Habt ihr euer Umweltbewusstsein geändert?

vom 10.01.2020, 13:31 Uhr

Das Thema Umweltschutz ist ja schon seit Jahrzehnten ein großes Thema, aber in den letzten Jahren war es finde ich besonders stark. Auch in den Medien wird hier finde ich sehr viel getan.

Nun würde mich interessieren, ob und in welchen Bereichen bei euch in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden hat. Seid ihr nun in manchen Bereichen umweltbewusster? In welchen Bereichen ist das? Oder lassen euch all diese Diskussionen kalt und ihr habt diesbezüglich in den letzten Jahren gar nichts geändert?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bei mir hat vieles, was ich in den letzten Jahren geändert habe, primär gar nichts mit Umweltbewusstsein zu tun gehabt, ist aber trotzdem umweltfreundlicher. Was für mich ein Beweis ist, dass unser Wirtschaftssystem und Konsumverhalten nicht nur für die Umwelt ein Problem darstellen.

Nehmen wir zum Beispiel den Bereich Ernährung. Als ich mitbekommen habe wie wenig die Erzeuger von den großen Konzernen für die Lebensmittel bekommen habe ich angefangen nach Alternativen zu schauen. Für mich fühlt es sich total ungerecht an, dass die Leute, die am meisten Arbeit mit meinem Essen haben, gerade so über die Runden kommen während die großen Lebensmittelkonzernen Milliarden Umsatz machen. Aber regional und direkt beim Erzeuger zu kaufen ist eben auch umweltfreundlicher.

Dann habe ich auch keine Lust Mikroplastik, Weichmacher und Co. zu mir zu nehmen und ich möchte auch keine Kleidungsstücke mehr haben, die kaum ein Jahr durchhalten. Im Falle von billigen T-Shirts reicht teilweise schon eine Wäsche damit sich die Nähte verziehen. Beides reduziert Müll und ist somit auch gut für die Umwelt.

Ich kann so spontan echt nicht sagen, was ich nur rein aus Umweltschutzgründen machen und was sonst keinerlei Mehrwert für mich hat. Nicht mal Müll trennen, denn wenn ich das nicht ordentlich mache muss ich mehr bezahlen. Und der Ökostrom und die Ökobank sind nicht teurer als meine alten Tarife.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Mein "Umweltbewusstsein" wurde in den 1980ern und 90ern geformt, als mir zuerst die "Sendung mit der Maus" die Vor- und Nachteile von Atomkraft und der Verwendung von Erdöl für so ziemlich alles vor Augen geführt hat, bevor Medien und Schulbücher mit Ozonloch, Treibhauseffekt, Ausbreitung der Wüsten und Abschmelzen der Polkappen meinem jugendlichen Selbst schlaflose Nächte bereitet haben. Und kaum 25 Jahre, nachdem all diese Erkenntnisse in jedem Erdkundebuch der Mittelstufe zu finden waren, fängt sich zaghaft an, ein Umdenken zu regen. Immerhin.

Müll zu trennen, generell sparsam mit Ressourcen umzugehen, keinen Abfall in die Natur zu werfen und Eier und Milch vom Bauern aus der Nachbarschaft zu kaufen, war und ist selbstverständlich und in dieser Hinsicht habe ich mich auch immer bemüht, keine allzu große Umweltsau zu sein. Was mir in meiner Kindheit und Jugend jedoch nie vermittelt wurde war, dass es tatsächlich auf den Einzelnen ankommt. Das mag an meinem fatalistischen Elternhaus gelegen haben, an dem Kleinstadt-Muff meines Aufwachsens oder der Gudrun-Pausewang-Wirwerdenallesterben-Romantik, die die damalige Pädagogik geprägt hat. Aber ich musste wirklich solide erwachsen werden, um zu begreifen, dass es wirklich einen Unterschied macht, ob, wo, wie und was ich konsumiere und wie ich heize, mich fortbewege und mich amüsiere.

Ich kann also sagen, dass sich mein Umweltbewusstsein dahingehend verändert hat, dass ich die lähmende Resignation meiner Jugend dabei bin abzuschütteln und versuche, zumindest in den mir bleibenden Jahrzehnten noch ein bisschen beim Aufräumen zu helfen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Bei mir hat vieles, was ich in den letzten Jahren geändert habe, primär gar nichts mit Umweltbewusstsein zu tun gehabt, ist aber trotzdem umweltfreundlicher. Was für mich ein Beweis ist, dass unser Wirtschaftssystem und Konsumverhalten nicht nur für die Umwelt ein Problem darstellen.

Nehmen wir zum Beispiel den Bereich Ernährung. Als ich mitbekommen habe wie wenig die Erzeuger von den großen Konzernen für die Lebensmittel bekommen habe ich angefangen nach Alternativen zu schauen. Für mich fühlt es sich total ungerecht an, dass die Leute, die am meisten Arbeit mit meinem Essen haben, gerade so über die Runden kommen während die großen Lebensmittelkonzernen Milliarden Umsatz machen. Aber regional und direkt beim Erzeuger zu kaufen ist eben auch umweltfreundlicher.

