Schwaben kenne ich das Vorurteil sie seien besonders reinlich und aufs Putzen versessen. Kehrwoche sei Dank.
Möglicherweise handelt es sich generell um eine unbewusst falsche Zuschreibung, denn wenn ich eine fegende Schwäbin sehe, memoriere ich mir das anders als wenn ich das identische Bild irgendwo in Berlin sehe. Dort nehme ich es nicht wahr, weil es so banal ist, beim anderen denke ich mir: Klischee bestätigt.
Verbena hat geschrieben:Einige der im ersten Beitrag angeführten Beispiele kenne ich so auch gar nicht, eigentlich bis auf die frohsinnigen Rheinländer ist mir das alles neu. Geizige Sachsen, gesprächige Schwaben, habe ich alles noch nie gehört, auch die sturen Ruhrpottler sind mir neu. Bei Schwaben kenne ich das Vorurteil sie seien besonders reinlich und aufs Putzen versessen. Kehrwoche sei Dank.
Ich kannte die meisten beschriebenen Vorurteile auch nicht. Bei den Schwaben wäre mir weniger Geschwätzigkeit als der von dir erwähnte Putzfimmel oder Sparsamkeit und Fleiß eingefallen (dank "Schaffe schaffe, Häusle baue"). Bei Leuten aus dem Ruhrpott kann ich vielleicht Fußball und Maloche assoziieren. Die Niedersachen und Hamburger gelten wohl aus bayrischer Sicht gelegentlich als hochnäsig und die Berliner als schroff ("Wat kiekstn so, Fatzke!").
Wie du schon schreibst liegt das oft an den von Vorurteilen gestützten Erwartungen, dass man dann die erwarteten Eigenschaften auch tatsächlich wahrnimmt. Trifft die Erwartung zu, fühlt man sich bestätigt. Trifft sie nicht zu, dann neigt man dazu, die Beobachtung als unwichtig zu erachten oder gar zu ignorieren. Und hinterher kann man dann sagen: "Die sind ja doch alle so, wie ich mir gedacht habe".
lascar hat geschrieben:. Die Niedersachen und Hamburger gelten wohl aus bayrischer Sicht gelegentlich als hochnäsig und die Berliner als schroff ("Wat kiekstn so, Fatzke!").
Die schroffen und kodderigen Berliner Schnauzen kenne ich auch, manche verstehen sich sogar selbst so und finden das gut. Über die hochnäsigen Niedersachsen bzw. die Norddeutschen sollte man mal nachdenken, denn meine rheinländische Mutter ist auch immer der Meinung, dass jeder westlich vom Rhein und nördlich von Bayern elitär und steif ist.
Und ein Hannoveraner wiederum hält die Hamburger für arrogant, während der Ostfriese alle außerhalb der Teetrink-Zone für bekloppt hält und ganz außen vor sind die wenigen katholischen Gebiete in Niedersachsen, die von allen komisch angesehen werden. Man sieht, die Vorurteile werden auch innerhalb von Bundesländern gepflegt.
Das kann man noch weiter auf die Spitze treiben, mein Freund zum Beispiel kommt aus einem Ort, der einstmals eigentlich aus zwei Dörfern bestand und selbst da bestehen untereinander Sticheleien.
Ich habe meine Charaktereigenschaften von diversen Verwandten geerbt, hauptsächlich von meinem Vater. Meine Geburtsregion spielt keine Rolle, da meine Eltern nicht von dort stammten und nur zufällig dort wohnten, als ich und meine Geschwister dort geboren wurden. Als ich sechs Jahre alt war, sind wir ganz woanders hingezogen, aber auch dieses Gebiet, in dem ich aufgewachsen bin, hat meinen Charakter in keinster Weise geprägt.
Ich denke aber sehr wohl, dass Menschen regionsabhängig bestimmte Mentalitäten haben.
anlupa hat geschrieben:Ich denke aber sehr wohl, dass Menschen regionsabhängig bestimmte Mentalitäten haben.
Hier ist von Charaktereigenschaften die Rede und nicht von regionstypischen Mentalitäten. Wie kann man so etwas nur in denselben Topf werfen? Das ergibt doch keinen Sinn. Mentalität und Charakter sind zwei völlig verschiedene Dinge.
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