Haben manche Handwerker keinerlei Relationen mehr?

vom 09.04.2015, 06:03 Uhr

Ich als Hausbesitzer mit anfangs stark renovierungsbedürftigem Haus habe seit der Wende aus erster Hand beobachten können wie sich die Preise für Baumaterial und Handwerkerstunden immer nur in eine Richtung entwickelten, nämlich nach oben. Den größten Sprung bei den Kosten gab es nach der Einführung des Euros, und das ist nicht nur gefühlt so wie uns machen Politiker einreden möchten. Ich kann das beweisen weil ich immer alle Kaufbelege aus steuerlichen Gründen für das Haus aufhebe und auch um einen Nachweis bei einem eventuellen Kauf zu haben.

Aber wie auch immer, darum geht es mir gar nicht. Da wir mindestens einmal im Jahr eine etwas größere Sache vorhaben um das Haus in Schuss zu halten oder um ein paar Verschönerungen vorzunehmen haben wir auch noch regelmäßig Kontakt zu Handwerkern und ich lasse mir auch verschiedene Kostenvoranschläge machen um die Preise zu vergleichen. Dabei fällt mir auf das fast jeder Kostenvoranschlag irgendwo einen Posten enthält den man als Laie nicht richtig nachvollziehen kann. Neben den üblichen imaginären Pauschalen wie Einrichtung der Baustelle werden dort zuweilen Preise für eine Dienstleistung gefordert die meines Erachtens durch nichts zu rechtfertigen sind.

Ein paar Beispiele aus eigenem Erleben.

Wir haben ein kleines Mauerstück, etwa 2 Meter lang, welches an der Grundstücksgrenze zur Straße hingeht. Dort ist es an einen großen massiven Betonpfeiler des Nachbarn mit angemauert. Durch Straßenbauarbeiten gab es wahrscheinlich einen Riss der nun zu kitten war, die Mauer driftete also im oberen Bereich etwas auseinander. Ich befürchtete zukünftig größere Schäden weil dort Wasser eindringen konnte und es auch nicht schön aussah. Ein erster Kostenvoranschlag sollte einschließlich Ankersetzung 800 Euro plus Mehrwertsteuer kosten. Dafür hätte ich die Mauer auch komplett abreißen und wieder hochmauern können.

Ein anderer Fall war die Renovierung unserer Decke mit so einem Flamenco-System. Der Raum ist nicht groß, vielleicht 3x3 m und als Extras sollten nur noch ein paar Deckenstrahler eingebaut werden. Der Handwerker verlangte sagenhafte 4000 Euro für seine Arbeit. Das haben wir natürlich nicht akzeptiert und dann auf konventionelle Art mit einer Firma die Decke abgehängt, Kostenpunkt 600 Euro inklusive Tapezierleistung.

Dann wollte ich mal ein kleines Dachfenster zur besseren Belüftung einer unbenutzten Kammer einbauen lassen, Kostenpunkt 800 Euro ohne Leistungen des Gerüsterstellers beim teuersten Anbieter.

Im letzten Jahr hatten wir noch bei uns eine Kellersanierung zum Schutz vor aufsteigender Feuchtigkeit und Salpeterbildung mit durchführen lassen, der Spaß kostete trotz großer Eigenleistung zum Schluss 20 000 Euronen. In diesem Zuge wollten wir noch den Hintereingang mit sanieren lassen wo früher auf Grund der Feuchtigkeit einfach keine Tapete mehr hielt. Der kleine Abschnitt ist so ungefähr 1,5 x 1,5 m von der Grundfläche her groß und die wollten tatsächlich auch so um die 900 Euro plus Mehrwertsteuer haben. Es war schon beeindruckend welche Arbeiten die da auf mehrere Seiten aufgelistet hatten, aber in meinen Augen war das fast alles völlig unnötig. Wenn das Mauerwerk von unten und von außen abgedichtet wurde dann gibt es keine aufsteigende Feuchtigkeit mehr und die Wand müsste eigentlich trocken bleiben. Wenn nicht dann haben sie falsch gearbeitet. Es hätte also völlig gereicht den intakten Putz zu glätten oder meinetwegen in einem kleinen Bereich abzutragen um dann einen Sanierputz aufzutragen.

Das sind dann immer solche Punkte wo ich mich frage ob das Absicht ist? Denken die Leute dass ihre Kunden so blöd sind und das nicht merken weil es irgendwo bei den Summen untergeht? Oder könnte es sich um Kalkulationen handeln die so eine Art Reserve für Preisnachlass-Verhandlungen bieten könnten. Kennt ihr solche exorbitanten Preise für manche Dienstleistungen auch? Da würden mich Beispiele interessieren. Ich meine das mit der Flamenco-Decke war wirklich der Preis-Hammer.

Benutzeravatar

» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wir haben das neulich bei meiner Mutter mit einer Waschmaschine gesehen. Sie brauchte ein neues Gerät und man bot ihr doch tatsächlich ein Gerät an, was ich im Internet für 299 Euro plus Lieferkosten von 30 Euro bestellen konnte. Die Firma wollte von meiner Mutter glatte 500 Euro haben. Wie gesagt, es handelte sich um genau das selbe Gerät was Hersteller und Modell betrifft.

Bei den Handwerkerpreisen kenne ich mich ansonsten nicht so aus. Alles was bei meiner Mutter gemacht werden muss, kann entweder mein Mann oder der Nachbar macht es, der eine eigene Firma hat. Da sind die Preise in einem Rahmen, wo man nicht weiter bei anderen Firmen nachfragen muss.

Aber ich denke schon fast, dass man einfach mit der Unkenntnis der Leute kalkuliert. Und da wird es immer welche geben, die da nicht weiter drüber nachdenken, sondern einfach das akzeptieren, was angeboten wird. Für die anderen potentiellen Kunden wird man sich einen Spielraum für Verhandlungen einbauen, was aber zu den Grundkenntnissen der Betriebswirtschaft gehört.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^