Habt ihr euch wegen Corona eingedeckt?
Ich war heute einkaufen und bin echt erschrocken wie leer die Regale sind. Scheinbar stellen sich viele auf Corona ein und machen Hamsterkäufe. Ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht wie ich eine so lange Zeit die Vorbereitung treffen müsste. Was sollte man das alles kaufen was länger hält? Oder haltet ihr das für übertrieben? Habt ihr euch vorsorglich eingedeckt oder haltet ihr es für übertrieben?
Vorbereitungen für was für eine lange Zeit genau? Ich habe letzte Woche mehrere Geschäfte aufsuchen müssen um Toilettenpapier zu kaufen und als ich heute bei Aldi war - eines der Geschäfte, das letzte Woche kein Toilettenpapier hatte - gab es dort wieder welches. Diese "lange Zeit" habe ich problemlos mit meinem Toilettenpapier überstanden.
Natürlich wird es ein paar Tage dauern bis die Regale wieder gefüllt sind, aber das ist doch kein Grund in Panik zu verfallen, vor allem wenn man eine ganze Menge Geschäfte in der Stadt hat. Ich habe Verwandte, die den Zustand mit den leer gekauften Geschäften regelmäßig mitmachen (weil Hurrikan Saison) und die manchmal tatsächlich für kurze Zeit von der Versorgung abgeschnitten sind (weil Hurrikan) und da ist noch niemand verhungert. Oder an Toilettenpapiermangel gestorben.
Nein, ich habe mich bisher nicht zu Hamsterkäufen hinreißen lassen und kann über die unzähligen Posts auf Social Networks und den Live-Anblick von leergefegten Regalen im Supermarkt aktuell nur den Kopf schütteln. Meiner Meinung nach ist das eine völlige Überreaktion in der momentanen Situation und stiftet mehr Panik, als dass es einen realen Sinn und Zweck erfüllt.
Tatsächlich habe ich aufgrund der Tatsache, dass ich auf der Arbeit eine umfangreiche Verpflegung genieße, zuhause nur noch ein Minimum an Vorräten, das meinem Partner und mir wohl keine ganze Woche reichen würde. Trotzdem renne ich nicht wie ein kopfloses Huhn in den nächsten Aldi und kaufe dem gesamten Landkreis das Klopapier weg, zumal ich mich davon im Notfall auch nicht ernähren kann und dann wohl sowieso andere Prioritäten als meine Toilettenhygiene hätte.
Ich denke, dass man im Fall der Fälle tatsächlich mit deutlich weniger auskommen würde, als man denkt. Ohne Nahrung kann ein Mensch recht lange überleben, solange er genug zum Trinken hat. Wasser gibt es aus dem Hahn, und einen Basisvorrat an Nudeln, Reis, Haferflocken und Brot hat man in der Regel auch zuhause. Sollte ein offizieller Aufruf erfolgen, sich für den Katastrophenfall zu rüsten, dann würde ich diesem zwar Folge leisten, aber bis dahin werde ich meine Kaufgewohnheiten nicht auf Kosten anderer ändern.
Wer wirklich das Bedürfnis hat, systematisch Vorräte für den Krisenfall anzulegen, der sollte sich nicht blindlings in unstrukturierte Panikkäufe stürzen, sondern sich an den Empfehlungen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe orientieren. Auf der Seite ist, neben vor allem praktisch orientierten Tipps zum Aufbau eines Vorratslagers auch eine Checkliste verfügbar, die über Lebensmittelvorräte hinaus den generellen Notfallbedarf und notwendige Sicherheitsvorkehrungen erfasst.
Ich habe mich hauptsächlich deswegen mit Lebensmittel für ungefähr zwei Wochen versorgt, falls ich doch in häusliche Quarantäne muss. Irgendwie muss man dann ja die zwei Wochen überleben, und Einkaufen scheint ja währenddessen nicht erlaubt zu sein. Wobei ich weitgehend haltbare Sachen gekauft habe, die auf die Dauer auch nicht super gesund sein dürften. Ich denke, dass ich nach zwei Wochen in häuslicher Isolation zunächst einmal Erholung brauchen würde.
Womit denn? Und vor allem: Warum? Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich selber zwei Wochen wegsperren muss, ist trotz täglichem Keimbad in Bus und Bahn nach wie vor ziemlich gering. Und selbst in Italien dürfen die Leute noch zum Einkaufen, und die Versorgung mit Lebensmitteln ist nach wie vor garantiert.
Im allerschlimmsten Fall müsste ich tatsächlich meine Schwester oder einen Bekannten ausnahmsweise um Hilfe anhauen, damit mir ein Einkauf vor die Tür gestellt wird. Das wäre mir zwar arg, aber dieses Restrisiko gehe ich lieber ein als mit Hamsterkäufen meine Wohnung vollzustellen und den anderen Kunden, die weniger mobil sind als ich, die Regale leer zu kaufen. Das ist nicht nur hirnverbrannt, sondern auch unsolidarisch zur Oma von nebenan, die eben nicht den ganzen Landkreis nach Teigwaren abgrasen kann, sondern auf den kleinen Edeka in Laufreichweite angewiesen ist.
Und falls in einem postapokalyptischen Szenario tatsächlich die Versorgung zusammenbrechen würde, wären mir Nudeln auch keine Hilfe. Dann käme es nämlich ziemlich schnell zu Plünderungen und Überfällen, und ich hätte viel eher ein Problem damit, weder Schusswaffen noch Munition zur Hand zu haben. Mit Klopapierrollen könnte ich werfen, aber das wär's auch schon.
