Gutes Verhältnis zum Chef wichtig?
Ich habe erst vor Kurzem den Job gewechselt und habe aufgrund dessen natürlich auch einen neuen Chef bekommen. Da ich bei einer Zeitarbeitsfirma angefangen habe, bekomme ich natürlich auch regelmäßig in der Krankenpflege eine neue Station zugeteilt und habe immer wieder ein neues Team. Dementsprechend, da ich meist alle drei bis sechs Monate den Einsatzort wechsle, ist es für mich nicht ganz so dramatisch, wenn ich mich mit dem Team nicht allzu gut verstehe, obwohl es natürlich immer von Vorteil ist, wenn man gerne mit seinen Kollegen zusammen arbeitet.
Zu meinem Chef hingegen habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Es war gleich ein Verhältnis auf einer Ebene per "Du", ich kann mit jedem Problem auf der Arbeit zu ihm kommen und er nimmt alle Sorgen und Nöte ernst, wenn es Probleme gibt und kümmert sich umgehend um die Sachen, die einen belasten. Das persönlich war mir sehr wichtig und für mich auch ein ausschlaggebender Grund wieso ich in dieser Firma angefangen habe. Da ich auch öfter den Einsatzort wechsle, ist eine gute Kommunikation mit ihm sehr wichtig, da ich so auch eventuell länger bleiben kann, wenn ich das möchte, oder eben früher gehen, wenn die Zustände auf der Station nicht zumutbar sind oder ich mich sehr unwohl fühle.
Wie ist es bei euch? Ist es euch wichtig, dass ihr ein gutes Verhältnis zu eurem Chef habt? Oder ist es euch nicht so wichtig und ihr legt mehr Wert aufs Team?
Natürlich sollte man sich mit dem Menschen gut verstehen, der einen bezahlt und für den man arbeitet. Verhält man sich dem Chef gegenüber nicht gut, wird man über kurz oder lang nicht mehr dort arbeiten und das macht ja keinen Sinn, daher sollte man freundlich sein. Jedoch bin ich auch immer ein Mensch gewesen, der Kritik auch äußert. So würde ich nie Dinge verschweigen nur weil man damit anecken könnte. Natürlich macht aber immer der Ton die Musik und daher muss man da auch überlegen mit wem man spricht. Der Chef ist immer eine Person, der man mit Respekt begegnen sollte, wie bei jedem anderen Menschen natürlich auch.
Da ich in einer kleineren Firma arbeite und so ziemlich mit allen Leuten regelmäßig zu tun habe ist es mir natürlich wichtig ein gutes Verhältnis zu allen zu haben. Egal ob Putzfrau oder Chef. Ich glaube es würde schon arg auffallen, wenn sich irgendwelche Kollegen untereinander nicht gut verstehen würden.
Davor habe ich für einen großen Konzern gearbeitet und hatte mit den höheren Führungsebenen kaum etwas zu tun. Selbst meinen direkten Vorgesetzten, den ich als Teamleiterin hatte, habe ich teilweise wochenlang nicht gesehen. Die Situation, dass man den Chef im Druckerraum trifft und sich über die Pläne fürs Wochenende unterhält, gab es da überhaupt nicht. Es war außerhalb des Teams alles schon irgendwie unpersönlich.
Ich finde es schon gut und wichtig ein gutes Verhältnis zum Chef zu haben. Per "Du" muss ich gar nicht unbedingt mit meinem Chef sein, aber ich finde es schon richtig und wichtig wenn ich weiß, dass ich ohne Hadern bzw. Angst mit allen Problemen zu ihm kommen könnte und er mir auch nicht gleich den Kopf abreißt wenn ich mal einen Fehler gemacht habe.
Mit meinem jetzigen Chef können wir uns auch mal ein Späßchen erlauben - an Fasching zum Beispiel - und lachen auch sonst mal zusammen in der Frühstückspause. Außerdem unterhalten wir uns dann auch schon mal ein bisschen über Privates, wie z.B. die Kinder oder Wochenendausflüge - er hat eine Tochter im selben Alter wie meine Tochter. Trotzdem bewahre ich schon ein Stück mehr Distanz zu ihm wie zu meinen Kolleginnen und "duze" ihn auch nicht bzw. wir alle nicht.
In einer ehemaligen Arbeitsstelle war der Chef nicht täglich da. Da waren die Tage an denen sich der Chef angekündigt hat immer die "Horror-Tage". Die ganze lockere Stimmung war an diesen Tagen schon morgens im Eimer und es herrschte eine merkwürdige Anspannung. Man hatte "Angst" irgendetwas Falsches zu machen oder sagen und jeder von uns hat drei Kreuze gemacht wenn die Visite wieder vorbei war. Fehler wurden teilweise vertuscht oder anderweitig ausgebügelt, weil man einfach den Chef nicht "verärgern" wollte. Außerdem war man auch fast schon froh, dass persönliche Anliegen immer über die Personalabteilung an den Chef herangetragen wurden und man in den seltensten Fällen selbst mit ihm reden musste. Das war in meinen Augen das beste Beispiel für ein Chef-Angestellten-Verhältnis wie es auf keinen Fall laufen sollte.
Ich finde halt die Mischung aus beruflicher Distanz und gutem kollegialen Verhältnis macht es aus. Wenn der Chef mit allen per "Du" ist und einen auf "Kumpel" macht kann das zwar auch gut gehen, ich habe aber auch schon mitbekommen, dass es da auch mal zu Schwierigkeiten in der Hierarchie gekommen ist und die Position des "Vorgesetzten" dann nicht mehr ganz so ernst genommen wurde. Da wurde sich dann über Anweisungen hinweggesetzt so nach dem Motto "Uns passiert ja eh nichts, der akzeptiert das schon so".
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