Habt ihr schon einmal einen Menschen ausgenutzt?
Man sagt ja immer schnell, dass man sich von jemandem ausgenutzt fühlt, wobei es mir da nicht anders geht. Ich habe mich auch schon öfter in meinem Leben ausgenutzt gefühlt, egal ob es nun durch die Arbeit oder durch Freunde kam. Von daher bin ich in dieser Hinsicht eher misstrauisch, weil ich auch Angst davor habe, noch einmal ausgenutzt zu werden.
Ich selbst kann mich jedoch nicht daran erinnern, schon einmal in meinem Leben eine Person ausgenutzt zu haben, weder in finanzieller, noch in psychischer oder physischer Hinsicht. Dafür bin ich einfach nicht der Typ und ich hätte dann sofort ein schlechtes Gewissen. Ich habe auch einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, so dass ich das auch gar nicht könnte.
Habt ihr schon einmal einen Menschen ausgenutzt? In welcher Situation war das und bereut ihr das mittlerweile?
Ich denke schon, dass ich in meinem Leben schon etliche Menschen ausgenutzt habe. Natürlich habe ich mich nicht vorher hingestellt und mir vorgenommen: "Ich nutze jetzt meine Beziehung zu dieser Person eiskalt aus, um mir durch ihre Hilfsbereitschaft einen handfesten Vorteil zu verschaffen!" Ich spiele ja nicht die böse Stiefmutter in einer Seifenoper!
Aber solche Dinge geschehen meiner Meinung nach meistens unbewusst und kommen im Alltag immer wieder mal vor. Beispielsweise "darf" mich mein Partner gerne mal in der Gegend herum karren, weil er ein Auto hat und ich nicht. Und wenn ich in der Arbeit eine besonders langweilige und mühsame Aufgabe auf mich zukommen sehe, frage ich auch die gutmütigste meiner Kolleginnen, ob sie mir dabei hilft, damit es schneller geht. Das heißt ja noch lange nicht, dass ich mir einen Mitmenschen als persönlichen Sklaven halte, aber Ausnutzen ist es eben auch bei Kleinigkeiten.
Ich denke daher, dass man vorsichtig mit der Aussage sein sollte, noch nie einen Menschen ausgenutzt zu haben. Im Alltag ist das ganz schnell mal passiert und wenn man es nicht übertreibt, gleicht sich das "Ausnutzen" meistens auch schnell wieder aus.
Kommt es nicht eher darauf an, wie man "Ausnutzen" definiert? Für mich persönlich impliziert das Ausnutzen einen einseitigen Vorteil und seien wir ehrlich, das macht doch jeder früher oder später. Das heißt aber nicht, dass sich der einseitige Vorteil durch eine Gegenleistung nicht zu einer Symbiose entwickeln kann. Das will ich gar nicht damit sagen. So habe ich zum Beispiel eine Kollegin schon um Hilfe gebeten bei einer für mich sehr wichtigen Sache, die mit der Arbeit gar nichts zu tun hat, aber sehr große Folgen für mich haben würde.
Da war ich dann auch besonders nett und freundlich, damit mir eben geholfen wird. Das heißt aber nicht, dass dieses Ausnutzen auch so einseitig bleiben wird. Denn wenn sie irgendwann um einen Gefallen bittet oder Hilfe braucht, dann springe ich natürlich gerne ein, als Gegenleistung. Aber solange es noch nicht zur Gegenseitigkeit gekommen ist, ist das doch per Definition ausnutzen und ich finde es ziemlich eingebildet und unsympathisch, wenn man davon überzeugt ist, dass man so etwas nie tun würde und sich da als moralisch überlegen hinstellt.
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