Habt ihr berufliches Mobbing erlebt und was habt ihr getan?
Heutzutage kann man gegen Mobbing ja durchaus vorgehen. Ein Arbeitgeber sollte sich darum kümmern. Dennoch ist das nicht immer so leicht. In meinem Bekanntenkreis gibt es so einen Fall von beruflichem Mobbing und da sind wirklich viele Leute freiwillig gegangen. Meinen Bekannten betrifft das selber nicht, aber er bekommt es von Kollegen mit und diese wollen sich aber nicht wehren, weil sie Angst haben. Habt ihr schon mal so einen Fall erlebt und wie habt ihr gehandelt?
Vor allem finde ich es immer schwierig, hier eine allgemeine Antwort zu finden. Nicht nur, dass es in jedem Betrieb unterschiedlich gehandhabt wird, sondern auch, dass das Mobbing für jeden Menschen an einer anderen Stelle anfängt und jeder ein anderes Level hat, wenn es darum geht, was man “aushalten” kann. Was für den einen noch Sticheleien sein können, kann der Nächste dann schon als Mobbing empfinden.
Allgemein ist es immer ratsam, dass man erst mit den Kollegen spricht. Vor allem dann, wenn man noch eine Weile zusammenarbeiten muss, dann möchte man, dass es nicht noch weitere Streits gibt. Man kann die Person, von der man sich gemocht fühlt, erstmal zur Seite nehmen und ihr sagen, dass man das Verhalten von ihr nicht in Ordnung findet und sich dadurch gekränkt fühlt. Vielleicht war es der anderen Person gar nicht bewusst, dass sie einen verletzt? Falls es ihr egal ist, dann kann man immer noch einen Schritt weiter gehen und mit der nächsthöheren Ebene Kontakt aufnehmen, im Krankenhaus wäre es dann die Stationsleitung. Da diese einem aber auch empfehlen wird erstmal ein persönliches Gespräch mit dem entsprechenden Mitarbeiter zu suchen, macht es Sinn, wenn man dies bereits getan hat.
Ansonsten ist es so, dass jeder Betrieb einen Personalrat hat. Wenn man also von seiner Leitung keine Hilfe bekommen hat, dann kann man sich eben an diesen Personalrat wenden. Er ist unter Anderem dafür da, dass in einer solchen Situation Lösungen gefunden werden und kann eventuell auch weitere Maßnahmen einleiten, zum Beispiel eine Versetzung oder entsprechende Sanktionen. Das ist von Fall zu Fall abhängig und eben auch davon, was der Betrieb hergibt.
Ich selbst wurde auf der Arbeit noch nicht konkret gemobbt und hoffe auch, dass es so bleibt. Auf meiner ersten Station nach der Ausbildung wurde fies über mich hergezogen von manchen Kollegen, aber ich habe mitbekommen, dass es im gesamten Team leider so lief und habe mich darüber nicht aufgeregt, weil dort jeder über jeden so gesprochen hat. Ich habe mich einfach zurückgehalten und mir meinen Teil gedacht, während ich meine Arbeit erledigt habe. Mir war das recht egal.
Auch bei der jetzigen Zeitarbeitsfirma nehme ich es mir nicht zu Herzen, wenn jemand schlecht über mich redet. Solange die Person meine Arbeit nicht beeinflusst und ich trotzdem alles zu meiner Zufriedenheit und zu der Zufriedenheit des Chefs erledigen kann, kümmere ich mich darum nicht, weil es mir einfach zu nervig ist und ich dort eher drüber stehe. Ich habe keine Lust meine Zeit in so kindliche Auseinandersetzungen zu investieren. Wenn es jedoch meine Arbeitsleistung beeinflusst oder ich dadurch in einem schlechteren Licht gegenüber meinen Vorgesetzten dastehe, dann würde ich mich schon um weitere Schritte kümmern.
Ja, ich wurde selber gemobbt, als ich nach meinem Studium als Neueinsteigerin ohne Einweisung oder Warnung in einer Abteilung ausgesetzt wurde, die von einer absoluten Furie regiert wurde. Das ist schon etliche Jahre her, aber im Endeffekt gibt es meiner Erfahrung nach zwei mögliche Ausgänge: Entweder der Arbeitgeber greift wirklich hart durch, mit Abmahnungen bis hin zur Kündigung und tritt die Mobber so lange in den Hintern, bis sie sich zusammenreißen oder genervt hinschmeißen. Oder die Mobbingopfer gehen entweder psychisch oder gesundheitlich in die Knie oder suchen sich einen neuen Job, was ja je nach Branche auch nicht immer so einfach ist.
Und der Arbeitgeber geht ebenfalls nach meiner Erfahrung den Weg des geringsten Widerstandes. Mobbing ist oft perfide und hinterhältig und kann leicht weggelogen, ignoriert und als kulturelle oder charakterliche Unterschiede heruntergespielt werden. Und solange es einfacher ist, den ganzen Zirkus zu ignorieren, passiert oft gar nichts. Erst wenn die Arbeitsleistung ins Bodenlose sinkt, Außenstehende aufmerksam werden oder jemand die Kohle zusammenkratzt und mit der Anwältin vor der Tür steht, wird es unangenehm für die "Chefetage", und es kann sich was tun. Aber ich will gar nicht wissen, was sich hinter verschlossenen Bürotüren da so abspielt.
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