Haben Kinder heutzutage zu viel Mitspracherecht?
Eine Bekannte von mir ist der Ansicht, dass Kinder heutzutage viel zu viel Mitspracherecht hätten. So müsste man ihrer Ansicht nach mit vielen Kindern (sie ist Erzieherin) alles diskutieren, weil diese Kinder es gewöhnt wären, dass die Eltern mit ihnen von der Kleidung am Morgen bis zum Abendessen alles ausdiskutieren und sie eben mit entscheiden dürfen. Wie seht ihr das? Meint ihr, dass die Kinder der heutigen Zeit zu viel mitreden können? Wie viel sollte man mit seinen Kindern noch ausdiskutieren? Wo zieht ihr die Grenze?
Man muss doch auch dem Kind seinen Willen lassen. Was will sie denn? Kinder die nur Ja sagen wären mir persönlich etwas zu komisch. Man entwickelt sich doch, seinen Charakter und da gehört diese Phase des Diskutierens einfach dazu, zur Entwicklung des Kindes, was sie auch verstehen sollte als Erzieherin, immerhin lernt man da die Entwicklungsphasen des Kindes.
Natürlich muss man nicht alles bis ins letzte Detail ausdiskutieren, aber ein Kleinkind beispielsweise muss diese Phase haben, damit es sich gut entwickeln kann, so sehe ich das zumindest. Irgendwann kommt dann der Wille mal etwas bestimmtes am Tag zu machen, etwas anzuziehen und so weiter. Das ist doch normal und das kann man dann auch miteinander besprechen.
Ich finde nicht, dass man mit einem Teenager stundenlang diskutieren sollte, aber eine kurze Diskussion mit einem Kleinkind ist normal und auch, dass dieses bestimmte Sachen möchte. Verwöhnen wird man sein Kind dadurch sicherlich nicht.
Es kommt sicherlich darauf an, worum es sich handelt. Wieso sollte ein Kind bei der Kleidung kein Mitspracherecht haben. Natürlich ist es unsinnig, wenn das Kind im tiefsten Winter kurze Hosen tragen möchte, dass sollte ihm dann sicherlich ausreden. Aber hin und wieder spricht doch nichts dagegen, wenn man das Kind auch mal entscheiden lässt.
Ich würde meine Kinder durchaus mit einbeziehen, wenn es um Kleidung geht oder sie auch mal fragen, was sie vielleicht nochmal gerne essen möchten. Es kommt dann ja darauf an, ob der Wunsch utopisch ist oder man ihn durchaus umsetzen kann. Aber wenn es nur Kleinigkeiten sind, bei dem das Kind ein Mitspracherecht hat, ist das doch in Ordnung und sicherlich auch wichtig. Aber ich würde es auch vom Alter des Kindes abhängig machen und sicherlich nicht bei allem die Meinung des Kindes berücksichtigen, dass ist auch bestimmt nicht machbar.
Anders als Ramones das sinnvoll findet, wird hier mit Teenagern sogar über Wochen und Monate diskutiert. Da sollen sich die Kinder im späteren Leben behaupten, ihren Standpunkt vertreten und sich durchsetzen. Aber das soll bitte erst an 18 Jahren und auch dann nur möglichst fernab der Eltern funktionieren? Haben die einen Schalter?
Ich bin der Meinung, diskutieren müssen Kinder üben. Und deshalb dürfen die das hier und mit zunehmendem Alter dürfen sie es immer mehr. Es gibt ein paar Punkte, die sind begründet nicht verhandelbar. Da geht es in der Regel um Sicherheit oder den Frieden der Eltern. So warte ich nicht bis tief in die Nacht, ob das Kind heil nach Hause kommt, wenn ich am nächsten Morgen früh raus muss.
Aber ansonsten will ich vernünftig überzeugt werden. Quengeln, Nerven und Bocken funktionieren hier nicht. Aber vernünftig argumentiert, wird die eigene Meinung der Kinder in Betracht gezogen. Das finde ich auch sehr vernünftig.
Ich finde mehr Mitspracherecht immer besser als weniger. Wozu leben wir denn in einer Demokratie? Und Kinder sind nach meinem Eindruck sowieso die am meisten regulierte, gegängelte und bevormundete Bevölkerungsgruppe überhaupt. Gut, sie sind natürlich auch keine zu klein geratenen Erwachsenen und brauchen eine Menge Lenkung, Anleitung und Grenzen, weil sie viele Dinge erst lernen müssen.
