Habt ihr euch schon einmal Gefühle für jemanden eingeredet?

Die Schwester meiner Freundin war einige Wochen mit ihrem ersten Freund zusammen, wobei die Beziehung nun in die Brüche ging, wie mir meine Freundin erzählt hatte. Der Freund der Schwester soll Schluss gemacht haben. Grund dafür sei, dass er sich die Gefühle für sie nur eingeredet habe - das meinte er zumindest selbst. Er solle sich von Anfang an nicht sicher gewesen sein, ob er die Beziehung eingehen wollte, wobei er sich wohl doch Gefühle einredete, als er bemerkte, wie viel die Schwester meiner Freundin für ihn empfand. Nun sei er sich dessen erst richtig bewusst geworden.

Ich finde die Geschichte ehrlich gesagt selbst ein wenig merkwürdig. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie man sich quasi selbst veralbern kann, indem man sich selbst Gefühle für eine Person einredet. Ich kenne das von mir gar nicht und habe so etwas auch noch nie gehört.

Habt ihr euch schon einmal Gefühle für jemanden eingeredet? Meint ihr, dass das überhaupt geht oder war das wohl nur eine faule Ausrede von dem Freund?

Bislang ist es mir noch nie so ergangen, dass ich mir Gefühle für jemanden eingeredet hätte. Vielmehr war es bei mir wohl der Fall, dass ich mir versucht hatte, Gefühle auszureden. Weil ich vom logischen Denken her viel zu viele Unpässlichkeiten gesehen hatte, war ich der Meinung, dass ich keine Gefühle haben dürfte und deswegen auch nicht könnte. Obwohl alle um mich herum gesehen haben, dass da mehr sei, habe ich mich dagegen gewehrt und gemeint, dass sie im Unrecht seien - schließlich müsste ich es ja selbst am besten wissen. Später fiel mir aber auf, dass ich meine Gefühle nicht mehr leugnen konnte und diese schon länger da waren, als ich mir längst eingestehen wollte.

Vielleicht funktioniert das Ganze auch umgekehrt? Ich würde es nicht gänzlich ausschließen, auch, wenn es tatsächlich als Ausrede missbraucht werden könnte. Schließlich kann es ja sein, dass sich zwei Personen auf platonischer Ebene gut verstehen und in ihre freundschaftliche Beziehung Gefühle hinein interpretieren, welche noch gar keine sind. Vor allem, wenn eine der beiden sich in die andere verliebt hat. Aufgrund ihrer Freundschaft könnte es sein, dass sich die zweite Person quasi unter Zugzwang sieht, der ersten eine richtige Beziehung nicht zu versagen.

Wenn nun diese Person ihr Empfinden unter Einfluss dieses Gesichtspunkts falsch deutet, so kann es vermutlich schon dazu kommen, dass sie einen Versuch startet, aber schnell bemerkt, dass sie sich darin getäuscht hat und dann ist es besser, die Beziehung zu lösen, wenn mindestens eine Person darin unglücklich ist. Auch, wenn es hart für die zweite ist.

Man kann sich durchaus Gefühle für jemanden einreden, das habe ich auch mal erlebt, schon spannend wie man seinen Körper beeinflussen kann. Jedoch sollte man das tunlichst unterlassen, denn solche Beziehungen halten niemals, wie man an dem Beispiel sieht, dann doch lieber noch abwarten oder ablehnen, als so. Ist sicher für den anderen Partner angenehmer.

Ich kenne das eher so, dass man sich Gefühle ausredet, weil sie gegen die Logik sprechen. Oder eben hinterher nach einer Trennung behauptet, dass man sich nie wirklich geliebt hat um mit dem Trennungsschmerz besser klar zu kommen.

Was ich auch schon erlebt habe ist, dass man dem Partner Gefühle einredet. So ist das nämlich einer Freundin von mir passiert. Sie hat sich in der Oberstufe gezielt für einen jungen Mann interessiert, hat viel Zeit mit ihm verbracht und ihm quasi "eingeredet", dass er sie doch mögen würde und dass es für eine Beziehung reichen würde. Die beiden waren dann irgendwann auch ein Paar, wobei er auf mich immer so wirkte, als ob er nicht ganz hinter der Beziehung stehen würde, so als hätte er keine wirklichen aufrichtigen Gefühle für sie.

Es kam wie es kommen musste, die beiden machten den Abschluss und studierten dann an verschiedenen Unis, wobei er dann nach drei Jahren oder so Schluss gemacht hatte. Das kam für sie total überraschend, für mich jedoch überhaupt nicht, schließlich hatte ich die beiden zusammen lange genug beobachtet und schon früh gemerkt, dass da irgendwas nicht ganz "koscher" ist.