Habt ihr schon fremde Schuld auf euch genommen?

Es soll ja durchaus vorkommen, dass manche Menschen die Schuld anderer auf sich nehmen. Die Gründe hierfür können sehr unterschiedlich sein. So kann dies beispielsweise unter Geschwistern oder Freunden vorkommen, dass man einander deckt. Vielleicht kommt das auch im Berufsleben vor, wer weiß. Habt ihr schon die Schuld anderer Menschen auf euch genommen? Oder käme euch das nie in den Sinn? Unter welchen Voraussetzungen und Umständen könntet ihr euch so ein Verhalten vorstellen?

Ich habe noch nie fremde Schuld auf mich genommen, soweit ich weiß. Ich habe zwar meine Kinder schon mal verteidigt, als sie noch klein waren, etwa mit der Bemerkung, dass mir irgendetwas Leid tut und ich hätte aufpassen müssen. Aber bei kleinen Kindern kann man ja noch nicht von Schuld sprechen.

In Krimis sieht man ja des öfteren, dass Eltern ein Verbrechen ihrer erwachsenen Kinder gestehen und für sie in Gefängnis gehen würden. Das könnte ich mir im Extremfall auch bei mir vorstellen, aber nur, wenn ich sehr alt bin, unheilbar krank oder um die Enkel zu schützen und ihnen ihre Eltern zu erhalten.

Ich habe das schon gemacht, weil ich die andere Person vor Ärger schützen wollte und sie mir am Herzen lag. Ich denke aber, dass man sich schon genau überlegen sollte, ob man das macht und welche Konsequenzen man dann zu befürchten hat. Wenn man selbst dadurch nicht so viel Ärger bekommt und der Person großes Leid ersparen kann, würde ich das schon machen. Natürlich kommt es immer darauf an, um was es sich handelt. Ein Verbrechen würde ich nicht für jemanden auf mich nehmen.

Wenn, dann habe ich das nur bei absoluten Kleinigkeiten quasi zur Gesichtswahrung meines Gegenübers gemacht. Etwa im Job, wenn ein Kunde offensichtlich (mal wieder) nicht zugehört hatte oder sich als beratungsresistent erweist.

Da breche ich mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich behaupte, dass das auf der Homepage ja auch so missverständlich erklärt sei oder dass ich mich da wohl vertan hätte, und selbstverständlich haben Sie recht, werter Herr! Es ist ja niemandem gedient, wenn ich die Leute frage, wieso sie sich so blöd anstellen oder ob sie nicht sinnerfassend lesen können. Im Dienstleistungs-Sektor muss man die eigene Meinung auch öfter mal herunterschlucken.

Aber davon abgesehen war ich als Kind schon zu dickschädlig, um etwas zuzugeben, was ich nicht "verbrochen" hatte. Umgekehrt habe ich auch selten (der moralische Kompass muss schließlich auch erst wachsen) anderen die Schuld zugeschoben, aber ich war schon immer der Meinung, dass jeder für das, was er oder sie ausgefressen hat, selber geradestehen muss.

Ich habe das als Kind mal für eine Freundin gemacht. Sie hatte eine Mutter, die sehr extrem war. Diese schrieb ihr vor, dass sie in ihrer Freizeit möglichst zu Hause sein sollte und nur Sport treiben sollte zu Hause und so weiter, sie schrieb ihr dann auch genauestens das Essen vor, also sie war wirklich sehr komisch. Eines Tages wollte meine Freundin dann mal rausgehen und ihre Mutter war plötzlich eher da. Als sie das dann mitbekam, hatte sie natürlich Angst und ich habe dann der Mutter gesagt, dass ich Hilfe brauchte und sie dann gefragt habe. Tatsächlich bekam sie keinen Ärger und ich wurde angeschrien, was mir aber egal war.

Nein, ich habe das meiner Erinnerung nach noch nie gemacht - ich kann mich auch gar nicht erinnern, ob es irgendwann mal so eine Situation dazu gegeben hat. Generell finde ich es auch schwierig, weil fremde Schuld auf sich zu nehmen, ja dem anderen auch nicht nur gut tut, sondern ihn möglicherweise auch wieder in unsere Schuld stellt, den Gefallen irgendwann zurückzugeben. So ist das nicht nur unkompliziert für die Beziehungen - es kann auch eine deutliche Belastung werden. Jemandem helfen, zu seiner eigenen Schuld zu stehen und diese verantwortungsvoll anzunehmen, das wäre aus meiner Sicht das Ideal. Wenn man es denn hinkriegt und es alles so schnell versteht in der Situation.