Aber wieso "zu viel Mitspracherecht"? Und was hat das mit "Ausdiskutieren" zu tun? Was ich so mitbekomme, wird von Kindern heute immer noch entweder Gehorsam und keine Widerrede verlangt, oder die Eltern möchten zwar Gehorsam, trauen sich aber nicht, diesen einzufordern und quatschen und quaken pausenlos auf die lieben Kleinen ein, bis sie vor lauter "Ich möchte jetzt bitte, dass du aus dem Sandkasten kommst! Kevin! Ich zähle bis drei! Eins! Also gut, noch dreimal rutschen! Pass bitte auf! Du tust dir weh!" völlig weichgekocht doch angedackelt kommen. Und das halten die Eltern dann für "Erziehung" und Ausdiskutieren, wo sie doch die einzigen sind, die überhaupt zu Wort kommen.
Und ich halte es andererseits eher für normal und erstrebenswert, dass in einer Familie alle Mitglieder zumindest in Alltagsdingen ein Mitspracherecht haben und nicht immer nur die Eltern anschaffen und die Kinder hinterherdackeln. Auch Diskutieren, Kompromisse finden und das Einstecken von Niederlagen will gelernt sein, und das findet in meinen Augen besser am heimatlichen Küchentisch bei der Wahl des Urlaubsziels statt als 20 Jahre später, wenn eine Beziehung kurz vor dem Zusammenbruch steht, weil eine/r oder beide nur Gehorsam oder nur Kommandieren gelernt haben.
Eine sehr gewagte Aussage einer Erzieherin, die doch sonst immer alles besser wissen. Jedenfalls all jene, mit denen ich beruflich regelmäßig etwas zu tun habe. Sie wissen teils alles besser als die Eltern, haben selbst keine Kinder, sind teilweise gerade ausgelernt usw. Ich kann manchmal wirklich im Dreieck springen, denn nur weil wir im sozialen Beruf arbeiten, was mich ja einschließt, sind wir nicht allwissend.
Diskutieren, da bin ich bei Cooper, muss man lernen. Als Kind, Teenager und Jugendlicher muss man lernen, zu diskutieren. Vor allem aber sich zu behaupten auch wenn dies bedeutet, dies gegen den Willen der Eltern zu tun. Denn Kinder sind nicht das Eigentum der Eltern oder Erwachsene, sondern haben Rechte sowie Pflichten. Sie müssen für sich einen Weg zum Erwachsenenleben finden, mit dem sie auch später sich vor Gleichaltrigen, Partnern & Co behaupten können.
Es mag ja sein, dass schon bei dem Anziehen von Klamotten diskutiert wird, aber das finde ich richtig. Meine Mutter hat mich bis zur 4. Klasse sehr gerne in ihren Wunsch-Outfits gesteckt, was ich ehrlich gesagt zum kotzen fand. Ich habe mich unwohl gefühlt, geschämt, wurde auch mal ausgelacht und mehr. Das sitzt schon tief als Kind. Heute ist es mir egal, aber damals nicht. Also habe ich Theater ohne Ende gemacht.
Ich bin auch der Meinung, je nach Alter, sollte man mit Kindern ruhig ganz klar auf Augenhöhe diskutieren, denn über ihren Kopf hinweg entscheiden, weil man Eltern ist, finde ich einfach nicht Okay. Als Erzieherin mag ihr das ja nicht so sinnvoll vorkommen, aber das liegt nur daran, dass sie auch dort diskutieren und das ist gut so. Sie müssen sich auch nicht von XY was erzählen lassen, nur weil Erzieher gerne meinen, sie haben die Weissheit der Kindererziehung mit den Löffeln gefressen.
Es kommt halt auch immer darauf an, worum es geht. Bitte jetzt nicht über das tägliche Essen diskutieren, quengelnden Kindern Recht geben usw. Es geht um andere Dinge, wie Meinungen, Klamotten, Aktivitäten usw. Da finde ich das Mitspracherecht gerade dann, wenn sie älter werden auch sehr sinnvoll.
Warum soll ich einem Kind im Kindergartenalter noch Hose x und Pullover y vorschreiben? Wenn es also lieber den grünen Pullover, statt den blauen anziehen mag, dann bitte schön. Kinder müssen lernen eine eigene Meinung zu haben und diese eben auch zu behaupten, wenn es angebracht ist. Dass das in ewige Diskussionen ausartet kenne ich nicht von den Kindern in der Familie und im Freundeskreis. Aber Kinder sollten eben auch hinterfragen und nicht einfach wie eine Maschine funktionieren.
Ich habe auch eine solche Aussage noch nie aus dem Erzieherbereich mitbekommen. Erziehern, egal ob Kita oder Schulhort ist es wichtig, dass Kinder nicht immer alles so hinnehmen, sondern auch offen ablehnen, wenn ihnen etwas missfällt.
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