Haben Männer eine tickende biologische Uhr?
Meine Freundin ist vor kurzem 29 Jahre alt geworden, wobei ihr Partner wohl zu ihr gesagt haben soll, dass es ja langsam Zeit für Nachwuchs wäre. Er würde schon ihre biologische Uhr ticken hören. Daraufhin konterte sie dann eben, dass er wohl seine eigene biologische Uhr ticken hören würde, er ist nämlich einige Jahre älter als sie. Ihre biologische Uhr würde noch nicht ticken und sie macht sich da wirklich keinen inneren Druck, was Nachwuchs angeht.
Ich musste da ziemlich lachen, als ich das gehört habe. Ich habe noch nie davon gehört, dass Männer mehr oder weniger eine tickende biologische Uhr haben und deswegen Nachwuchs wollen. Das sagt man ja dann doch eher den Frauen nach. Meine Freundin und ihr Partner sind sich im Bezug auf die Familienplanung absolut einig, nur möchte sie noch 1-2 Jahre arbeiten und das Thema dann angehen. Ich finde auch nicht, dass sie mit 29 unbedingt Mutter werden sollte. Wie seht ihr das? Seid ihr der Meinung, dass Männer eine tickende biologische Uhr haben, was die eigene Familienplanung angeht? Oder sagt man das nur, um eben Sprüche in Bezug auf Kinder zu kontern?
Die Uhr tickt ja nur deshalb, weil Frauen spätestens ab 35 beim Frauenarzt gesagt wird, dass sie schon sehr alt sind und dass Kinder, die man ab dann bekommt einem vergleichsweise hohen Risiko ausgesetzt sind, einen genetischen Defekt zu haben. Das Risiko kommt eben dadurch zu Stande, dass die Eizellen schon beim ungeborenen weiblichen Baby angelegt sind und nach 35 Jahren durch Umwelteinflüsse und Zeit eben schon mehr oder weniger beschädigt sein können. Und da jeden Monat im Normalfall nur etwa eine oder zwei Eizellen reif werden, ist das Risiko eben gegeben, dass man mit einer schwanger wird, die gerade jetzt nicht mehr intakt ist. Allerdings fängt das auch nicht mit dem 35. Geburtstag schlagartig an, und bei jeder Frau ist der Erhaltungszustand etwas anders, je nach Lebenswandel und Veranlagung.
Beim Mann tickt auch eine biologische Uhr, denn auch ein Mann altert natürlich. Da aber die Spermien immer wieder neu produziert werden, wirkt da die Zeit nicht so ganz so direkt. Außerdem produziert ja ein Mann mehrere Millionen Zellen pro Befruchtungsversuch, wo nur die fittesten in die Nähe des Ziels kommen und schon mal ein Teil vom Ausschuss aussortiert wird. Durch diesen Überfluss alleine wird eben schon mancher Schaden etwas länger kompensiert als bei der Frau, endlos geht aber das auch nicht.
Wenn man sich seriös beraten lässt, wie wahrscheinlich ein Kind durch das Alter der Eltern ein Risiko trägt, krank auf die Welt zu kommen, spielt auch das Alter des Vaters eine gewisse Rolle. Wie genau das berechnet wird, weiß ich auch nicht im Einzelnen, ich habe dazu nur mal ganz grob meine Gynäkologin befragt, die mir das so erklärt hat. Wenn man also einen deutlich älteren Partner hat und erst mit über dreißig das erste Kind plant, sollte man überlegen, ob man sich nicht doch von Fachleuten beraten lässt, welches Risiko man eingeht und ob man das eingehen möchte.
Ich würde sagen, manche Menschen haben ganz unabhängig vom Geschlecht eine tickende innere Uhr. Das sind normalerweise die Leute, die einen festen Plan für ihr Leben haben. Wenn man schon lange etwas möchte und sich sozusagen einen Zeitplan gemacht hat, dann hat man plötzlich die Uhr im Nacken.
