Habt ihr Angst davor, mal ein Pflegefall zu werden?

vom 16.06.2017, 14:19 Uhr

In vielen TV Dokumentationen betonen ja immer wieder manche Leute, dass sie lieber sterben wöllten, als mal ein Pflegefall zu werden. Als Hauptgrund wird dann nahezu immer genannt, dass man nichts oder sehr wenig um sich herum mehr mitbekäme und dies eben keine Lebensqualität mehr sei. Würdet ihr auch so oder so ähnlich argumentieren und habt ihr auch panische Angst davor, im Alter mal ein Pflegefall zu werden?

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» Entenhausen » Beiträge: 181 » Talkpoints: 13,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Panische Angst habe ich sicherlich nicht, im Alter mal ein Pflegefall zu werden. Immerhin bin ich noch keine 40, da wäre Panik wirklich reichlich übertrieben. Allerdings kann es ja nicht nur durch´s Alter passieren, sondern auch durch Unfälle. Da man die aber auch nicht vorhersehen kann, wäre Panik da auch falsch. Und degenerierende Krankheiten sind bei mir nicht diagnostiziert worden.

Also Panik ist in meinem und wahrscheinlich in den meisten Fällen unangebracht. Aber darauf freuen tut sich doch auch niemand. Niemand ist als Pflegefall glücklich und findet es ganz toll, den ganzen Tag umsorgt zu werden und nichts mehr machen zu müssen. Also ist eine gewisse Sorge, dass einem das auch irgendwann mal bevorstehen könnte, durchaus angebracht.

Und ja, dass man dann lieber sterben will, finde ich auch nicht übertrieben. Wenn es nicht so kompliziert wäre, hätte ich längst eine Patientenverfügung, die mir das ersparen würde. Meine nächsten Angehörigen wissen aber Bescheid, dass ich beispielsweise definitiv nicht 5 Jahre im Wachkoma liegen will, wenn sich das verhindern lässt. Dann bevorzuge ich, dass die Maschine abgeschaltet werden, bevor es dazu kommt.

Dein Text liest sich so, als ob du diesen Menschen nicht glauben würdest, die den Tod einem Dasein als schwerer Pflegefall vorziehen. Als fändest du diese "Panik" eben total übertrieben. Hast du denn gar keine Angst davor?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Selbstverständlich habe ich riesige Angst, dass ich ein Pflegefall werden könnte und die Gründe liegen doch auch auf der Hand. Zum einen habe ich nur noch sehr wenige Verwandte und meist ältere, die sich nicht fürsorglich um mich kümmern könnten, weil sie zu alt und zu gebrechlich sind. Selbst wenn sie wollen würden, klappt es einfach nicht, was ich ihnen nicht böse nehmen würde.

Der Missbrauch in der Pflege ist auch immer wieder ein großes Thema. Nicht nur, dass beispielsweise die Osteuropäer hier ihre teilweise hoch missbräuchlichen mafiösen Strukturen aufbauen und die Pflegefallpatienten ausnutzen sowie deren Familien, aber null Pflege liefern, sondern auch der Missbrauch an den Patienten ist gegeben. Selbst in Heimen.

Wie oft kam es jetzt schon vor, dass Pflegefallpatienten geschlagen werden, in ihren eigenen Fäkalien liegen und mehr? Das ist für mich eine Vorstellung, in der ich mich nicht wiederfinden möchte und daher habe ich natürlich auch Angst, dass ich mal als Pflegefall enden kann und wer nicht?

Unabhängig davon bedeutet ein Pflegefall zu sein eben immer, dass man seine eigene Selbstständigkeit verliert, was schon schwer genug für einen Menschen ist. Das möchte ich einfach nicht haben, aber ob mir der Tod lieber wäre? Das kommt wohl eher darauf an, wie sehr ich als Pflegefall in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das kann ich so pauschal daher nicht sagen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist nun kein Thema, mit dem ich mich jeden Tag auseinandersetze, aber es ist schon wirklich etwas, was mir Angst macht. Ich habe in meiner Familie auch mitbekommen wie das ist, wenn man vergesslicher wird, irgendwann seinem Alltag nicht mehr nachkommen kann und dann betreut werden muss. Das fand ich schon erschreckend zu sehen und das macht einem natürlich auch Angst. Jedoch möchte ich mein Leben nicht in Angst verbringen und es genießen, wenn ich dann mal ein Pflegefall werde, dann ist das eben so, dann ist das auch etwas was ich akzeptieren muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Auch als junger Mensch kann man ein Pflegefall werden. Ich habe mich mit dem Thema nur einmal beschäftigt, indem ich aufgeschrieben habe, dass ich nicht von meinen Kindern oder sonstigen Verwandten gepflegt werden möchte, sondern in einem Pflegeheim. Von älteren Verwandten und Bekannten bekomme ich mit, dass da mittlerweile vieles besser ist als früher. aber das sind natürlich nur anekdotische Eindrücke.

Man kann sich mit vielem beschäftigen, was alles passieren könnte, aber Sinn macht das eher weniger, außer wenn man sich auf irgendetwas vorbereiten kann. Und das habe ich gemacht, indem ich meine Wünsche für so einem Fall aufgeschrieben habe. Natürlich möchte ich nicht, dass er eintritt, genauso wenig wie ich möchte, dass hier eine Atombombe abgeworfen wird, uns ein sehr ansteckender, tödlicher Virus überkommt oder ein großer Meteorit oder ein Flugzeug auf mein Haus stürzt.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


"Panische Angst" nützt hier auch herzlich wenig. Ich sehe das Ganze realistisch. Die wenigsten fallen mit 90 bei der Gartenarbeit im Eigenheim aus heiterem Himmel tot um, ein gewisser Grad an Pflegebedürftigkeit geht schon allein mit der gestiegenen Lebenserwartung einher. Noch vor nicht allzu langer Zeit haben sich die meisten Menschen auch hierzulande schlicht bei mäßiger medizinischer Versorgung kaputtgearbeitet und hatten gar keine Chance auf Demenz oder andere Krankheiten, die das sehr hohe Alter so mit sich bringt. Für meine Großeltern war 65 schon "alt", und wenn jemand die 80 erreicht hatte, war das Dorfgespräch.

Also wird es mich wahrscheinlich auch erwischen, wenn mich nicht mit 60 ein Dachziegel erschlägt. Tja, kann man wohl nichts machen. Ein bisschen gesund leben sollte schon sein, aber egal, wie viele Kreuzworträtsel du löst - wenn du alt genug wirst, fällst du irgendwann auseinander. Meinen Kindern zur Last fallen kann ich schon mal nicht, ich habe keine.

Und vieles kann man ja auch über den Geldbeutel lösen, weswegen ich hoffe, dass ich die Kohle, die ich bei der Aufzucht des Nachwuchses spare, später mal in private Pflegekräfte und -einrichtungen stecken kann, die gute Arbeit leisten und mir auch im Alter ein Mindestmaß an Lebensqualität ermöglichen. Mein Vater ist beispielsweise auch schon ziemlich dement und dennoch gut versorgt und die meiste Zeit bester Dinge.

Auch wenn es gerne so dargestellt wird, pflegebedürftig sein bedeutet nicht zwangsläufig, in seinen eigenen Fäkalien liegend die Wand anzustarren. Mann kann sich auch mit Horrorfantasien selber das Leben schwer machen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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