Habt ihr selbst erlebt, was Diskriminierung bedeutet?

vom 13.08.2016, 18:24 Uhr

Es gibt ja viele Gründe, die andere Menschen dazu bewegen, bestimmte Personen zu diskriminieren. Natürlich ist das nicht gerechtfertigt, doch trotzdem gibt es Menschen, die andere aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Hautfarbe oder auch aus völlig anderen Gründen diskriminieren. Das habe ich auch leider selbst schon am eigenen Leib erfahren müssen, wobei das eine schreckliche Zeit für mich war.

Musstet ihr schon am eigenen Leib erfahren, was Diskriminierung bedeutet und weshalb? Wie habt ihr daraufhin reagiert? Ging das Ganze über einen längeren Zeitraum oder handelte es sich nur um vereinzelte Äußerungen?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich wollte nach meiner schulischen Laufbahn etwas komplett anderes lernen. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch kein Antidiskriminierungsgesetz und für den gewünschten Beruf bekam ich nur Absagen, weil ich eine Frau bin und entsprechend nicht ins Team passen würde oder auch die Männer von ihrer Arbeit ablenken würde.

Einfach nur aus dem Grund, weil ich Brüste habe. An den Schulnoten hat es nicht gelegen und auch nicht an den Beurteilungen. Das es schwer werden würde wusste ich bereits vorher, denn ich habe nicht einmal eine Praktikumsstelle bekommen um mir den Beruf genauer ansehen zu können. Das war alleine den männlichen aus meiner Klasse vorbehalten und stattdessen wurde ich in ein soziales Praktikum gesteckt, weil Frauen dort besser aufgehoben sind.

Inzwischen ist es mir vollkommen egal, damals hat mich das schon sehr getroffen da alle meine Berufswünsche in die Männersparte gegangen sind. Zu diesem Zeitpunkt durften Frauen auch noch nicht an die Waffe bei der Bundeswehr, sondern nur Sanitätsdienst oder Musikcorps. Auf beides hatte ich keine Lust, denn mein Ziel war eigentlich von Anfang an das Heer im Bereich der Gebirgsjäger der schweren Kompanie.

Aber auch heute haben es Frauen dort sehr schwer Fuß zu fassen und haben mit entsprechenden Vorurteilen zu kämpfen, dass sie für die schweren Kompanien nicht geeignet sind. Aber solche Aussagen stacheln mich noch mehr an es zu schaffen und runter ziehen lasse ich mich davon schon lange nicht mehr.

Aber inzwischen habe ich auch eine Alternative dazu gefunden in diesem Bereich und bin darüber auch nicht sehr unglücklich. Denn als ich das wollte, hatte ich noch keine Familie um die ich mich kümmern musste. Jetzt ist es ein wenig anders und die schwere Gebirgsjägerkompanie wäre zwar immer noch reizvoll, lässt sich als Alleinerziehende jedoch nicht realisieren ohne es komplett auf dem Rücken des Kindes auszutragen und ihm quasi die Chance zu nehmen, noch etwas von mir zu haben.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich finde, dass Diskriminierung hierzulande mehr oder weniger zum Alltag dazu gehört, wenn man kein gesunder, attraktiver, weißer, heterosexueller, männlicher Deutscher mit soundso viel Euro auf dem Konto und einem Lebensalter unter 50 ist. Da fängt nämlich schon die Altersdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt an.

Ich selber kann zwar nicht behaupten, dass ich jemals in großen und wichtigen Dingen wie bei der Bewerbung um eine Stelle oder Wohnung den Eindruck hatte, Opfer von Diskriminierung zu sein, aber ich weiß auch, dass ich in einem fast reinen Frauenberuf arbeite und mit der Wohnung hätte es sicher ganz anders ausgesehen, wenn ich ein Kind in oder bei mir gehabt hätte.

Aber Alltagssexismus kenne ich wie die meisten Frauen nur zu gut und bin durchaus der Meinung, dass es sich um eine Form der Diskriminierung handelt, wenn beispielsweise ein Handwerker bei mir nur müde lächelt, wenn ich etwas zu beanstanden habe, bei meinem Partner jedoch stramm steht. Auch dass man mir hartnäckig unterstellt, dieses oder jenes nicht zu können, weil ich Brüste habe, oder dass sexuelle Belästigung mehr oder weniger zu erwarten ist, wenn man sich in der Öffentlichkeit zeigt, stellt in meinen Augen Diskriminierung dar. Ich würde also eher umgekehrt fragen, ob es tatsächlich jemanden gibt, der noch nie diskriminiert wurde.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Ich finde, dass Diskriminierung hierzulande mehr oder weniger zum Alltag dazu gehört, wenn man kein gesunder, attraktiver, weißer, heterosexueller, männlicher Deutscher mit soundso viel Euro auf dem Konto und einem Lebensalter unter 50 ist. Da fängt nämlich schon die Altersdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt an.

Dementsprechend wird man früher oder später immer mit Diskriminierung zu kämpfen haben. Ich habe in meinem Leben auch schon Diskriminierungen erleben dürfen wegen meinem Geschlecht. Da wurde ich zum Beispiel bei Studentenjobs abgelehnt, weil ich eine Frau bin und man mir nicht zugetraut hat, auch in einer männlichen Branche arbeiten zu können.

Ab einem gewissen Alter hat man als Frau sowieso Probleme auf dem Arbeitsmarkt, unabhängig von der Branche. Wenn einem ständig unterstellt wird, dass man jeden Moment ein Kind nach dem anderen gebären könnte und man eh eine "Eintagsfliege" in der Firma ist, hat man auch nicht wirklich die Chance, dort Fuß zu fassen und sich zu bewähren.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^