Habt ihr jemals einen Soziopathen getroffen?

vom 31.03.2019, 23:48 Uhr

Persönlich glaube ich nicht an die teilweise horrend hoch kursierenden Zahlen über den Anteil der Soziopathen in der Bevölkerung, die mindestens jeden fünfzigsten Bürger als ausgemachten Soziopathen klassifizieren wollen. Mag sein, dass manche dieser Leute sozipathische Züge haben, aber richtige Soziopathen sind sicher seltener als man denken mag.

Ich habe aber irgendwann später festgestellt, dass ich doch persönlich eine Frau kannte, die vermutlich zumindest partiell soziopathisch war, es war mir damals nur nie aufgefallen. Charmant war sie übrigens gar nicht, eher kühl bis kalt, absolut ohne Mitleid, andere Menschen oder Tiere waren ihr komplett egal. Sie war später kleinkriminell ohne zu erröten, konnte lügen und betrügen ohne den Anflug eines schlechten Gewissens und war mir auf eine Art, die ich nie so ganz einzuordnen wusste, immer ein wenig latent unheimlich, umso älter wir wurden.

Habt ihr schon mal eine Person getroffen, von der ihr glaubt, sie sei ein Soziopath gewesen? Oder vielleicht fällt euch jemand ein, von dem ihr erst Jahre später das Gefühlt hattet, es könnte so gewesen sein?

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Woher soll ich das wissen? Nicht jeder hat seine Diagnose auf die Stirn tätowiert, und gesund ist bekanntlich nur schlecht untersucht. Außerdem entspricht "jeder fünfzigste" zwei Prozent der Bevölkerung, und das hört sich doch schon gar nicht mehr so üppig an, nicht wahr?

Natürlich kenne und kannte ich Menschen, die ich laienhaft als "ausgemachte Arschlöcher" bezeichnen würde, die nur auf ihren Vorteil bedacht sind, sich nicht in andere hineinversetzen können und in sozialer Hinsicht unfähig scheinen, aus ihren Fehlern zu lernen, seien die Konsequenzen auch noch so negativ. Aber ich würde diesen Gestalten jetzt nicht zwanghaft irgendeine Diagnose andichten, was mir ohne das nötige Fachwissen und eine gründliche Untersuchung ja auch gar nicht zusteht.

Ich weiß auch nicht, was es den Betroffenen und ihrem Umfeld nützen soll, wenn man immer gleich mit wichtig klingenden Fremdwörtern um sich wirft. Davon werden die Leute ja auch nicht erträglicher, und mein Mitgefühl bewegt sich etwa auf dem gleichen Niveau, wenn mich ein "Soziopath" aggressiv angeht, schikaniert oder mir sonstwie schadet oder einfach nur ein unsäglicher Idiot.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich spreche mir persönlich nicht die Kompetenz zu, einen Soziopathen auf den ersten Blick zu erkennen und schäme mich auch nicht, das zuzugeben. Ich bin schließlich kein Psychiater oder Psychologe, der sich beruflich mit so etwas beschäftigt und eine entsprechende Routine bei der Diagnose entwickelt hat. Dementsprechend ist es mir so ziemlich egal, ob es Soziopathen in meinem Umfeld gibt. Denn es gibt auch asoziale Menschen, die sich egozentrisch und auf andere benachteiligend und ausbeuterisch verhalten ohne dass sie direkt Soziopathen sind.

Abgesehen davon bin ich der Ansicht, dass man eine Person sehr gut kennen muss, um eine Soziopathie als Laie einigermaßen abschätzen zu können. Denn gegenüber Fremden ist doch jeder Mensch irgendwie distanziert und "kalt". Mich juckt es auch nicht, worüber sich andere Menschen aufregen oder unter welchen Krankheiten sie leiden oder was für Probleme sie haben - eben weil mich das nicht betrifft und diese Leute mir fremd sind. Das heißt aber nicht, dass ich soziopathische Tendenzen habe.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei Persönlichkeitsstörungen hat man doch eh das Problem, dass es sich eigentlich nur um krankhaft ausgeprägte Aspekte der Persönlichkeit handelt und es zudem ein großes Spektrum gibt. Deshalb schneidet man ja auch als "normaler" Mensch nicht mit 0 Punkten beim berühmten Psychopathentest ab. Und dann gibt es zwischen Soziopathie und Psychopathie und Narzissmus ja auch Überschneidungen und Mischformen und so weiter. Es ist wahrscheinlich selbst für Fachleute nicht immer einfach eine Diagnose zu stellen und für mich ohne entsprechende Ausbildung vollkommen unmöglich.

Wenn man den Zahlen glauben darf habe ich aber mit Sicherheit schon mit Menschen zu tun gehabt, die eine oder mehrere dieser Persönlichkeitsstörungen haben. Bei den Psychopathen, die mit Soziopathen ja eng verwandt sind, findet man in bestimmten Berufsgruppen auch Häufungen. Wenn man viel mit Menschen mit Leitungsfunktion im Finanzsektor zu tun hat ist die Chance einen Psychopathen zu treffen sehr viel größer als wenn man viel mit Menschen aus dem Gesundheitswesen zu tun hat. Nur die Chirurgen fallen da irgendwie raus.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Wie bereits gesagt wurde, kann man es ja Gott sei Dank niemandem ansehen, was er für psychische Probleme oder Störungen hat. Niemandem steht auf die Stirn geschrieben, dass er Psychosen hat, ein Soziopath ist oder dass er mit einer Essstörung zu kämpfen hat, die durch eine Depression ausgelöst wurde. Das kann Gott sei Dank jeder für sich behalten und man kann entscheiden, ob man es anderen Leuten mitteilt oder nicht. Hinzu kommt auch noch, dass viele Leute es auch sehr gut überspielen können, sodass man es ihnen, auch, wenn man vom Fach ist, nicht anmerken würde.

Ich kann also nicht sagen, ob ich schon mal einen Soziopathen getroffen haben. Während meiner Arbeit im Krankenhaus habe ich mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun und ich kann dementsprechend nicht sagen, ob ich da nicht schon mal auf jemanden mit der Erkrankung getroffen bin, von dem ich es vielleicht nicht wusste oder diese Person wusste es selbst noch nicht. Sicherlich gibt es auch Anzeichen dafür, aber nur, weil man ein paar davon hat, ist man noch nicht gleich ein Soziopath.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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