Habt ihr euer Verhaltensmuster schon grundlegend geändert?

Ich kenne einige Menschen, die es tatsächlich geschafft haben, sich von Grund auf zu ändern. Ein Bekannter von mir hat beispielsweise jahrelang extrem viel gearbeitet und hatte auch in seiner Freizeit immer sehr viel Stress, weil er einfach ein sehr nervöser Mensch war, der sehr schnell in Rage geriet und auch schnell aufbrausend war.

Nachdem er dann aber einen Herzinfarkt hatte, bemerkte er, dass es so nicht weiter gehen konnte. Nun ist er jedenfalls tiefenentspannt und reagiert immer völlig gelassen, wenn etwas nicht so passiert, wie er es wollte oder geplant hatte. Habt ihr euer Verhaltensmuster schon einmal grundlegend geändert und denkt ihr, dass das tatsächlich so einfach geht? Was hat euch dazu veranlasst und bewegt, euer Verhaltensmuster zu ändern?

Einige Verhaltensmuster sind bei mir verschwunden, weil ich mehr drauf geachtet habe, diese nicht mehr zu machen! Ich war damals immer mehrmals alles am Kontrollieren! Das war der blanke Horror und ich habe mich damit immer selbst verrückt gemacht.

Auch wenn ich jetzt aus unserem Laden gehe und abschließe, gehe ich meistens nicht noch mal zurück, wenn ich mir vielleicht doch nicht sicher bin. Bisher ist nie was passiert und wenn ich noch mal gucke, nur wenn ich von anderen abgelenkt wurde, dann verpasse ich meistens die Bahn und habe mehr Stress.

Ansonsten bemerke ich immer wieder verschiedene Macken und Muster und versuche diese, wenn ich merke, sie nerven mich, abzuschalten. Zum Beispiel wackel ich gerne mit den Füßen, wenn ich länger sitze. Das wirkt für manche nervös und mich nervt es auch. Ist mir gerade wieder bewusst geworden und ich habe damit aufgehört. Wenn ich das noch öfter mache, dann werde ich es auch abschalten und chilliger werden. Einige Zwänge zu beseitigen, kann echt gut helfen, besser durch das Leben zu gehen!

Also ich muss sagen, dass ich ständig an mir arbeite. Früher trieb ich keinen Sport und achtete nicht so gut auf meine Gesundheit, meine Zähne und meine Ernährung. Mittlerweile habe ich aber ein Kind und auch eine Vorbildwirkung. Ich denke, dass mich das dazu bewogen hat, mich gesünder zu ernähren, weil ich ja auch gesund kochen muss. Mir die Zähne gründlich mit Zahnseide zu putzen, damit ich keine Karies bekomme, und wenn es geht jeden oder jeden zweiten Tag eine halbe Stunde Sport zu treiben.

Zur Zeit mag ich mich eigentlich so, wie ich bin, das einzige was ich noch ändern muss, ist, dass ich immer alles negativ sehe und oft Dinge schlimmer erwarte, als sie kommen. Ich bin dann zwar immer positiv überrascht, wenn es dann doch nicht so schlimm kommt, aber die Zeit bis dahin, mache ich mich total fertig. Ich muss also noch lernen, positiver zu denken.

Auch glaube ich, dass man gewisse Verhaltensmuster auch ändert oder ablegt, je älter man wird. Man wird gelassener, geduldiger und legt sich ein dickeres Fell zu. Auch selbstbewusster wird man, meiner Erfahrung nach mit dem Alter.

Ich habe schon gezielt mehrere Verhaltensweisen abgelegt, weil ich durch meinen Partner gemerkt habe, dass sie mir auf Dauer gar nicht gut tun. Das habe ich aber freiwillig getan und er hat mich nicht dazu "gezwungen" oder so.

Ein Beispiel ist mein Perfektionismus. Ich bin in einer stark leistungsorientierten Familie groß geworden und mir wurde immer eingetrichtert, dass ich nur dann liebenswert bin, wenn ich "perfekt" bin und "perfekte" Leistung erbringe. Selbst bei einer 1 - in einer Klassenarbeit wurde ich fertig gemacht, warum ich nicht die volle Punktzahl geholt hatte, dabei war das ein Fach, in dem ich sonst immer nur Vieren geschrieben hatte und überhaupt nicht wirklich zurecht gekommen bin bis auf dieses eine Mal. Besonders aufbauend ist so ein kritiksüchtiges Verhalten dann nicht gerade.

Auf jeden Fall trieb mich dieser Erziehungsstil dazu, dass ich immer alles perfekt machen wollte, weil ich nur dann das Gefühl hatte, nur Ansatzweise so etwas wie Liebe verdient zu haben. Das führte dann dazu, dass ich schon einen Heulkrampf bekommen habe, wenn ich meinem Freund Waffeln machen wollte und diese nicht so ausgesehen haben, wie ich das haben wollte.

Ich habe mich selbst einfach viel zu sehr unter Druck gesetzt und das tat mir gesundheitlich nicht besonders gut. Mittlerweile habe ich das erkannt und weitestgehend abgestellt. Ich flippe nicht mehr wegen so etwas aus und es nimmt mich nicht mehr mit. Mittlerweile kann ich sogar darüber lachen, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingt. Das war vor knapp 3 Jahren noch undenkbar.

Ich bin mittlerweile viel entspannter, gelassener und nehme mir viele Sachen nicht mehr so zu Herzen wie das früher mal war. Das heißt nicht, dass dieser Prozess schon abgeschlossen ist, das keinesfalls. Ich arbeite noch dran, aber da ich schon so viel geschafft habe, wird mir das andere auch noch gelingen. Ich ändere ja nicht meine ganze Persönlichkeit, sondern optimiere nur ein paar Reaktionen auf Situationen und Verhaltensweisen.