Habt ihr mit Lehrern über private Probleme gesprochen?

Auf der Realschule hatten wir damals einen Vertrauenslehrer an den man sich wenden konnte, wenn man schulische, aber auch private Probleme hatte. Er hörte einem zu und gab auch Tipps. Ich war selbst nie bei ihm gewesen, wobei eine damalige Freundin jedoch bei ihm war.

Mit ihm hat sie dann auch regelmäßig über ihre Eltern gesprochen. Soweit ich mich erinnern kann, waren beide berufstätig, so dass meine Freundin selbst zum großen Teil den Haushalt neben der Schule schmeißen musste, was sie überforderte.

Habt ihr schon mit Lehrern über private Probleme gesprochen oder ging es bei den Gesprächen immer nur über die Schule? Ist es wirklich sinnvoll, sich mit privaten Problemen an Lehrer zu wenden? An wen kann man sich als Schüler sonst wenden?

Mein Klassenlehrer in der achten Klasse hatte es mir mal von sich aus angeboten, mit ihm zu reden, weil er den Eindruck hatte, ich könnte Probleme haben. Anlass war der Abfall meiner guten Noten auf absolut unterirdisch. Der Grund war aber total banal: Ich war einfach faul ohne Ende und alles war interessanter als die Schule.

Im Nachhinein finde ich sein Angebot sehr nett, damals habe ich mich nur gefragt, was der jetzt eigentlich von mir will. Möglicherweise lag es aber auch daran, dass ich eben keine Probleme hatte, vielleicht wäre es anders gewesen, wenn es da etwas zu besprechen gegeben hätte. Ob ich dann aber wirklich mit ihm geredet hätte, weiß ich nicht, Lehrer waren für mich keine persönlichen Ansprechpartner.

Bei Problemen habe ich mich an meine Eltern gewandt, wer dies aber aus diversen Gründen nicht kann, für den halte ich so einen Vertrauenslehrer wirklich für eine richtig tolle Sache, wir hatten so etwas damals an der Schule gar nicht. Dass Schule und Lehrer auch soziale Verantwortung übernehmen, hat sich wohl erst in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt.

An unserer Schule gibt es sogar mehrere Vertrauenslehrer und das finde ich auch gut so. Sie werden gemeinsam mit dem Schülersprecher gewählt, sodass wir uns auch trauen zu ihnen zu gehen. Ich selbst bin auch schon ein paar Mal dort gewesen, teils aus schulischen, teils aus privaten Gründen und sie haben wirklich immer sehr nett reagiert.

Einmal hatte ich beispielsweise einen Nervenzusammenbruch und wusste einfach nicht weiter. Ein anderes Mal haben wir gemeinsam um Hilfe gebeten, da ein Lehrer unserem ganzen Kurs epochal nur 5en eingetragen hat. Und das waren nicht die einzigen Male. Vertrauenslehrer versuchen wirklich zu helfen und oftmals bieten sie sogar wöchentlich „Sitzungen“ an.

Ich bin mir sicher, dass ich nicht die Einzige bin, die solche Erfahrungen gemacht hat. Deshalb finde ich es auch wichtig, dass es an jeder Schule Anlaufstellen gibt. Gerade beim Thema Mobbing etc. ist es wichtig, dass die Eltern nicht die einzige Möglichkeit bieten sich anzuvertrauen.

Ich war etwa 12 Jahre alt, als wir damals umziehen mussten. Mein Vater war gekündigt worden, sodass wir dorthin ziehen mussten, wo er sicher eine Arbeit bekommen hat. Ich bin damals dann in eine neue Klasse gekommen, mit der ich nur schwer zurecht gekommen bin. Von einigen Mitschülern wurde ich regelrecht gemobbt und kam nur schwer mit der neuen Situation zurecht, auch weil ich viele gute Freunde zurücklassen musste.

Während dieser Zeit haben mir die Gespräche mit unserer Vertrauenslehrerin sehr gut getan. Sie war zufällig auch meine Erdkundelehrerin und hat eben gemerkt, dass da was im Busch ist. Sie hat mich auch mal von sich aus nach dem Unterricht angesprochen und wollte eben ganz besorgt wissen, ob sie mir helfen könnte. Ich bin dieser Lehrerin sehr dankbar und finde seitdem, dass Vertrauenslehrer eine sehr wichtige Aufgabe haben.