Haben manche Autoren prophetische Gabe?

vom 29.03.2016, 05:21 Uhr

Es ist schon eine Weile her, dass ich bei "X-Faktor: Das Unfassbare" eine Mini-Geschichte gesehen habe, in der ein Autor den Untergang der Titanic vorausgesagt hatte. Für alle, die diese Serie nicht kennen: In dieser Serie werden 4-5 Mini-Geschichten vorgestellt und anschließend muss der Zuschauer raten, welche Geschichte so passiert ist und welche frei erfunden ist. Am Ende jeder Folge wird das dann aufgelöst.

In einer Geschichte mit Namen "Titan" ging es um einen Autor, der 1897 einen Roman mit demselben Namen herausbrachte. Sein Schiff in dem Buch war im Prinzip eine exakte Kopie von der Titanic, die damals gebaut worden ist und in seiner Geschichte kollidierte das Schiff mit einem Eisberg und sank, wobei auch die Todesfälle ähnlich hoch waren wie bei der Titanic. Man könnte also soweit gehen und das Buch ein wenig Prophetie unterstellen.

Ich bekomme auch immer wieder mit, dass George Orwells 1984 zitiert wird und viele Menschen Äußerungen machen, dass dieser Autor doch recht gehabt hätte und dass wir tatsächlich in einem Überwachungsstaat leben mit "Big Brother", der uns überall beobachtet. Der gläserne Mensch eben.

Könnt ihr euch vorstellen, dass noch mehr Autoren mehr oder weniger "prophetisches Talent" haben oder sind das nur Zufälle? Bei welchen Büchern könntet ihr euch auch vorstellen, dass es eine Vorhersage in die Zukunft ist?

» Capri » Beiträge: 658 » Talkpoints: 8,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich glaube nicht daran, dass Menschen die Zukunft vorhersehen können oder vergleichbare "prophetische Gaben" haben. Es gab einfach schon zu viele selbst ernannte Wahrsager und Prophezeihungen, aber aus irgendwelchen Gründen ist noch nie eine Vorhersage wirklich so genau eingetroffen, dass es auch den letzten Skeptiker überzeugt hat. Mir fehlen hier einfach die konkreten, wiederholbaren, wissenschaftlich exakt dokumentierten Beweise. Alles andere ist nur Gewäsch.

Anhänger von Propheten, Wahrsagern und ähnlichen Verschwörungstheorien neigen ja auch zudem dazu, die Vorhersagen, die nicht eingetroffen sind, herunter zu spielen und sich an den Übereinstimmungen fest zu klammern, um ihren Glauben nicht in Frage stellen zu müssen. Und unsere Wahrnehmung bestimmt nun mal unsere Realität. Wenn jemand gerne an prophetische Gaben glauben möchte, wird er auch genug "Beweise" dafür finden und eventuelle Gegenargumente schlicht ausblenden.

Darüber hinaus bin ich auch der Meinung, dass der Untergang der Titanic natürlich ein schlimmes Unglück darstellt, aber beileibe kein so ungewöhnliches oder noch nie dagewesenes Ereignis, dass man es als speziell beeindruckend ansehen kann, dass die Ereignisse schon zuvor in einer Romanhandlung aufgetaucht sind. Genauso gut könnte man behaupten, dass ein beliebiger Katastrophenfilm ein Erdbeben oder einen Vulkanausbruch "prophezeit" haben könne.

Der Autor Jules Verne hat ja auch beispielsweise von Raumschiffen und U-Booten geschrieben, aber er gilt nur als Science-Fiction-Autor. In meinen Augen hatte er ebenso wie seine Kollegen einfach nur eine blühende Fantasie, und es ist ja auch Tatsache, dass alle bedeutenden Erfindungen und Techniken ihren Anfang in den Köpfen von Spinnern und Träumern genommen haben. Das hat mit Prophetie nichts zu tun.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke, dass es sich dabei ein wenig um den Raumschiff Enterprise Effekt handelt und da einfach Fiktion und Technik ineinander greifen. Ein Autor der Science Fiction schreibt, verfügt sicherlich über eine gewisse Affinität zur Wissenschaft. Während wiederum Wissenschaftler vielleicht auch durch Romane inspiriert wurden. Da entsteht so eine Art Kreislauf.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Die Parallelen zwischen dem Roman "Titan" und dem Untergang der Titanic können auf den ersten Blick tatsächlich verwundern. Aber schau mal auf die Wikipediaseite zum Roman. Zusammenstöße mit Eisbergen stand praktisch auf der Tagesordnung in der Schifffahrt und so sank 18 Jahre vor dem Erscheinen des Romans ein Schiff namens Titania nach einer solchen Kollision.

Dass man einen Roman über ein großes, imposantes Schiff schreibt und nicht über eine kleine Nussschale ist auch nicht verwunderlich. Einem großen, imposanten Schiff den Namen Titan zu geben, ist auch keine an den Haaren herbeigezogene Sache. Die Ähnlichkeiten, was die Technik und Größe betrifft, entsprachen einfach den technisch vorstellbaren Möglichkeiten. Es gab ja durchaus auch ein paar Unterschiede. Die Titan hatte beispielsweise zusätzlich noch Segel.

Dass beide Schiffe im April losfuhren, ist einfach den Wettergegebenheiten geschuldet. Im Dezember loszufahren, war wohl einfach keine Idee. Da ist es bei nur zwölf Möglichkeiten, von denen einige aufgrund des Wetters wegfallen, doch kein sehr verwunderlicher Zufall.

Kurzum: ich halte die Parallelen entweder für Zufälle oder sie entsprechen einfach den technischen Möglichkeiten. Auch Jules Verne hat sich Unterseeboote nicht ausgedacht. Die gab es damals schon. Er hat es nur technisch aufgemotzt. Er hat sich dabei von Erfindern und Wissenschaftlern beraten lassen.

Auch in neueren Filmen gibt es solche technischen Vorhersagen. In Zurück in die Zukunft gab es sich selbst zuschnürende Turnschuhe. Vor ein paar Monaten hat Nike die tatsächlich rausgebracht. Ähnlich ist es mit selbstfahrenden Autos, die schon seit Jahrzehnten in Filmen vorkommen. Auch wenn es damals noch nicht möglich war, die Idee in die Tat umzusetzen, lag sie nahe und war vorstellbar. Das ist nicht prophetisch, sondern einfach technisch versiert.

Der Autor mit der vermeintlich größten Gabe für Prophezeiungen war aber bestimmt Nostradamus. Dabei ging es aber weniger um Technik. Nostradamus nannte dabei aber nie wirklich konkrete Jahreszahlen und verwendete so viele Metaphern, dass sich seine Prophezeiungen auf viele Ereignisse beziehen könnten. Er war ja auch Astrologe. Ebenso verschwommen werden Horoskope formuliert, so dass sie tatsächlich passend erscheinen. Aber eben nicht nur das für das eigene Sternzeichen. Im Endeffekt findet man sich in allen wieder.

Beispielsweise wird heute die Methaper von "halb Schwein, halb Menschenkind" als Gasmaske interpretiert und damit als Prophezeiung des Ersten Weltkrieges angesehen, in dem Senfgas eingesetzt wurde. Eine fallende "Mauer" ist dann kurzerhand mal die Meerenge von Panama, in der der Kanal gebaut wurde. Das finde ich schon weithergeholt.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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