Habt ihr schon mal über eure Verhältnisse gelebt?

Immer wieder hört und liest man ja von Leuten, die sprichwörtlich über ihre Verhältnisse leben und somit mehr Geld ausgeben, als sie verdienen und dann auch mal schnell in eine Schuldenfalle hineingeraten können. Wart ihr schon mal wissentlich oder auch unwissentlich in solch einer Situation oder kennt Leute, denen es so ergangen ist? Welche Erfahrungen habt ihr denn gemacht, dass wenn man über seine Verhältnisse lebt, sich das auch selbst einzugestehen?

Mehr Geld auszugeben als ich verdiene käme mir gar nicht in den Sinn. Natürlich hatte ich eine Zeit lang dennoch Schulden, siehe Bafög. Aber das ist schon lange abbezahlt und was völlig anderes. Ich bin so erzogen worden, dass man nur das Geld ausgibt, das man aktuell besitzt. Ich verplane also kein Geld (von mir aus das Gehalt vom nächsten Monat) für Ausgaben, die ich jetzt tätigen möchte. Ich kaufe auch gar nichts auf Kredit oder in Raten, das ist einfach nicht meine Art.

Da bin ich wohl einfach nicht der Typ dazu über seine Verhältnisse zu leben. Gesehen habe ich bei meinen Bruder schon in jungen Jahren wo das hinführen kann und das wollte ich nicht. Tatsächlich habe ich auch in Zeiten, in denen es deutlich knapper war noch etwas gespart und zurücklegen können. Ich bin auch nicht so der Mensch, der auf Pump lebt oder leben möchte. Vor allem hat man ja nichts davon. Selbst mein Bruder hat es mittlerweile begriffen und muss nun ausbaden, was er über Jahrzehnte falsch gemacht hat.

Ja, es ist mir auch schon passiert, dass ich mehr Geld ausgegeben habe als ich überhaupt verdient habe. Es war glücklicherweise im kleineren dreistelligen Bereich und ich konnte die Schulden über Monate hinweg immer sukzessive tilgen ohne dass es mich zu sehr reingerissen hat. Das war zu den Zeiten als ich arbeitslos war und nur 280 Euro im Monat zur Verfügung gestellt bekam und davon alles Mögliche selbst zahlen musste.

Mittlerweile lebe ich an sich nicht über meine Verhältnisse, im Gegenteil, ich gebe sogar sehr wenig Geld aus und rutsche selten mal bei meinem Konto ins Minus. Man lernt einfach dazu, in manchen Fällen aber auch nicht. Also es kommt relativ selten vor, dass ich tatsächlich mal mehr Geld ausgebe als ich besitze.

Ich habe noch nie über meine Verhältnisse gelebt. Wenn ich viel Geld hatte, habe ich es mit vollen Händen ausgegeben, etwa für Reisen. Wenn ich wenig hatte, konnte ich auch extrem sparsam leben. Ich hatte zwar auch mal Schulden nach meiner Scheidung, als mein Mann noch keinen Unterhalt für die Kinder zahlen wollte. Aber das lag nicht daran, dass ich über meine Verhältnisse gelebt hatte. Und natürlich auch Bafög, was ich dann aber mit Beginn des Arbeitslebens problemlos zurückzahlen konnte.

Ich würde nie Schulden machen, um mir zum Beispiel eine neue Wohnzimmergarnitur zu kaufen oder eine Reise zu finanzieren. Bei einem Auto kann ich allerdings verstehen, dass man es auf Raten kauft, wenn man es braucht. Aber damit lebt man ja nicht über seine Verhältnisse, wenn es nicht gerade ein Luxusauto ist.

Ich habe das noch nie gemacht, auch wenn ich zeitweise auch wirklich wenig Geld zur Verfügung hatte und mit wenig auskommen musste. Ich habe dann aber immer versucht, so viel wie möglich zu arbeiten und so wenig wie möglich auszugeben - beispielsweise während meines Studiums. Dass ich mir bewusst mehr gekauft habe als drin gewesen wäre, war noch nie so.

Gewisse Schulden sind ja "normal" - Bafög-Schulden beispielsweise. Und nicht jeder kann auch ein Auto oder gar ein Haus sofort bezahlen, so dass man da ja in gewisser Weise auch etwas kauft, was über den Verhältnissen liegt. Wenn man aber weiß, dass man diese Sachen abbezahlen kann und einen guten Abbezahlungsplan hat, ist das ja aber nicht weiter schlimm.

Ich finde, dass man aber nicht einfach shoppen gehen oder in den Urlaub fahren sollte, wenn man es sich nicht leisten kann. Klar, wenn man arbeitslos ist, kann es durchaus knapp mit dem Geld werden, allerdings sollte es kein Dauerzustand sein, über den Verhältnissen zu leben.

Nein, wir haben auch noch nie über unsere Verhältnisse gelebt. Ich gebe zwar ehrlich zu, dass wir nicht schuldenfrei sind, aber es besteht keine Gefahr, dass wir diese nicht zurück zahlen könnten. Im Gegenteil, neben dem Abzahlen der Schulden schaffen wir es auch schon wieder eine kleinere Summe anzusparen.

Ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, wie Menschen absichtlich mehr ausgeben können als sie verdienen. Es muss sich doch ein jeder bewusst sein, welche Summe ihm im Monat zur Verfügung steht. Sollte man in diesem Monat zu wenig Geld haben, müsste man eben ein paar Gehälter warten und sparen und könnte sich dann das gewünschte Teil leisten.