Habt ihr Jobs schon mal für selbstverständlich gehalten?
Früher oder später arbeitet jeder Mensch in seinem Leben. Manche Menschen scheinen ihren Job aber für selbstverständlich zu nehmen und sind dann überrascht, wenn sie plötzlich ohne Job da stehen. Mir persönlich ging es noch nie so, da ich in einer Branche arbeite, in der befristete Verträge üblich sind und ein (befristeter) Folgevertrag immer von den Folgeprojekten und der damit verbundenen Finanzierung abhängig ist.
Habt ihr schon mal Jobs ausgeübt, die ihr für selbstverständlich gehalten habt? Oder ist das in eurem Leben bisher noch nie vorgekommen? Wann wären Jobs für euch selbstverständlich, welche Faktoren müssten dafür erfüllt sein? Oder meint ihr, dass man selbst unbefristete Jobs nicht für selbstverständlich betrachten sollte?
Ich habe zwar einen unbefristeten Vertrag, was mir aber trotzdem keine lebenslange Garantie für einen Job bietet, denn es kann immer etwas dazwischen kommen, und der Job ist weg (z.B. Krankheit, schwerer Unfall, Arbeitgeber existiert nicht länger, etc.). Finanziell wäre das natürlich ein Problem, aber abgesehen davon klebe ich nicht an meinem Beruf. Sollte sich eine andere Finanzierungsmöglichkeit ergeben, dann hätte ich keine Schwierigkeiten, mein Leben auch ohne diesen Job zu gestalten.
Als Beamter oder Beamtin ist der Job beispielsweise relativ sicher. Gründe, die an einem selber liegen, wie etwa das Begehen eines Verbrechens, berücksichtige ich natürlich nicht. Auch bei großen Firmen ist der Job sicherer als bei kleinen. Andererseits können natürlich auch große Firmen zum Beispiel umstrukturieren oder Geschäftszweige ins Ausland verlegen, so dass eine Arbeitsstelle nie hundertprozentig sicher ist.
Ich hatte immer eine gute Jobsicherheit, da ich zweimal in einem großen Unternehmen beschäftigt war und einmal in einem kleinen, aber stabilen. ich habe immer von mir aus gekündigt. Mir hätte ein Jobverlust nicht so viel ausgemacht, da ich ein sehr großes Spektrum an Fertigkeiten und Fähigkeiten besitze. Ich kann mich auch freiberuflich gut durchschlagen.
Ich habe Schwierigkeiten mit dem Wort "Selbstverständlich", denn danach wird eher darauf eingegangen, ob ein Job sicher ist. Selbstverständlich hätte für mich eher so eine Aussage, dass ich den Job auf jeden Fall behalten werde und dabei ist es schon fast egal ob ich mir Mühe gebe oder einfach nur anwesend bin. Das wäre für mich eine Beschreibung die ich mit Selbstverständlich verbinden würde. Ich denke sogar, wenn man anfängt einen Job als Selbstverständlich anzusehen, dann wird dieser Job mehr und mehr unsicher.
Ich finde, wenn man seinen Job als Selbstverständlich ansieht, muss man sich ja nicht mehr so viel Mühe geben, da der Job ja offensichtlich sicher ist. Wie gesagt ich finde das Wort Selbstverständlich sehr schwierig. Die Frage ob man einen Job als Sicher hält, wäre da wesentlich angebrachter gewesen. Spiegelt dann auch die Antworten besser wieder.
Trotzdem versuche ich mal eine Antwort darauf zu geben. Es gab eine Zeit, wo ich meinen Job tatsächlich für Selbstverständlich gehalten habe. Zu dem Zeitpunkt war ich bei der Bundeswehr, hatte einen 12 Jahresvertrag und wusste ganz genau, da passiert dir so schnell nichts. Ganz egal ob du gut oder schlecht bist in dem was Du tust. Das war aber nie meine Einstellung und ich denke das sollte von niemandem der seinen Job behalten will die Einstellung sein. Man sollte niemals seinen Job als Selbstverständlich ansehen. Ich verbinde damit die Gefahr, dass man sich nicht mehr so einbringt und den Eindruck erweckt, dass einem die Firma egal ist, ganz nach dem Motto "ich bekomme ja meine Kohle" und sollte niemals der Fall sein.
Ich habe zwar eine unbefristete Stelle, aber ich muss auch sagen, dass ich diese nicht als etwas selbstverständliches ansehen würde. Natürlich ist man in seiner Planung schon sicherer als bei befristeten Stellen, aber passieren kann immer etwas und darum würde ich meiner Sache da nie zu sicher sein, auch wenn man sich vielleicht nicht jeden Tag Gedanken um das Thema machen muss.
