Habgierig wirken, da man Erinnerung aus Nachlass möchte?

vom 18.09.2018, 10:09 Uhr

Eine Freundin ist aktuell in Trauer. Aus ihrer Verwandtschaft ist jemand gestorben, der ihr sehr nahegestanden hat. Meine Freundin hat auch zwei Stücke aus dem Nachlass, mit denen sie besonders viele Erinnerungen verbindet. Sie hätte diese Stücke gerne, die allerdings nicht wertvoll und alt und auch schon mitgenommen sind. Man kann also nicht sagen, dass diese noch einen großen finanziellen Wert hätten.

Meine Freundin traut sich jedoch nicht zu sagen, dass sie diese Stücke gerne hätte. Sie hat Angst, dass sie Habgierig wirken könnte und ihr dies von den anderen Verwandten übel genommen wird. Sie will nun abwarten, ob diese beiden Stücke übrig bleiben und sie vielleicht gefragt wird, ob sie etwas aus dem Nachlass haben möchte.

Könnt ihr nachvollziehen, dass jemand Bedenken hat, für gierig gehalten zu werden, weil er äußert etwas aus dem Nachlass haben zu wollen? Ist euch selbst schon so etwas passiert? Würdet ihr da auch warten, ob ihr gefragt werdet, ob ihr eine Erinnerung haben möchtet? Oder findet ihr das völlig übertrieben und würdet es einfach sagen?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nelchen hat geschrieben: Meine Freundin hat auch zwei Stücke aus dem Nachlass, mit denen sie besonders viele Erinnerungen verbindet. Sie hätte diese Stücke gerne, die allerdings nicht wertvoll und alt und auch schon mitgenommen sind.

Hat sie diese schon oder hätte sie diese Stücke gerne und mit mitgenommen, meinst du, dass sie nicht mehr schön aussehen?

Wenn sie die Teile gerne hätte, dann sollte sie den Mund aufmachen. Denn keiner kann ja hellsehen und keiner kann wissen, ob diese Teile, wenn sie nicht mehr schön aussehen, eher was für den Müll sind und wenn man da nichts sagt, dann kann es passieren, dass die Teile dann auf einmal eher auf dem Müll landen. Warum will sie denn nichts sagen? Es kann ja nur passieren, dass der Verantwortliche, der alles geerbt hat, sagen könnte, dass er es nicht hergibt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Und hinterher, irgendwann nächste Woche oder in einem halben Jahr, wird sie sich maßlos über sich selbst ärgern, nicht gefragt zu haben oder ist beleidigt, weil sie nicht gefragt wurde, ob und was sie haben will. Nein, ich kann den Gedanken wirklich nicht verstehen,es geht doch hier offensichtlich nicht um den Juwelennachlass, den der jetzt verstorbene Großonkel noch von seiner Frau hatte oder um einen Liebhaber-Oldtimer in der Garage, der ungewöhnlichen Wert hat.

Und selbst wenn jemand denken würde, dass das gierig wirkt, was macht das schon? Wenn man selbst weiß, dass man die Sachen haben möchte, weil sie für einen emotional wertvoll sind, weiß man es doch besser. Freundlich fragen, gerne auch mit Begründung, ist nichts Anrüchiges. Natürlich könnte es theoretisch passieren, dass jemand anderes die Dinge auch haben will oder schon weitergegeben hat, aber dann hat man es wenigstens versucht.

Mir wären die Erinnerungsstücke viel wichtiger als das, was die giftige Cousine oder der buckelige Onkel denkt. Man muss auch mal für sich selbst einstehen und kann nicht immer von den übrig gelassenen Krumen der anderen leben.

» Verbena » Beiträge: 4940 » Talkpoints: 1,49 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich kann es schon verstehen, dass deine Freundin da eine gewisse Scheu hat und das Thema bei den Verwandten vielleicht nicht so direkt ansprechen möchte. Aber in der Situation würde ich auch sagen, dass sie das ansprechen sollte. Man muss dann einfach auch mal über den eigenen Schatten springen und mit Glück bekommt sie die Sachen ja auch, wenn sie den vielleicht näheren Verwandten nicht so viel bedeuten.

Sicher ist es gerade in dieser Situation nicht einfach, das zu bereden, aber wenn man nichts sagt, dann können die Verwandten doch auch nicht wissen, was sie möchte. Sicher kann sie darauf hoffen, dass sie gefragt wird, ob sie ein Interesse an etwas aus dem Nachlass hat. Aber wenn diese Frage nicht kommt, dann weiß man hinterher gar nicht mehr, wie man das ansprechen soll, weil das sicher mit der Zeit nicht leichter wird.

Ich denke auch, dass man sich sonst später mal über sich selber ärgert, wenn man nicht gefragt hat. Darum würde ich selber eben auch nicht abwarten, sondern eben vorsichtig vorfühlen, ob sonst jemand ein Interesse an diesen Stücken hat und dass daran sehr viele Erinnerungen verknüpft sind. Diese Zurückhaltung finde ich daher schon übertrieben, wenn nicht gerade mit den anderen Verwandten Streit herrscht oder so etwas.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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