Haben Dialekt-Wörter wie "Icke" was im Duden zu suchen?
Ich habe eben in den Nachrichten gehört, dass das Wort "Icke" in den Duden aufgenommen wird. Ich habe nicht groß mitbekommen, warum und weshalb man ein Dialekt-Wort in den Duden aufnehmen will, aber ich finde es totalen Quatsch. Ich finde Dialekt gut und es gibt auch schon für jeden Dialekt ein Wörterbuch, damit man auch in den verschiedenen Regionen Deutschlands den Dialekt verstehen kann. Aber ich halte es für nicht notwendig, dass man ein Wort, was ja nun wirklich Dialekt ist und nichts anderes als "Ich" bedeutet, in den Duden aufnimmt.
Die Bayern sagen zu "Ich" einfach "I", kann man nun davon ausgehen, dass es auch irgendwann im Duden steht? Warum also nimmt man "Icke" auf? Denkt ihr, dass bald mehr Wörter aus einem Dialekt in den Duden kommen und wie steht ihr dazu? Eine Freundin war eben hier und die meinte, dass die Deutsche Sprache mittlerweile wirklich verkommt, weil es dann bald kein Hochdeutsch mehr geben wird.
Für die Einheimischen mag es total sinnentleert erscheinen, solche Dialektwörter in den Duden aufzunehmen, aber gerade für Migranten, die die deutsche Sprache noch lernen müssen, finde ich das sehr sinnfrei. Ein Bekannter von mir kommt aus dem Iran und ist seit knapp über einem Jahr in Deutschland, wobei er gerne auf den Duden zurückgreift, wenn er bestimmte Wörter nicht kennt und diese eben lernen möchte. Erst, wenn der Duden ihm gar nicht weiterhelfen kann, fragt er mich, was dieses oder jenes Wort bedeuten könnte. Gerade für die Lerner finde ich es sinnvoll, dass so viele Wörter wie möglich im Duden stehen. Für die, die Deutsch schon kennen und beherrschen und auch Ahnung von den regionalen Besonderheiten haben, ist das natürlich weniger sinnvoll.
Ich weiß nur nicht, wo dann der Eintrag enden soll. Sind Migranten im rheinischen Gebiet, müssten wieder andere Wörter zum Nachschlagen im Duden sein. Auch in Sachsen, Bayern, in Hessen oder anderen Gebieten. Dafür gibt es Wörterbücher, die den Dialekt übersetzen. Wenn man bei Icke anfängt, wo will man dann enden und wie viele Dialekte und Wörter sollen dann im Duden vertreten sein?
Sicher ist es gut, wenn man als Ausländer nachschlagen kann. Aber Dialekt sollten sie doch zuletzt lernen. Wichtig ist doch erst mal das Hochdeutsche.
Da hast du sicherlich Recht und ich weiß auch nicht, wo ich die Grenze ziehe. So wüsste ich zum Beispiel nicht ob das Wort "Icke" unbedingt in einem Duden aus dem Rheinland stehen müsste. Bei manchen Dialekten kann man sicherlich die Menschen vor Ort fragen, was das bedeuten soll, die werden es sicherlich am besten wissen, gerade wenn es der regionale Dialekt ist. Manche Migranten bewegen sich dann aber leider in Kreisen, wo wenig Kontakt zu Einheimischen besteht und wo man nicht so ohne weiteres jemanden fragen könnte.
Täubchen, seit wann ist der Duden regional? Es gibt nur ein Duden für Deutschland und der ist im Prinzip ohne Dialekt. Es gibt keinen Duden für Berlin, Bayern, Hessen oder das Rheinland. Deswegen finde ich ja Dialekte im Duden sinnlos. Wenn man Wörterbücher für die Region damit spickt ist das was anderes. Aber der Duden ist ein Wörterbuch welches nicht regionspezifisch ist.
Sprache ist aber etwas Lebendiges, das sich ständig verändert. Und das zeigt natürlich auch der Duden. Manche Worte fallen heraus, weil Sie zwar eindeutig deutsch sind, aber sie nicht mehr verwendet werden. Dafür kommen andere Worte dazu.