Aber was genau hat das jetzt mit unserem Wirtschaftssystem zu tun? Eigentlich doch gar nichts, weil doch nicht unser Wirtschaftssystem dazu geführt hast, dass du umdenkst, sondern eigentlich eher deine Kritik am System. Das Wirtschaftssystem beruht doch darauf, entweder möglichst viel Geld zu verdienen (das machen in dem Fall die großen Konzerne) oder möglichst wenig auszugeben (das macht der Verbraucher). In deinem Fall verdienen jetzt weder die großen Konzerne mehr, noch gehst du billiger einkaufen. Gemäß unseres Wirtschaftssystems müssten die lokalen Erzeuger eigentlich aussterben.

Trotzdem finde ich es gut was du machst. Aber du machst das ja aus einem eher altruistischen, inneren Antrieb. Du nimmst in Kauf womöglich nicht das billigste Produkt zu kaufen und damit den Erzeugern etwas Gutes zu tun. Und so machen wir es auch immer mehr. Zwar fahre ich jetzt nicht jedes Wochenende zum Bauern. Aber wir kaufen schon mehr und mehr regionale Produkte und geben dann eben auch mal ein paar Cent mehr dafür aus.

Aber ansonsten habe ich schon ein wenig mein Umweltbewusstsein angepasst war. Als Jugendlicher und junger Erwachsener war mir das bis vor 10 Jahren zwar nicht so richtig egal, aber da hatte ich doch eher die Einstellung, dass sich da schon irgendwer anderes darum kümmern wird. Mittlerweile schauen wir schon, dass wir weniger Verpackung kaufen, lieber Papier, statt Plastik. Auch versuche ich doch eher mal unnötige Autofahrten zu vermeiden und wir haben unseren Strom auf Ökostrom umgestellt.

Klar ich weiß, jetzt kommen gleich ganz viele Klugscheißer, die mir erzählen, dass ich deswegen nicht zwingend Ökostrom verbrauche, aber dafür wird er erzeugt, egal wer den nun bekommt. Und ja das kostet halt doch ein paar Euro mehr auch wenn Cloudy was anderes behauptet. Aber teurer ist dann doch, wenn man beim gleichen Anbieter die Tarife vergleicht. Aber wenn ich schaue, wie viele Leute einfach gar nicht vergleichen, fahre ich am Ende mit meinem Ökotarif, wo ich schon vergleiche besser.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Klehmchen hat geschrieben:Aber was genau hat das jetzt mit unserem Wirtschaftssystem zu tun?

Was ich damit meine ist einfach, dass unser Wirtschaftssystem, das auf Konsum basiert und von einer ständigen Wachstumssteigerung abhängig ist, ganz viele Probleme produziert. Also nicht nur die Umweltprobleme, um die es hier ja geht, sondern auch die Existenz von kleinen Produzenten bedroht, zu schlechten Arbeitsbedingungen bis hin zu Kinderarbeit führt und so weiter.

Und letztendlich leidet der Endverbraucher auch unter dem System weil sich der Gewinn irgendwann halt nur noch auf Kosten der Qualität steigern lässt. Wenn man den Textilarbeiterinnen nicht noch weniger bezahlen kann weil sie dann verhungern würden, was sich ganz schlecht auf das Arbeitstempo auswirkt, nimmt man eben den Stoff mit geringerer Fadendichte oder den Plastikreißverschluss.
Und ja das kostet halt doch ein paar Euro mehr auch wenn Cloudy was anderes behauptet.

Ich habe nur gesagt, dass es für mich persönlich nicht teurer wurde. Ich habe von einem überregionalen Anbieter zurück zu einem regionalen Anbieter (mit Ökostromtarif) gewechselt und kann deshalb nicht sagen wie das im Rest des Landes aussieht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Ich habe nur gesagt, dass es für mich persönlich nicht teurer wurde. Ich habe von einem überregionalen Anbieter zurück zu einem regionalen Anbieter (mit Ökostromtarif) gewechselt und kann deshalb nicht sagen wie das im Rest des Landes aussieht.

So ähnlich haben wir auch gewechselt, wobei ich noch immer bei einem großen überregionalen Stromerzeuger bin. Aber wie schon oben gesagt bist du nicht beim gleichen Anbieter geblieben, sondern hast diesen gleich mit gewechselt. Bei den gleichen Anbietern kostet Ökostrom in aller Regel immer mehr, wenn man Tarife vergleicht. Trotzdem schlagen günstige und dennoch seriöse Anbieter mit guten Ökostromtarifen noch immer nahezu alle lokalen Grundversorger. Da kann man also sowohl selber etwas Geld sparen als auch etwas für die Umwelt tun, wenn man die Ersparnis nicht bis zum letzten Cent ausquetschen will.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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