Gerbera hat geschrieben:Womit denn? Und vor allem: Warum? Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich selber zwei Wochen wegsperren muss, ist trotz täglichem Keimbad in Bus und Bahn nach wie vor ziemlich gering.
Naja, diese häusliche Isolation wird ja nicht nur dann angeordnet, wenn man sich selbst infiziert hat, sondern wenn man als Kontaktperson 1. oder 2. Grades identifiziert wurde. Dafür reicht es schon aus, wenn einer meiner Kollegen als infiziert gemeldet werden sollte, dann müssten wir wohl alle in häusliche Quarantäne, soweit ich das verstanden habe. Alles in allem erscheint mir das nicht so unwahrscheinlich, zumal ich in den letzten Tagen schon von Fällen von häuslicher Quarantäne im Bekanntenkreis gehört habe.
lascar hat geschrieben:Naja, diese häusliche Isolation wird ja nicht nur dann angeordnet, wenn man sich selbst infiziert hat, sondern wenn man als Kontaktperson 1. oder 2. Grades identifiziert wurde.
Stimmt schon, aber dafür muss man mich erst mal identifizieren. Ich nehme die Sache schon ernst, aber ich habe in meinem Alltag wirklich die beiden Extreme: Keimbad in der U-Bahn oder Kontakt mit maximal fünf Leuten, die allesamt locker zwei Meter Abstand halten und mit Namen und Adresse bekannt sind.
Sprich, ich könnte schon längst eine "Kontaktperson" sein, alleine auf Grund der 150 Fremden, die tagtäglich mit mir auf engstem Raum vor sich hin schnaufen. Aber wie will man das nachvollziehen? Bei mir müsste schon der Zufall gewaltig nachhelfen, was ich natürlich nicht ausschließen kann. Aber genauso gut könnte ich mir das Bein brechen und wochenlang ans Haus gefesselt sein. Da müsste ich schließlich auch eine Lösung finden.
Unsere Tageszeitung weißt heute extra darauf hin, dass für Menschen in Quarantäne die Versorgung mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Medikamenten und so weiter sicher gestellt ist. Sprich, wenn du kein soziales Umfeld hast oder was wahrscheinlicher ist, wenn dein soziales Umfeld ebenfalls betroffen ist, gibt es diverse soziale Einrichtungen, die für dich einkaufen gehen können. Die werden den Einkauf dann wahrscheinlich vor die Tür stellen.
Ich hätte aber wohl selbst ohne Hamsterkäufe Lebensmittel für zwei Wochen oder mehr zu Hause. Wenn ich Brot backe oder Nudeln mache, mache ich immer mehr als wir aktuell brauchen damit sich der Aufwand lohnt und der Rest landet dann im Gefrierschrank. Das frische Obst und Gemüse würde natürlich keine zwei Wochen reichen und das ist eigentlich meine Hauptnahrung, aber das Problem haben die Hamsterkäufer ja auch.
Wir haben uns ein paar Konserven und auch Nudeln gekauft, damit wir wenn der Kühlschrank leer wird noch für ein paar Tage etwas haben. Zumal man die Sachen ja auch essen kann, wenn wir in vier Wochen sehen, dass wir keinen Notvorrat brauchen.
Dabei habe ich recht nüchtern überlegt, dass sowohl meine Frau als auch ich in Hochrisikoeinrichtungen arbeiten und schnell mal in Kontakt mir Infizierten geraten können und bei uns beiden wäre das auch schnell ermittelbar. So dass selbst, wenn wir uns nicht infizieren durchaus mal eine häusliche Quarantäne angeordnet werden könnte.
Man muss halt einfach ein wenig versuchen das Risiko abzuschätzen. Dabei geht es ja in erster Linie noch nicht einmal darum, dass man sich zwingend selber infiziert und dann auch noch krank wird. Das Risiko ist ja noch für den Einzelnen relativ gering. Aber es reichen ja eben schon Verdachtsfälle und ganz schnell kann mal ein Betrieb oder eine Schule für ein paar Tage zu gemacht werden. Von daher denke ich schon, dass es zumindest bei Berufen, wo man Kontakt mit vielen Kranken hat wie im Gesundheitswesen oder wer jetzt in Schulen arbeitet, wo mal ganz schnell unter hunderten Kindern eines dabei sein kann, was nach einem Italienurlaub plötzlich hustet. Und dann sitzt man auch gesund womöglich schneller zu Hause als man denkt.
Da ich aber auch davon ausgehe, dass sich zumindest die Lebensmittelversorgung schon irgendwie finden wird und mit Sicherheit die Supermärkte nicht abgeriegelt werden, braucht man jetzt keinen Notvorrat für etliche Monate. Selbst in Italien können die Menschen unter gewissen Auflagen ja auch noch einkaufen gehen.
Ich glaube nicht, dass es hierbei nur um Quarantäne-Vorsorge geht, sondern dass viele Menschen, die es sich erlauben können, zurzeit lieber möglichst wenig unter Menschen gehen und sich einigeln. Hier im Nachbarort gibt es bereits 5 Fälle, vorgestern waren es nur zwei; eigentlich nur eine Zeitfrage, bis es auch hier vor Ort auftritt. Insofern verstehe ich das ganz gut, leider kann ich mir keine Vorräte für Wochen leisten.
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