Habt ihr schon mal eure alten Tagebücher gelesen?
Ich habe nie Tagebücher geschrieben. Aber eine Bekannte hat wohl kistenweise die alten Tagebücher noch auf dem Dachboden liegen und sie meint, dass sie ab und an auch mal eine Kiste holt um die alten Tagebücher noch mal zu lesen. Sie meint, dass sie dann auch die Erinnerung genau vor Augen hat, als wenn sie alles noch einmal erleben würde.
Ich kann mir das sehr gut vorstellen und ich denke, dass Tagebücher auch die Erinnerungen noch mehr auffrischen wie alte Fotos. Habt ihr auch schon alte Tagebücher als Bettlektüre hervorgekramt? Hat es Emotionen bei euch geweckt?
Ich habe auch noch aus meiner Teenager-Zeit eine kleine Kiste mit Tagebüchern. Einmal habe ich meinem Freund daraus vorgelesen und wir hatten eine sehr lustige Zeit. Dort standen dann unglaublich weltbewegende Dinge drin, dass es mittags zur hochgradigen Empörung einer fünfzehnjährigen eklige Leber gegeben hatte und man nicht weiß, wie man die morgige Mathe-Klausur überstehen soll.
Ansonsten war ich wohl ungefähr jede dritte Woche der tiefen Überzeugung, dass wechselweise Andi aus der Nachbarklasse sicher meine große Liebe werden wird, während es im Folgemonat doch Olli sein könnte. Es ist auf jeden Fall zum Schreien komisch, was für einen Mist man früher mal so von sich gegeben hat. So richtig interessante Gedanken habe ich leider kaum aufgetan, allerdings habe ich auch nicht alle gelesen, sondern nur kleine Ausschnitte. So interessant bin weder ich noch mein Leben gewesen, als dass das eine erbauliche Bettlektüre geworden wäre.
Vor einiger Zeit hatte ich auch mal überlegt, ob man die Kiste aussortiert, aber dann denke ich mir, dass irgendwann vielleicht mal wieder ein Zeitpunkt kommen könnte, wo man genauer reinschaut und ein wenig lachen oder doch nachdenken kann.
Ich habe aus meiner Teenagerzeit auch noch Tagebücher. Gelesen habe ich diese aber nicht mehr. Ich denke, dass es eben typischer Teeny-Kram drin stehen wird und vor allem auch eher negative Dinge. Ich habe damals das Tagebuch immer dazu verwendet, um eben Dinge von der Seele schreiben zu können. Ich wollte die Tagebücher auch schon mal entsorgen, aber sie störten bisher nicht und nehmen auch keinen Platz weg.
Ich habe keine wirklichen Tagebücher. Ich habe mir immer schon so Randnotizen gemacht mit Gedanken und diese Blöcke habe ich irgendwann mal bei meinem Auszug angeschaut und da musste ich schon schmunzeln, obwohl das nun nicht wirklich ewig weit her war. So habe ich mir da Gedanken über Jungs aufgeschrieben, Mädels in meiner Klasse, was ich gut fand und was mich geärgert hat. Nach einiger Zeit kann man über solche leichten Probleme natürlich nur schmunzeln und weiß dann vielleicht auch mehr über die Jungs.
So war es bei mir so, dass ich mir mal Notizen über jemanden gemacht habe und der dann ein paar Jahre in mich verknallt war, was ich so aber nicht mitbekommen habe. Interesse war meinerseits keines da, aber ich habe auch über ihn nachgedacht und warum er immer so nett zu mir ist.
Ich hatte als Jugendliche nur eine kurze Phase, in der ich mal Tagebuch geführt habe. Das hatte ich dann einige Jahre später noch einmal gelesen und fand es so blöd, dass ich das Buch einfach entsorgt habe. Aber wenn man über längere Zeit Tagebuch geführt hat und die Bücher noch aufbewahrt hat, dann stelle ich mir das spannend vor, die eigene Geschichte und die Gedanken nachzuempfinden, die man so hatte.
Ich habe als Jugendliche tatsächlich sehr viel und regelmäßig Tagebuch geschrieben. Es gab Phasen, in denen ich jeden Tag etwas in mein Tagebuch geschrieben habe. Wenn mich etwas beschäftigt oder belastet hat oder ich traurig war, hat es mir immer unheimlich gut getan, in mein Tagebuch zu schreiben und meine Gefühle auf diese Weise zu verarbeiten. Danach ging es mir immer viel besser.
Natürlich sind auf diese Weise viele Tagebücher voll geworden, vor allem weil es in der Zeit als Teeanger regelmäßig Anlässe gab, die dazu geführt haben, dass ich meine Gefühle aufschreiben wollte. Meistens ging es mir schlecht, wenn ich geschrieben habe. Wenn es mir gut ging, hatte ich nicht unbedingt das Bedürfnis, Tagebuch zu schreiben.
Jedenfalls habe ich mir dann ein paar Jahre später alle Tagebücher noch einmal angeschaut und durchgelesen und direkt ein schlechtes Gefühl bekommen, weil alte Gefühle wieder hochkamen und ich mich direkt wieder in die entsprechenden Situationen hineinversetzen konnte. Es stand ja nur Schlechtes drin, was teilweise alte Wunden wieder aufriss. Von daher habe ich mich dazu entschieden, alle alten Tagebücher zu Schreddern.
Nachdem ich das gemacht habe, habe ich mich tatsächlich viel besser gefühlt und ich bin froh, diesen Schritt zu machen. Ich brauche diese ganzen schlimmen und schmerzhaften Erinnerungen nicht in Form von Tagebüchern. Mir reicht es, wenn ich diese Erinnerungen im Kopf habe. Manchmal tut es eben gut, sich von so etwas zu lösen und ich würde es daher immer wieder so machen, falls ich einmal wieder mit dem Schreiben anfangen sollte.
Ich habe früher leider nie so regelmäßig Tagebuch geschrieben, habe nur vereinzelte Notizen und finde das immer lustig und auch sehr spannend, das zu lesen. Deswegen habe ich mir jetzt auch vorgenommen, jeden Tag zumindest 1-2 Sätze aufzuschreiben, das macht doch so Spaß, das dann einige Jahre später wieder zu lesen und dran zurückzudenken!
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