Ich sehe es nicht so, dass man einen Job immer wahnsinnig wichtig nehmen muss und ich glaube, manch einer lebt auch leichter, wenn er sich denkt "ich bekomme ja mein Geld" und sich nicht total verbunden mit der Firma fühlt. Ich denke, für viele Menschen ist ein Job auch nicht der Lebensinhalt, sondern man geht arbeiten, weil man eben Geld verdienen muss und da macht man das, was halt gefordert wird. Das kann ich auch nicht verurteilen. Ich finde es eigentlich auch ganz gesund, wenn man sich von seiner Arbeit auch etwas distanzieren kann.
Warum sollte man einen Job nicht als selbstverständlich ansehen? Das bedeutet doch nicht, dass man seine Arbeit deshalb schlecht macht. Ich meine, für mich ist es auch selbstverständlich, die Zähne zu putzen oder die Wäsche zu waschen. Nach der Logik, die hier angeführt wird, müsste ich das dann auch schlecht, halbherzig und nur im Notfall tun. Aber das ist nicht so.
Und niemand kann mir erzählen, dass er am Morgen eine Gedenkminute einlegt, nur weil er quasi Gnade seines Arbeitgebers seine Arbeitskraft gegen Lohn zur Verfügung stellen darf. Auch brennt wohl niemand Räucherstäbchen ab, weil der große Geschäftsführer ihm einen weiteren Tag Arbeit erlaubt hat. Die meisten Menschen gehen dahin, leisten ihre Arbeit und gehen wieder. Natürlich ist das selbstverständlich, was denn sonst?
Ich finde es auch normal und selbstverständlich, dass die meisten Menschen einer Arbeit nachgehen. Vielleicht sollte man seine Arbeitsstelle nicht als selbstverständlich empfinden bzw. sich derer nicht so sicher sein. Denn es kann ja schon immer zu einer Kündigung oder Änderung kommen. Ich denke, dass man eine Arbeit schon irgendwann als selbstverständlich betrachtet, gerade wenn man schon lange Jahre Mitarbeiter in einer Firma ist. Da denkt man vielleicht auch weniger daran, dass man gekündigt werden könnte.
Mir geht es hier ähnlich wie cooper, sprich ich halte meinen Job schon für selbstverständlich. Ein konservativer Träger im Bildungssektor garantiert schließlich mehr oder weniger, dass der Laden nur unter extremen Umständen pleite gehen kann und auch dass mein Job nach Rumänien verlagert wird, weil da die Lohnkosten geringer sind, oder dass uns die Chinesen das Wasser abgraben, ist eigentlich ausgeschlossen.
Natürlich kann auch hier quasi täglich ein Skandal ans Licht kommen, der die ganze Sache hochgehen lässt, aber ich sehe es ähnlich wie bei vielen anderen Aspekten im Leben. Natürlich weiß man intellektuell, dass das Leben an sich keine Garantien bietet, weder im Job, noch in der Beziehung noch in Bezug auf die eigene Gesundheit und den eigenen Verstand, aber wenn man danach gehen würde, könnte man ja weder heiraten (Scheidung), noch Kinder kriegen (alleinerziehend und bettelarm) noch größere Anschaffungen tätigen oder gar einen Kredit aufnehmen (Jobverlust, Arbeitsunfähigkeit, Krankheit/Behinderung).
Entweder man sieht gewisse Dinge im Leben als selbstverständlich an oder man verzichtet auf jede Form von Planung, Investition oder Risiko und lebt einfach nur von einem Tag zum anderen. Und irgendeine Form von Job halte ich weder für einen Gnadenbeweis noch für einen glücklichen Zufall, sondern einfach für eine Basis für ein bürgerliches Leben.
Ich kann mit dieser Denkweise, dass ich praktisch dankbar sein muss, dass ich einen Job habe und arbeiten darf, überhaupt nichts anfangen. Ich arbeite in der freien Wirtschaft, da stellt man keine Leute aus humanitären Gründen ein sondern, weil man von diesen Mitarbeitern profitieren will.
Ich bin gut ausgebildet, ich bin kompetent, ich komme mit allen Kollegen klar, ich würde behaupten, dass ich gute Arbeit leiste. Aus diesen Gründen finde ich es tatsächlich selbstverständlich, dass mein Arbeitgeber sehr an meiner Weiterbeschäftigung interessiert ist. Und in Zeiten des Fachkräftemangels sind es wohl eher die Arbeitgeber, die sich ihrer Mitarbeiter nicht zu sicher sein können und sich darum bemühen müssen, dass sie nicht zur Konkurrenz abwandern.
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