Und nur weil Männer beispielsweise Vater werden können, heißt das nicht, dass sie späte Väter sein wollen. Einigen ist das egal, andere können sich das nicht vorstellen. Wieder andere merken, dass ihre Energie nachlässt und dann wollen die oft auch nicht mehr ewig warten.
Ich denke, dass es bei Männern nicht so kritisch ist. Mag sein, dass da die Qualität der Spermien etwas leidet, aber zeugen können sie bis ins hohe Alter und ich kenne auch einige Fälle, wo 50jährige Männer noch Vater geworden sind. Bei keinem von denen sind die Kinder behindert. Das mag eine theoretische Gefahr sein, aber ich glaube praktisch kann man das vernachlässigen. Frauen können ja ab einem bestimmten Alter tatsächlich nicht mehr schwanger werden, außer man hilft nach. Das ist schon ein Unterschied.
Da die Lebenserwartung steigt und viele erst einmal im Beruf etabliert sein wollen, bevor sie Kinder bekommen, finde ich das gar nicht so ungewöhnlich, dass auch ein 40jähriger Mann oder ein Mann, der noch älter ist, wieder Vater wird oder zum ersten Mal Vater wird. Ältere Väter sind vielleicht auch geduldiger und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.
Warum müssen Eltern unbedingt 20 oder 30 sein? Wenn ich daran denke, wie ich mich, aber auch meine Studienkollegen mit 20 wahrgenommen und erlebt habe - da hätte ich niemandem zugetraut, sich um ein Kind zu kümmern. Und mit 30 hat man vielleicht das Studium fertig, wenn man das Fach nicht gewechselt hat und hat die ersten paar Jahre gearbeitet, aber fühlt sich noch nicht so etabliert, dass man aus dem Beruf für ein Kind zeitweilig aussteigen möchte. Das kann ja auch auf einen Mann zutreffen, der von den ersten Jahren seines Kindes was haben will.
Vielleicht ist diese biologische Uhr beim Mann auch einfach nur ein Wertediktat der Gesellschaft. Es wird eben heute noch komisch betrachtet, wenn jemand, der schon älter ist, nochmal Vater wird. Vielleicht wird das irgendwann ganz normal sein, weil sich alles noch weiter nach hinten verschiebt.
Alleine gesellschaftliche Konventionen sind es ja nicht. Die Menschen, die heute im Jahr 2017 fünfzig Jahre alt werden sind im Jahr 1967 geboren. Wie man hier erkennen kann, haben Männer, die 1960 geboren sind, eine durchschnittliche statistische Lebenserwartung von 66,9 Jahren und Männer die 1970 geboren sind eine durchschnittliche statistische Lebenserwartung von 67,2 Jahren.
Mal ganz abgesehen von genetischen Unversehrtheit des Erbgutes tickt hier eben auch eine Uhr. Ein Mann kann zwar in der Regel mit 50 noch ein gesundes Kind zeugen und ist vielleicht auch geduldiger als manch jüngerer Vater. Aber letztlich tickt die Lebensuhr dann doch. Es heißt ja eben nicht, dass mit etwas über sechzig Jahren dann alle weg sterben. Es sterben ja auch schon einige vor diesem Durchschnittsalter und wieder andere erst danach.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind relativ jung Halbwaise wird, wenn der Vater erst mit 50 Kinder bekommt ist höher, als wenn der Mann mit Mitte zwanzig oder Mitte dreißig Vater wird. Klar gibt es immer Ausnahmen und auch ein blutjunger Vater kann bei einem Unfall plötzlich umkommen. Aber das sind dann eben eher die dramatischen Sonderfälle und nicht die Regel.
Von daher finde ich es schon sinnvoll, dass man sich gründlich überlegt, ob man mit der Familienplanung endlos lang wartet, weil man ja vielleicht auch noch seine Enkel erleben will und das eigene Kind mindestens bis zu dem Zeitpunkt begleiten will, bis es wirklich erwachsen und selbstständig im Leben steht.
