Haben sich eure Freunde schon mal gegen euch gewendet?
Als Jugendliche war es schon so, dass sich meine Freunde plötzlich gegen mich gewendet hatten, ohne dass ich einen richtigen Grund dafür erkennen konnte. Scheinbar wollten sie aber nicht mehr mit mir befreundet sein, da sie andere Freunde gefunden hatten, die sie besser fanden als mich, wobei sie mir dann durchaus auch das Leben schwer machten. Allerdings würde ich diese „Freunde“ nun auch nicht mehr wirklich als Freunde bezeichnen, da so etwas in einer Freundschaft natürlich nicht sein sollte.
Haben sich eure Freunde schon einmal gegen euch gewendet? Wisst ihr, was der Auslöser dafür war oder habt ihr das nie verstehen können? Habt ihr diese Freunde dann letztendlich auch verloren oder hat die Freundschaft dann doch noch funktioniert?
Mir erging es in meiner Jugend auch öfter wie dir. Es kam nicht selten vor, dass ich plötzlich alleine da stand. Meine Freunde wendeten sich anderen Leuten zu und ich wusste nie, was los ist. Wenn ich dann doch mal gefragt habe, ob ich zu Treffen vielleicht mal mitkommen könne, dann hieß es immer nur:"Nein, du passt hier nicht rein!" Warum ich anders war, habe ich nie erfahren.
Das tat mir damals sehr weh, vor allem, weil ich dann plötzlich niemanden mehr hatte. Mich hat das immer sehr verletzt, so dass ich Stück für Stück mein Selbstbewusstsein verlor. Schlimm ist es immer gewesen, weil ich auch nie wusste, was falsch an mir war. Ich habe nie eine Antwort auf meine Fragen erhalten.
Am schlimmsten empfand ich es damals, als ein Freund, also damals mein Freund, sich von mir trennte. Wir waren eine Clique und haben immer sehr viel miteinander unternommen. Eine Abends waren dann meine damalige beste Freundin, ihr Cousin und zudem bester Freund meines damaligen Freundes und mein damaliger Freund in der Disko feiern. Ich konnte nicht mit, da ich arbeiten musste.
Ich sah meinen Partner danach erst nach zwei oder drei Tagen wieder. An diesem Tag beendete er die Beziehung. Ich dachte dann, dass meine beste Freundin für mich da wäre, aber sie sagte nur:"Mich nervt dein Liebeskummer und ich möchte jetzt für M. da sein, dem geht es nämlich auch nicht gut!" Ich verstand die Welt nicht mehr. Sie war dann für ihn da und eine Woche später waren sie offiziell zusammen.
Durch diese Aktion habe ich nicht nur meinen Freund und meine beste Freundin verloren und sehr unter dem Vertrauensbruch gelitten, nein, ich habe auch meine gesamte Clique verloren. Eine Frau aus der Gruppe ging einige Wochen nach der Trennung noch mit mir ins Kino, brachte mich danach nach Hause und sagte:"Ich muss jetzt zu den anderen, wir haben noch etwas vor. Du kannst da ja leider nicht mit. Kommt nicht gut, wenn du alleine unter uns Pärchen sitzt!". Danach war ich dann komplett alleine.
Das letzte Mal, dass sich eine Freundin von heute auf morgen abwendete, erlebte ich vor ziemlich genau zwei Jahren. Wir haben uns immer gut verstanden und sie fragte auch, ob wir nicht alle zusammen in den Urlaub fahren möchten. Sie fuhren dann aber alleine, weil wir das Geld nicht hatten.
Trotz unseres Neins war aber alles gut. Doch plötzlich antwortete sie mir auf keine Nachrichten mehr und wenn wir uns im Kindergarten oder auf der Straße sahen, grüßte sie mich nicht mehr und ging schnell weg. Ich habe ihr nach Monaten eine Nachricht geschrieben, was denn los sei, aber es kam nie eine Antwort.
Wir haben uns dann eine sehr lange Zeit nicht mehr gesehen und als ich sie vor ungefähr einem 3/4 Jahr durch Zufall wieder sah, sprach sie plötzlich wieder mit mir und seit September letzten Jahres treffen wir uns wieder regelmäßig mit den Kindern. Ich habe sie nie gefragt, was damals eigentlich los war.
Meiner Ansicht nach werden sich echte Freunde nie von einem abwenden, egal was auch passiert. Menschen wenden sich ab und an gerne mal ab, je nach äußeren Umständen. Aber das hat in meinen Augen mit Freundschaft nichts zu tun. Ich differenziere da knallhart und auch wenn ich einige Male selbst erlebt habe, dass Mitmenschen sich aus diversen Gründen abgewendet haben - Freundschaft sieht für mich definitiv anders aus.
Das ist einer der Gründe, wieso ich mich schon länger frage, wieso die Kindheit und Jugend die schönste Zeit im Leben sein soll. Diese Erfahrung habe ich nämlich schon in der Grundschule gemacht, als es allmählich losging mit der Cliquenbildung und der Unterscheidung nach cool und angesagt bzw. in der Hackordnung ganz am Ende. Ich war sozial recht ungeschickt, hatte weder reiche Eltern noch interessante Hobbys, also kann man sich denken, wo ich mich eingereiht habe.
An das Gefühl, an einem Tag immerhin geduldet zu werden, am nächsten dafür ohne Angabe von Gründen wieder ausgegrenzt, kann ich mich also noch zu gut erinnern. Ich hatte damals logischerweise auch noch nicht die geistige Reife, geschweige denn die Möglichkeit, mir andere Freunde zu suchen, weil quasi alle Kinder aus fünf Dörfern im Umkreis bei mir in der Schule waren. Erst als Teenager ist es mir gelungen, in einer anderen Schule "richtige" Freunde zu finden, die mir teilweise bis heute erhalten geblieben sind. Heutzutage würde ich natürlich jeden, der meint, solche Spielchen mit mir spielen zu müssen, eiskalt fallen lassen, aber als junger Mensch sehnt man sich eben noch mehr nach Anerkennung und Zugehörigkeit.
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