Habt ihr eher Lob oder Kritik für euch selber

Ich muss zugeben, dass es mir schon schwer fällt mich selbst zu loben. Ich kritisiere eher dass, was ich mache oder wofür sich andere vielleicht loben würden. Lob ihr euch eher selbst oder kritisiert ihr euch eher? Wann ist Lob für euch selbst, eurer Meinung nach, angebracht und wann nun doch die Kritik? Oder fällt euch Eigenlob auch so schwer?

Ich lobe mich eher selten selbst. Manchmal empfinde ich schon Eigenlob, wenn ich eine schwierige Situation gut gemeistert habe. Das passiert oft, wenn Reisen schiefgehen und ich mich mit den Versicherungen, den Fluglinien oder den Reedereien herumplagen muss. Meistens steige ich aber so aus, dass ich noch ein finanzielles Plus aus dem Schaden herausholen kann.

Traditionell bin ich mir selber gegenüber auch sehr schnell mit Kritik und "Wie kann man nur so blöd sein?" bei der Hand, auch weil mir im Elternhaus vermittelt wurde, dass es kaum etwas Schlimmeres gebe, als auch mal zufrieden mit der eigenen Leistung oder stolz auf sich zu sein. Das gute, alte "Eigenlob stinkt" eben, aber mittlerweile halte ich diese Auffassung für veraltet, um nicht zu sagen, schädlich.

Schließlich gibt es einen Mittelweg, bei dem man nicht gerade vor Selbstgerechtigkeit und Überheblichkeit strotzt, aber sich auch nicht für jede Kleinigkeit abwatscht, als würde gleich die Welt untergehen, weil man etwas verlegt/verloren/vergessen hat. Ich denke mir immer: Wenn andere Leute, z.B. ein Freund oder eine Arbeitskollegin diesen dummen Fehler gemacht hätten, würdest du dann auch so hart mit ihnen ins Gericht gehen wie mit dir selber?

Und welche positiven Auswirkungen ein Lob hat, weiß schließlich auch jeder. Wieso sollte ich also die positiven Rückmeldungen meiner Umwelt vorbehalten und für mich selber nur Kritik übrig haben? Damit macht man sich langfristig nur selber unglücklich und demotiviert sich auch.

Ich muss auch sagen, dass ich mich nur selten mal selber lobe. Sicher denke ich mir auch schon mal, dass ich etwas gut gemacht habe, aber in aller Regel gehe ich über solche Dinge dann schneller hinweg und wenn ich mich selber für etwas kritisiere, dann bleibt mir die Situation doch schon länger im Kopf. Eigentlich finde ich das aber ziemlich schade und ich würde mich gerne öfter selber loben, weil ich auch nicht unbedingt finde, dass das direkt etwas schlimmes ist.

Ich denke, das liegt daran, weil man so erzogen worden ist. "Eigenlob stinkt", so heißt ja ein altes Sprichwort. Und jemand, der sich gerne selber lobt, wird ja oft auch gleich als eingebildet angesehen. Natürlich, wenn es niemand mit bekommt, dann kann man das schon machen.

Aber ich denke, dass das sogar ein Teil des Selbstwertgefühls ausmacht, dass man sich selber loben kann. Man sollte sich sogar jeden Morgen im Spiegel betrachten und sich schöne Dinge sagen, um das Selbstwertgefühl aufzupeppen. Das hilft und man geht anders in den Tag, hat eine gute Ausstrahlung und bekommt dann automatisch auch von den Mitmenschen Komplimente.

Wenn man sich aber dauernd selber kritisiert und herab wertet, das auch noch vor anderen macht, dann beginnen andere auch ein schlechtes Bild von einem zu haben. Das Negative bleibt leider immer mehr hängen wie das positive. Das ist dasselbe mit dem positiven und negativen Verhalten.

Ich selber mache beides. Aber beides immer nur mit mir selber und vor mir selber. Vor den anderen würde ich mich weder selber loben noch selber kritisieren. Wenn etwas nicht läuft, dann sage ich einfach, dass ich einen schlechten Tag habe. Ich würde aber niemals sagen, dass ich etwas falsch gemacht habe oder ähnliches.