Ich finde nicht, dass man sein Leben danach ausrichten sollte, was eine Statistik über die durchschnittliche Lebenserwartung sagt. Man sollte danach gehen, was man selbst wünscht und wie man es sich selbst vorstellt, unabhängig von irgendwelchen Statistiken. Und es sagt ja auch keiner, dass man unbedingt die eigenen Enkel miterleben muss. Vielleicht wollen die Kinder später gar keine Enkel in die Welt setzen. Vielleicht wollen die Kinder auch nicht selbstständig werden und leben ewig bei Muttern. Hinter solchen Gedanken stecken immer wieder Konventionen...was man alles machen sollte und erleben sollte usw.
Selbst wenn der Vater dann sterben sollte und das Kind ist noch nicht volljährig. Dann ist es eben so. Dann hatten sie bis dahin ein schönes Leben und der Vater hatte eben vorher keine richtige Gelegenheit, ein Kind eher zu zeugen. Man muss doch nicht immer danach gehen, was irgendwelche Wertvorstellungen einem vorschreiben, sondern kann sich an dem orientieren, was für einen selbst passt.
Das Kind hat doch vielleicht viel mehr davon, wenn es in einer Lebensphase der Eltern geboren wird, in der es wirklich erwünscht war und jeder genügend Zeit für es hatte, als wenn es den Eindruck bekommt, unerwünscht zu sein, keiner hat Zeit und es dann einen Knacks wegbekommt.
Zitronengras, wer sagt denn, dass Kinder nur dann erwünscht sind, wenn die Eltern älter sind? Das ist für mich keine nachvollziehbare Argumentation. Kinderwunsch kommt doch nicht automatisch bei jedem erst jenseits der dreißig oder vierzig oder fünfzig! Das ist doch bei jedem Menschen individuell anders. Und selbst wenn ein Kind nicht geplant war aber sich die Eltern bewusst für das Austragen der Schwangerschaft entscheiden, auch wenn der Zeitpunkt noch nicht perfekt ist, kann doch ein Kind super glücklich aufwachsen. Solche Verallgemeinerungen finde ich gegenüber jungen Eltern diskriminierend.
Wenn man wie du keinen Kinder hat, denkt man da vielleicht anders und findet es wichtig, sich nicht an Konventionen zu orientieren. Wenn man aber selbst Kinder hat, die man teils sogar noch recht jung bekommen hat (Wunschkinder im übrigen) und die einem einmal als Elternteil anvertrauen, dass sie Angst davor haben, dass die Eltern eines Tages sterben werden, denkt man da anders darüber. Bis zu einem gewissen Alter hängen die Kinder eben an ihren Eltern, so die Eltern ihren Job gut gemacht haben. Das ist völlig normal und von der Natur so angelegt und nicht nur gesellschaftliche Konvention. Wenn man dann dem Grundschulkind sagt, beruhige dich, ich bin erst siebzig, dann beruhigt sich dadurch wohl kaum ein Kind.
Letztlich muss jeder natürlich selbst entscheiden, wann er Kinder bekommt und es gibt dort ja keine Vorschriften innerhalb welcher Altersgrenzen man das tun darf. Von daher soll jeder tun was er da für richtig hält. Aber man sollte sich bewusst sein, dass allein die Fähigkeit ein Kind zu zeugen noch nicht heißen muss, dass es dem Kindeswohl dient es in diesem Alter noch zu tun. Man muss da schon gut überlegen, ob der Kinderwunsch irgendwann nicht eher eine Frage des persönlichen Egos wird als wirklich den künftigen Kindern noch gut zu tun.
Natürlich steht in den Sternen, ob das jeweilige Kind auch für Enkel sorgen will. Das haben junge wie alte Eltern nicht im Einflussbereich. Aber wenn an im halbwegs jungen Alter Kinder bekommt, haben die potentiellen Enkel eben wenigstens die Chance, ihre Vorfahren kennen zu lernen. Und das Kind die potentielle Chance von den eigenen Großeltern was zu haben. Das kommt ja auch noch dazu. Und für Kinder ist das für das Finden ihrer Identität sehr wichtig, auch wenn das vielleicht nicht automatisch einleuchtet. Ich kenne aus dem engen Bekanntenkreis auch ein Kind, dessen Vater bei der Geburt schon so alt war, dass die Großeltern väterlicherseits schon vor der Geburt und unmittelbar nach der Geburt an Altersschwäche verstorben waren.