"Icke" ist mittlerweile so oft in Referenztexten aufgetaucht, dass es einen Platz bekommt. Dagegen sind so Dinge wie "Schnatz" heraus gefallen aus dem Duden. Nein, Schnatz meint nicht den goldenen Spielball aus Harry Potter. Der deutsche Schnatz ist hessisch und meint den Kopfschmuck der Braut. Oder wer kennt noch die Füsillade? Das massenhafte standrechtliche Erschießen von Soldaten ist einfach nicht mehr zeitgemäß.
Die Grenzen verlaufen da, wo sie die Dudenredaktion zieht. Und der Duden ist auch nicht das einzige Maß unserer Sprache. Auch wenn wir wahrscheinlich fast alle in der Schule den Duden um die Ohren bekommen haben, wenn wir etwas falsch geschrieben haben und er im Alltag von vielen als Standard gesehen wird, sehen das nicht alle Sprachwissenschaftler so. Manche Sprachwissenschaftler verdrehen sogar die Augen, wenn man ihrer Meinung nach den Duden überschätzt in der Bedeutung. Viele schwören da statt dessen auf den so genannten Wahrig. Ob der allerdings aktuell das Wort Icke enthält, kann ich dir gar nicht sagen.
In den Duden kommt im Prinzip das, was eine großer Teil der Bevölkerung über längere Zeit als normale Sprache wahrnimmt. Theoretisch könnte auch so etwas wie diese vong Sprache in den Duden aufgenommen werden, wenn sich das über lange Jahre im Mainstream durchsetzen würde. Dabei ist egal, wie unschön das wirkt. Der Duden ist zuvorderst der Erklärbär. Dort erfährt man, wie man die Wörter schreibt und welche wichtigen grammatischen Merkmale man da kennen sollte.
Dialekt fließt teilweise auch in den Duden ein. Beispielsweise bei solchen Fragen, was der korrekte Plural von einem Wort ist. In manchen Regionen wird eben als Standard wahrgenommen, dass der Plural von der Lastwagen lautet: Die Lastwagen. In anderen Regionen gilt völlig unhinterfragt, dass die Mehrzahl heißt: Die Lastwägen, also mit Umlaut statt ohne. Und natürlich ist das wichtig, dass so etwas im Duden steht, damit solche Unterschiede im Schrifttum nicht als Fehler gesehen werden, wenn sich beide im Recht fühlen.
Ob man jetzt Icke im Duden braucht und ob das gutes Deutsch ist, das ist nicht die Aufgabe vom Duden. Dafür gibt es aus dem Duden Verlag den Band "Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle - Richtiges und gutes Deutsch".
Und für Leute, die Deutsch als Fremdsprache lernen, da ist Dialekt schon wichtig. Nicht immer kann man jemanden fragen, der den Dialekt versteht. Gerade wenn man im Internet Texte liest, die Leute in lockerem Stil verfasst haben, weiß man ja nicht immer, um welchen Dialekt es sich handelt und wen man nun fragen soll.
Der Sprachwandel ist halt so eine Sache, und was Hochdeutsch ist, entscheiden die Sprecher und nicht der Duden. Den Schnatz kenne ich zum Beispiel schon noch. Nur dachte ich bislang, dass der eine Hochsteckfrisur ist. Weil im Märchen die Gänsehirtin ungefähr es so geht, dass die Gänsehirtin erst sich geflochten dann geschnatzt und wieder aufgesatzt haben will, bevor der Wind aufhört zu wehen. Und im Märchen heißt es wirklich nicht aufgesetzt, sondern wird mit a geschrieben, das ist also durchaus gewollt so und kein Tippfehler. Aber das nur am Rande.
Abgesehen davon ist Hochdeutsch auch nur ein Kunstprodukt, das wir dem guten alten Luther zu verdanken haben. Vorher gab es nur Dialekte. Und dass sich ein Kunstprodukt auch wandeln und der Zeit anpassen muss, weil wir nicht über Jahrhunderte exakt wie Luther sprechen können, das dürfte auch klar sein. Von daher wird es weiterhin Hochdeutsch geben, nur eben in einer moderneren Version als heute.
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