Habt ihr schon einmal Erfahrung als Mauerblümchen gemacht?

vom 09.06.2015, 12:44 Uhr

Obwohl ich in meiner Schulzeit nie so wahnsinnig viele Freunde hatte und auch nie zu den Beliebtesten gezählt habe, würde ich mich im Nachhinein nicht als Mauerblümchen bezeichnen. Ich hatte schon immer einige Leute, mit denen ich meine Zeit in der Schule gerne verbracht habe und ich war auch nie die graue, unscheinbare Maus.

Ich würde sagen, dass ich allgemein noch nie Erfahrung mit dem Mauerblümchendasein gemacht habe. Diesen Ausdruck kenne ich auch eher nur von Romanen und ich kann auch keine andere Person benennen, auf die das zutreffen würde. Habt ihr schon einmal Erfahrung als Mauerblümchen gemacht? Wann war das und warum wart ihr so?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ja, diese Erfahrung habe ich gemacht. Ich wollte nie Teil dieser großen Clique in meiner Klasse sein, die die Nasen weit oben getragen haben und zudem hatte ich auch ein schlechtes Selbstbewusstsein, keine Markenklamotten und stand eher bei den Außenseitern. Ich habe es also durchaus erlebt und es war nicht angenehm, aber das ist lange her und heute bin ich nicht mehr so. Heute habe ich genügend Selbstbewusstsein.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich bin von Natur aus ein Mauerblümchen, wenn man es denn so nennen will. Zwar habe ich durchaus Freunde und bin sozial eingebunden, aber man findet mich so gut wie nie im Rampenlicht, umgeben von einer Clique, die über meine Witze lacht oder als strahlender Mittelpunkt von was auch immer. Ich schaue lieber vom Rand aus zu, wie sich manche meiner Mitmenschen abrackern und aufspielen, um ja ihren Bedarf an Aufmerksamkeit von außen zu decken. Mir fehlt dieses Bedürfnis einfach. Bis heute unterhalte ich mich auf Feiern am liebsten mit dem Hund des Gastgebers und muss mich aktiv zusammenreißen, um zumindest temporär einen geselligen Eindruck zu

In früheren Zeiten, als der Begriff anscheinend vor allem für die jungen Damen verwendet wurde, die in der Ballsaison, die gleichzeitig als Heiratsmarkt fungierte, keinen Tanzpartner/Verehrer/potenziellen Ehemann abbekommen haben. Damals war das natürlich für die bürgerliche Jungfer eine soziale Katastrophe, da frau schließlich versorgt werden musste, und das ging praktisch nur in der Ehe. Sonst blieb schlimmstenfalls nur, sich als alte Jungfer von Verwandten gnadenhalber durchfüttern zu lassen.

Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei und man ist nicht mehr um jeden Preis dazu verpflichtet, möglichst im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen, um sozial überleben zu können. In der Pubertät habe ich also schon darunter gelitten, keinen Tanzpartner im Tanzkurs der 9. Klasse gefunden zu haben, aber mittlerweile denke ich mir, dass das ganz in Ordnung so ist. Die Welt braucht auch Leute, die nicht immer im Mittelpunkt stehen müssen.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mir ist das vor allem ein Mal aufgefallen, als ich mit einer Freundin in einem Club war. Diese Freundin war ausnehmend hübsch. Zumindest wurde sie von vielen so empfunden. Wenn ich jetzt sage, dass ich sie gar nicht so hübsch fand, werden viele denken, dass ich nur neidisch war. Vielleicht war es auch gar nicht ihr Aussehen, sondern ihre Ausstrahlung. Meine Mutter witzelte, dass es an ihren Pheromonen lag.

Jedenfalls wurde diese Freundin richtiggehend belagert von Typen. Da standen ungelogen 15 Kerle um sie rum und buhlten um ihre Aufmerksamkeit. Das hätte auch gut eine Szene aus einer Komödie sein können. Ich wurde ins Abseits gedrängt und gänzlich links liegengelassen. Ein einziger Kerl hat dann wohl eingesehen, dass er nicht bis zu ihr vordringen kann und hat sich dann kurz mit mir unterhalten. Da kam ich mir richtig wie ein ungewollter Trostpreis vor.

Also diese Szene war richtig skuril. Ich bin halt eher durchschnittlich, was in normaler Runde, wenn niemand so krass hervorsticht aber nicht auffällt. So ist es mir aber auch ganz recht. Ich will gar nicht so bestürmt werden und auf mein Äußeres reduziert werden. Als wirkliches Mauerblümchen wäre ich aber auch nicht glücklich, wenn einem die Leute schon auf die Füße treten, weil sie einen gar nicht wahrnehmen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Was ist denn eigentlich ein Mauerblümchen? Sind das schüchterne Menschen oder Menschen, die gerne alleine sind? Blümchen sind ja was Schönes und Positives. Ist also mit Mauerblümchen jemand gemeint, der sich zwar nicht in den Vordergrund drängelt, aber dennoch interessant oder schön ist? In den Begriff kann man viel hineininterpretieren.

Ich kann gut Small-Talken, aber ich bin eher ungesellig und mag nicht so viele Leute um mich herum. Wenn ich jemanden sympathisch finde, quatsche ich gerne mit demjenigen, aber in Gruppen gehe ich eher unter. Ich muss mir dann richtig Mühe geben, nicht ganz so isoliert dazustehen, damit es nicht komisch wirkt. Aber bin ich deswegen jetzt ein Mauerblümchen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wie Gerbera es schon sagte, dann gehöre ich wohl auch zu dieser Kategorie in den Augen der anderen. Selbst nehme ich mich nicht als dieses wahr, denn ich brauche nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, brauche keine Menschengruppe um mich herum um sozial eingebunden zu sein. Ich genieße es wenn ich in Ruhe gelassen werde und mir die Situationen vom Rand aus ansehen kann, aber eine graue Maus war ich dennoch nicht.

Durch mein Verhalten wurde ich leider immer interessant für andere, die sich dann mir aufgedrängt haben obwohl ich daran kein Interesse hatte. Vielleicht war das auch falsches Mitleid, dass jemand der alleine steht um jeden Preis eingebunden werden muss, was weiß ich. Erfolgreich habe ich mich jedenfalls dagegen gewehrt und stehe nach wie vor auf dem gleichen Standpunkt wie noch vor 30 Jahren.

Traurig war ich übrigens nicht, dass ich am Tanzkurs keinen männlichen Partner zum tanzen hatte. Dafür eine überaus attraktive junge Frau, die ebenfalls niemanden abbekommen hatte und das da eher für sie ein Weltuntergang war, da sich ihr Schwarm nicht die Bohne für sie interessiert hat und lieber mit der Klassenmatratze (eine Dame die sich jedem und allem sexuell anbietet) getanzt hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kann mit dem Begriff nicht wirklich etwas anfangen und das Konzept, das dahinter steckt, scheint auch irgendwie überholt und von vorgestern zu sein. Dabei geht es ja wohl darum, dass man als Frau von möglichst vielen potentiellen Ehepartnern umworben wird oder eben nicht, wenn man als "Mauerblümchen" gilt.

Die Quantität von Beziehungen sagt ja aber überhaupt nichts über die Qualität aus. Als ich meinen jetzigen Partner auf einer Party kennen gelernt habe saßen wir zum Beispiel den halben Abend auf dem Raucherbalkon und haben uns unterhalten und daraus ist letztendlich eine gute Freundschaft und eine lange Beziehung geworden. Ist das nicht mehr Wert als der umschwärmte Mittelpunkt der Party zu sein und mit allen Gästen belanglosen Smalltalk zu halten?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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