Das Kind trauert bis heute, dass es die Großeltern nicht wirklich kennen lernen konnte. Der Vater erzählt zwar viel über die Person und zeigt Fotos, es ist aber eben nicht das gleiche, als wenn man persönlich die Großeltern kennen lernt. Und das Kind wächst ja nicht im Glashaus auf. Die Mitschüler haben die meisten Großeltern noch und natürlich ist das Kind dann ziemlich neidisch, dass ihm diese Erfahrung nicht vergönnt war, weil das Elternteil recht alt ist. Kinder empfinden eben nicht immer so, wie sich das die Eltern vorher theoretisch überlegt haben.
Auch wenn man sich als Eltern leicht über Konventionen hinweg setzen kann, tun Kinder sich da nicht so leicht. Die übernehmen ja nicht nur die Wertmaßstäbe ihrer Eltern sondern auch von Gleichaltrigen. Und da die meisten Gleichaltrigen von irgend welchen Konventionen beeinflusst sind, wirkt das dann auch wieder auf das jeweilige Kind. Auch das sollte man vor einer sehr späten Familienplanung bedenken und sich überlegen, wie man dann dem Kind den Rücken stärken kann.
Meinen Großvater habe ich auch nicht wirklich kennengelernt. Er verstarb, als ich noch sehr jung war. Das war dann eben so. Finde ich jetzt aber auch nicht traumatisierend, dass ein Kind da ewig trauert usw. oder neidisch ist auf andere, die ihre Großeltern noch haben. Also das erscheint mir schon etwas überzogen. Wenn ein Kind dann jahrelang trauert, weil es keine Großeltern hat, dann stimmt aber mit dem Kind etwas nicht oder die Eltern haben ihm eingeredet, dass das nun ganz schlimm sei.
Zitronengras, man merkt, du hast keine alten Eltern. Ich bin geboren worden, da war meine Mutter Anfang 40 und mein Vater Anfang 70. Du hast dich mit Anfang 20 nicht bereit für ein Kind gefühlt. Ich habe mich im Teenageralter auch nicht bereit gefühlt, die schweren Hausarbeiten zu übernehmen. Aber das musste eben sein, der Vater war längst verstorben, die Mutter körperlich nicht mehr fit.
Ich war auch nicht wirklich bereit dazu, zu studieren, mich beruflich zu etablieren, selbst Kinder zu bekommen und gleichzeitig zu pflegen. Aber danach fragt eben niemand. Das ist dann eben so und man macht es. Großeltern kenne ich nicht. Aber ich kenne die Kommentare, dass man mit der Oma im Zoo oder auf dem Spielplatz ist, weil die Mutter so alt ist.
Ich kenne das Gefühl, dass die Mutter wohl nicht lange leben wird und sonst ist da dann keiner mehr. Kinder alter Eltern berechnen die gemeinsamen Jahre schon im Grundschulalter. Ich kenne die Probleme der eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit der Eltern auf Schulausflügen. Das Getuschel über das arme Kind, das keinen Vater mehr hat und eine so alte Mutter.
Ich denke durchaus, dass auch ein Mann die Uhr ticken hört, was die Nachwuchsplanung angeht. Bei ihm ist es sicherlich nur nicht so sehr mit dem biologischen Aspekt verknüpft. Zeugungsfähig sind sie ja meist noch bis ins höhere Alter. Ich denke nur auch, dass einem irgendwann die Energie für ein kleines Kind fehlt und das wird bei Männern und Frauen sicher relativ gleich sein.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 493mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1107mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1123mal aufgerufen · 10 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten? 368mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: Crispin · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1089mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung